Stühlinger Krankenhaus wird geschlossen

Ende Juli wird der Gesundheitsverbund im Landkreis Konstanz (GLKN) den stationären Betrieb der Stühlinger Loreto-Klinik einstellen. Der Kreistag des Landkreises Waldshut hatte die Situation des Stühlinger Krankenhauses in seiner letzten Kreistagssitzung im Mai 2022 diskutiert und diesen harten Schritt befürchtet.

Die Schließung fußt maßgeblich auf dem wettbewerbsorientierten Gutachten der Beraterfirma Lohfert und Lohfert, das unter anderem für Singen und Radolfzell den Neubau eines mindestens 270 Millionen teuren Zentralkrankenhauses empfiehlt. Viele Menschen in Stühlingen fürchten nun eine schmerzhafte Lücke in der medizinischen Versorgung, auch wenn ein weiterer Betrieb als ambulante Versorgungseinrichtung im Gespräch ist. Dass Krankenhausschließungen die Gesundheitsversorgung vor Ort massiv verschlechtern, leuchtet ein. Zudem belegt eine Forsa-Umfrage, dass die Mehrheit der Befragten (88 Prozent) Krankenhausschließungen ablehnt und sich für eine sichere PatientInnenversorgung ausspricht (96 Prozent).

Nachfolgend dokumentieren wir die Presseerklärung des „Bündnis Klinikrettung“ zur Schließung der Stühlinger Klinik:

Trotz BürgerInnenprotest: Abrupte Klinikschließung in Stühlingen durch den GLKN. 14.000 EinwohnerInnen im Raum Stühlingen verlieren ein in 30 Minuten erreichbares Krankenhaus

Berlin, den 14. Juni 22: Keine drei Monate ist es her, dass der Landkreis Konstanz die Ergebnisse eines Gutachtens zu seinen Krankenhäusern der Öffentlichkeit vorstellte. Nun hat er auf dessen Grundlage die Schließung des Loreto Krankenhauses in Stühlingen bekanntgegeben, das zum Gesundheitsverbund des Landkreises (GLKN) gehört. Bereits Ende Juli soll dieses den Betrieb einstellen. Das Gutachten wurde von der privaten Beraterfirma Lohfert & Lohfert erstellt, die für die Befürwortung von Krankenhausschließungen bekannt ist. BürgerInnen und Beschäftigte im Landkreis Konstanz haben die Ergebnisse und Methoden des Gutachtens kritisiert. Rund um den Bodensee haben sich Engagierte nun in einem „Runden Tisch Klinikrettung“ für den Erhalt aller Krankenhäuser in der Region zusammengefunden. Auch das „Bündnis Klinikrettung“ hat in einer ausführlichen Stellungnahme die Mängel des Gutachtens dargelegt.

Dr. Rainer Neef vom Bündnis Klinikrettung verurteilt den überhasteten Schließungsbeschluss: „Wir fordern den Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz auf, die hastige und undemokratische Schließungsentscheidung zurückzunehmen. Es gab keinerlei Dialog mit den BürgerInnen und Beschäftigten vor Ort und kein Nachdenken über Alternativen. Den Betroffenen wird ein Hauptteil ihrer Gesundheitsversorgung und den Arztpraxen ein wichtiger Kooperationspartner entrissen. Nach einer Schließung können zusätzliche 14.000 Menschen binnen 30 Fahrminuten kein Krankenhaus erreichen.“

Peter Cremer, Betriebswirt und arbeitsorientierter Berater, weist auf die Mängel des Gutachtens hin: „Das Gutachten von Lohfert & Lohfert liefert keine Analyse der Bedarfe von PatientInnen im Landkreis. Alternativen zur vorgeschlagenen Zentralkliniklösung werden nicht ausreichend geprüft. Selbst seine betriebswirtschaftlichen Ausführungen sind mangelhaft: Die Behauptung, ineffiziente Doppelstrukturen seien die Ursache für finanzielle Defizite, ist nicht haltbar. Es ist ein Skandal, dass auf der Grundlage dieses Gutachtens nun ein Krankenhaus geschlossen wird.“

seemoz dokumentierte in drei Teilen die Stellungnahme der Klinikretter zum Lohfert-&-Lohfert-Gutachten: www.seemoz.de/buendnis-klinikrettung und hier findet sich die Bilanz des Bündnisses Klinikrettung zu Klinikschließungen in Baden-Württemberg.

MM/ans
Bild: Bündnis Klinikrettung