Stunk in Petershausen
Die Fahrradstraße in Petershausen hat nur verhaltene Freude ausgelöst, den einen ist sie zu viel Auto, den anderen zu viel Fahrrad. Dass jetzt die Buslinie 6 wegen der für Busfahrer schwierigen Situation an der Einmündung der Markgrafenstraße in die Petershauser Straße verlegt werden soll, bringt die Bürgergemeinschaft Petershausen in Wallung. Wir dokumentieren hier ihren Brief sowie im zweiten Teil einen alternativen Lösungsvorschlag und im dritten Teil eine Stellungnahme der Stadtwerke.
I. Brief der BG Petershausen
Sehr geehrte Herren und Damen der Stadtwerke, Verantwortliche für den Busverkehr,
die Bürgergemeinschaft Petershausen bedauert die Verlegung der Buslinie 6 aus der Markgrafenstraße in die Reichenaustraße. Die z.T. gefährlichen Situationen in dieser Straße sind uns wohlbekannt und vertraut:
• Mit ihren Engstellen ist es zugegeben nicht ganz unproblematisch – das fahrerische Können haben ihre Fahrer jedoch seit über zwanzig Jahren immer wieder unter Beweis gestellt.
• Die Radstraße mit den meist undisziplinierten Radfahrern verschärft diese Situation.
Jedoch gibt es für die gefährlichen Situationen auch Lösungen:
• Fußgängerüberweg und Auf-Pflasterung zur Herabsetzung der Fahrradgeschwindigkeiten.
• Technische Fußgängerbedarfsampel in der Petershauser Str. für Busse schaltbar machen.
• In allen Richtungen Ampeln zur Absicherung der Busauslenkung.
• Ein besseres und sichereres Miteinander von Bussen, Rädern und auch PKWs in der Markgrafenstraße ermöglichen durch konsequente disziplinarische Maßnahmen der Ortspolizei, KOD: Geschwindigkeiten Anlieger überprüfen (und zusätzlich evtl. Einbahnverkehr; PP verlegen).
Die Markgrafenstraße führt mittig durch das am dichtesten besiedelte Quartier mit hohem Fahrgastaufkommen und ist somit für die meisten Bürger gut erreichbar:
• Nicht wenig davon sind ältere Bürger, welche auf Rollatoren angewiesen sind.
• Der Bahnhof/Haltepunkt [Petershausen, d. Red.] wird gerade ausgebaut, womit eigentlich die Buslinie näher heran- statt abrücken sollte!
Die Verlegung der Haltestellen bedeutet eine höhere Belastung für die meisten Ihrer Fahrgäste.
Wir bitten deshalb höflich, die Verlegung nochmals zu prüfen und die Haltestellen in der Markgrafenstraße weiterhin anzufahren.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Christian Millauer
Dietmar Messmer
Gesch.Vorstand der BGP
Internet www.bg-petershausen.de
E-Mail: bgp-konstanz@web.de
II. Weiterer Vorschlag
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Verlegung der Linie 6 in die Reichenaustraße halte ich nicht für gründlich durchdacht.
Um den Bahnhaltepunkt Petershausen anzubinden, wäre es doch effektiver, die Linie 6 durch die Bruder-Klaus-Straße zu führen und eine Haltestelle am Alemannenplatz einzurichten.
Mit freundlichen Grüßen
Friedrich Kratzer
BGP
III. Stellungnahme der Stadtwerke zur Verlegung der Buslinie 6
Sehr geehrte Damen und Herren,
gerne teilen wir Ihnen auf die Anfrage der CDU Fraktion vom 26.02.2019 mit, welche Gründe zur Änderung der Streckenführung geführt haben.
Zuverlässigkeit und Sicherheit sind wichtige und unabdingbare Qualitätsmerkmale eines Stadtbusverkehrs. Die Erfüllung dieser Kriterien wird u.a. dann schwierig, wenn sich Busse und Radverkehr eine unterdimensionierte Trasse oder Kreuzungsbereiche teilen.
Mit Einrichtung der Fahrradstraße wurde in der Petershauser Straße eine solche Situation geschaffen. Die Radfahrer verkehren nun nicht mehr auf den seitlichen Radwegen, sondern gleichberechtigt auf der Fahrbahn. Damit ist der Gesamtverkehr auf der Fahrbahn deutlich gestiegen, Bus- und Radverkehr sind näher zusammengerückt, der für den Linienverkehr zur Verfügung stehende Verkehrsraum ist entsprechend reduziert und wird oftmals durch Parker in zweiter Reihe weiter eingeschränkt. Zusätzlich ist durch die Einrichtung der Fahrradstraße die Geschwindigkeit des Radverkehrs unverkennbar gestiegen.
In Kombination führte dies zu einer Verschärfung der Verkehrssituationen in diesem Bereich. Die hieraus resultierenden Sicherheitsbedenken wurden bereits kurz nach Eröffnung der Fahrradstraße durch das betroffene Fahrpersonal sowie auch durch den Betriebsrat der Stadtwerke Konstanz GmbH vorgebracht.
Im Monat September 2018 wurde daher durch das Fahrpersonal auf der Linie 6 eine Erfassung aller kritischen Situationen im Bereich Markgrafenstraße/ Fahrradstraße durchgeführt. Nach Auswertung dieser Daten wurde klar, dass zu den bekannten Problemen in der Markgrafenstraße zwei zusätzliche Gefahrenpotentiale in der Fahrradstraße hinzugekommen sind, die teilweise durch die Nichteinhaltung der Verkehrsregeln durch Radfahrer verursacht werden.
So wurden mehrfach Busse, die ihre Absicht nach links in die Markgrafenstraße abzubiegen durch rechtzeitiges Setzen des Blinkers kundgetan haben, von Radfahrern links oder rechts überholt. Die Gefahren, die von einem beim Abbiegevorgang ausschwenkenden Busheck ausgehen, sind vielen Verkehrsteilnehmern nicht bewusst.
In gegenläufiger Richtung geht die größte Gefahr von dem Umstand aus, dass die bisherige Trennung der Verkehrsströme an der Kreuzung Reichenau-/Petershauser Straße aufgehoben wurde, so dass nun MIV [Mobiler Individualverkehr, d. Red.] und Radverkehr den Kreuzungsbereich gemeinsam nutzen. Die durch die Ampelschaltung geplante zeitliche Trennung der Verkehrsströme (MIV/Radverkehr) funktioniert in der Praxis nicht, da immer wieder Radfahrer die Grünphase des MIV mitnutzen. So kommt es dann im Kreuzungsbereich zu Konfliktpotenzial zwischen ausschwenkendem Busheck und Radfahrern. Im September wurde diese kritische Situation, verursacht durch einen Rotlichtverstoß seitens des Radfahrers, über 200 Mal dokumentiert.
Konfliktbereich Kreuzung Reichenau- /Petershauser Straße
Aus den genannten Gründen haben die Stadtwerke und die Verkehrsplanung im Amt für Stadtplanung und Umwelt der Stadt Konstanz im Oktober 2018 alternative Linienführungen für die Linie 6 geprüft. Eine Verlegung der Linienführung in die Klingenbergstraße wurde insbesondere wegen der geringen Straßenbreite bzw. des ggf. erforderlichen Stellplatzverlustes abschlägig beurteilt.
Somit wurde die Verlegung der Linie 6 auf die Reichenauer-/ Schneckenburgstraße erforderlich, wenngleich eine solche Verlegung nicht im Einklang mit den verkehrlichen Grundsätzen der Nahverkehrsplanung steht. Im Ergebnis einer Abwägung der Interessen der beteiligten Verkehrsteilnehmer konnte jedoch unter dem Aspekt der Sicherheit, bei Beibehaltung der Radwegeführung in der Petershauser Straße, keine bessere Lösung gefunden werden.
Dementsprechend wurde die Thematik „Linienführung der Linie 6 nach Einführung der Fahrradstraße in der Petershauser Straße“ eingehend im Ausschuss Stadtbusverkehr am 07.02.2019 behandelt.
Neue Linienführung Linie 6
Die Wohnbereiche südlich der Bahnlinie liegen von den neuen Haltestellen in der Reichenaustraße noch innerhalb eines Radius von ca. 300 m (ca. 5 Min. Fußweg) und somit innerhalb der laut Qualitätskriterien der Nahverkehrsplanung fußläufig erreichbaren Distanz. Die Vorgaben im Nahverkehrsplan hinsichtlich der Erreichbarkeit von Haltestellen sind somit weiterhin erfüllt.
Mit freundlichen Grüßen
Kuno Werner
Dr. Norbert Reuter
Geschäftsführer
Textquelle: Briefe (Grafiken: Stadtwerke Konstanz, Foto O. Pugliese)
Tatsache ist: die Stadtwerke haben den Betrieb der Buslinie 6 Tembrink/Markrafenstraße eingestellt, weil es aufgrund undisziplinierter RadlerInnen zu gefährlichen Situationen an den betroffenen Kreuzungen gekommen ist. Dies ist zumindest die abgebene Erklärung. Dass die Markgrafenstraße längst als Durchfahrststraße missbraucht wird, ist nichts Neues, fehlende Kontrollen ebenfalls nicht. Mit der steigenden Anzahl von Studierenden hat sich die Anzahl der Radfahrenden extrem erhöht. Schön wäre das, wenn sich daraus ein freundliches rücksichtsvolles Miteinander entwickelt hätte, hat es aber nicht. Seit 15 Jahren fahre ich täglich mehrmals die Schottenstraße Richtung Petershauser Straße und zurück, logisch als Anwohnerin Paradies. In den letzten Jahren ist die Gefahr, heil an den jeweiligen Zielen anzukommen: der Autoverkehr ist gestiegen und dadurch das Chaos an den diversen Kreuzungen, ebenso aber der Anteil an Radlern, die der Verkehrsregeln ganz offensichtlich nicht mächtig sind, denen aber leider auch weder Rücksicht, noch Freundlichkeit, noch Respekt vor anderen Verkehrsteilnehmern auf 2 Rädern beigebracht wurde.
Die Situation in der Petershauser Straße hat sich seit der unglücklichen Veränderung verschärft. Und die Stadt Konstanz lädt noch dazu ein, doch zu dritt oder zu viert nebeneinander zu fahren, da fällt mir nix mehr ein. Dass aufgrund leichtsinniger, gedankenloser, ahnungsloser Radler die dringend notwendigen Haltestellen im inzwischen dicht besiedelten Viertel gestrichen werden, ist absurd – oder ein vorgeschobener Grund. Lösungen wurden bereits angesprochen. Eine vorherige Bürgerveranstaltungen mit deren Vorschlägen und umsetzbaren Lösungen, wäre sinnvoll gewesen. Die Gefahr wird ohne Busverkehr übrigens nicht weniger.
Die Fahrradzählstelle im Herosépark macht heute einen traurigen Eindruck, sie wurde Opfer einer heimtückischen Farbattacke. Vielleicht ein konzertierter nächtlicher Angriff der Autofahrer-Lobby? Aber das ist natürlich reine Spekulation, denn bisher wurde wohl noch kein Bekennerschreiben gefunden. Siehe hier und hier.
Ich fahre in Konstanz fast alles mit dem Fahrrad. Die neue Fahrradstraße meide ich inzwischen völlig. Ich fühle mich auf jedem herkömmlichen Fahrradweg oder von mir aus auch auf der normalen Straße sicherer. Ich habe mehrmals so gefährliche Situationen erlebt, an denen nicht wirklich einer allein schuld ist, sondern eher die unsägliche Verkehrsführung.
Dass der Busverkehr jetzt auf eine autogerechte Straße ausweicht, ist ungerecht, weil es auf Kosten derer geht, die als Benutzer der Öffentlichen Verkehrsmittel keinerlei Schuld tragen an dieser „verfahrenen“ Situation. Das zeigt die Stellungnahme der Petershäusler sehr eindrucksvoll.
Warum kann man nicht über einen gewissen Zeitraum eine Verkehrskontrolle dorthin schicken und diejenigen, die sich hier mit dem Recht des Stärkeren durchsetzen, auf die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung überprüfen und notfalls Strafzettel verteilen (als Alternative zum „Ohrenziehen“)? Zum Beispiel.
Wann gelangt die Nachricht, dass Farräder in der Stadt am besten aufgehoben sind, wenn sis auf ganz “normalen“ Verkehrsstraßen rollen dürfen, auch zu unseren Verkehrsplanern? Dass sie dort den Autoverkehr effektiv und naturgemäß beruhigen und sich selbst damit zwingen, die STVO einzuhalten, ist einer der erwiesenen Vorteile dieser Maßnahme. Braucht vielleicht seine Zeit, ist aber nachhaltig.
Aus wichtigen neuen Untersuchungen zum städtischen Verkehr ergibt sich folgendes Bild: Radfahren ist inzwischen so beliebt wie Autofahren. Dem Fakt muss man Rechnung tragen. Sämtliche Sonderregelungen für Radfahrer, wie es Merit Stocker treffend beschreibt, werden der neuen Lage nicht mehr gerecht:
Blaue Streifen für Radler (Fahrradstraße) verwirren offensichtlich die Autofahrer, die nicht mehr wissen, wie und wo sie fahren dürfen und suggerieren den Radlern zu Unrecht Sicherheit. Radwege mit Rad-Gegenverkehr sind hochgefährlich für die Radler selber, die an allen auch noch so unübersichtlichen Stellen gerne überholen oder ganz einfach mit ihren Riesenanhängern vom Weg abkommen (Dreherkurven vor und nach der Rheinbrücke, Seestraße…). Radwege, die direkt an Bushaltestellen vorbei oder sogar durch sie hindurchfahren (Kliniken Konstanz, Theater …) sind ein ständiger Unsicherheitsfaktor für Fußgänger und aussteigende Busfahrer. Zu enge Radwege neben den Fußgängerwegen (Konzilstraße, Unterführung und Aufgänge Rheinbrücke…) sind tägliche Herausforderungen und Schreckensanlässe mit Springübungen für Fußgänger. Fehlende oder gar keine Ampelführungen (Eingang Zollernsraße, Inselhotel…) für Radfahrer sind sehr verwirrend und gefährlich für alle.
Alle diese Beispiele haben ihren Fehler darin, dass Sie den Radverkehr -wie früher gewohnt – mit dem Fussgängerverkehr zusammen oder auf Nebenwege legen anstatt auf die Verkehrsstraße, wo er inzwischen hingehört.
Die Autofahrer werden auf jeden Fall Rücksicht auf Radler nehmen (müssen), wenn die so zahlreich daherkommen, wie es jetzt glücklicherweise der Fall ist. Sie werden gezwungen, langsam und achtsam zu fahren. Dafür haben die Fußgänger ihre Ruhe auf ihrem eigenen Weg und die Autofahrer werden nicht überall verjagt, wo sie gar nicht stören, wenn sie langsam fahren (Zollernstraße).
Das hat den großen Vorteil, dass der Verkehr sich per se beruhigt, ohne die ganzen Sonderregelungen.
Zur wirklichen Lösung neuer Verkehrsprobleme braucht es mehr Geist, als einfach eine Radstraße nach der anderen zu erfinden, wie das in der Stadt gerade Mode ist. Gefragt ist ein Gesamtkonzept für alle!
Aber ich habe doch gar kein Auto, liebe Frau Stocker! 😉 Ich bin entweder zu Fuß oder auf meinem (langsamen, gemütlichen) Fahrrad unterwegs! (Von daher erlaube ich mir , Ihren ersten Absatz über irgendwelche Rotlichter und Flens-Punkte blos grob und kommentarlos zu überfliegen…) – Über die Sache, daß Autofahrer in Konstanz stärker zur Kasse gebeten werden sollten: Gerne mehr! – Ist ebenso mein Credo: Primär fürn Free-ÖPNV: auf jede Parkhausstunde n paar Cent, auf jeden im Kreis verkauften Liter Sprit nen Cent, zudem den ganzen Kontrollapparat (Fahrscheine, Kontrolleure, Automaten, deren Wartung…- jedes Modell, was die Beibehaltung des Kontrollappparates vorsieht, ist mMn untauglich) einfach weglassen – und die Busse fahren „gratis“) – Ansonsten: Warum so garstig? Wir sind doch völlig einer Meinung! Der Verkehr (allgemein) ist viel zu schnell (geworden)! Der Radverkehr im speziellen aber manchmal inzwischen halt auch beängstigend..! Und: funktioniert, ganz allgemein, je langsamer desto besser und friedlicher! -Mag Ihnen entgangen sein, aber: ich verteidige hier 99,9% aller Radler! – Der jeweils Eintausendste ists, der mich ärgert, der testosterongeladene Irre, der meint, dort mit 60-70 Sachen durchstechen zu müssen – weil er den Kick braucht oder nen Touch schneller an der Beachbar sein möchte oder davon ausgeht, par se, qua Wahl seines Verkehrsmittels im Recht eingebauter Vorfahrt zu sein…whatever…! – Und da bin ich ganz eindeutig auf der Seite der betroffenen Leute in Markgrafenstr.+drumrum: Was dieser jeweils Eintausenste Radler sich selbst, Frage der Zeit, antut, ist bis zu nem gewissen Grad seine Sache, aber dass für dessen Verhalten quasi „Alle“ bestraft werden ist nicht in Ordnung! (Meinen fiktiven Eintausensten „gendere“ ich übrigens absichtlich nicht: „weibl.“ sah ich in beschriebener Spezies glaub noch nie…)
Hier werden wieder ohne sichtbare Not Langsamverkehre gegeneinander ausgespielt. Rücksichtslose Radfahrer sollen für eine massive Verschlechterung des Busverkehres herhalten.
Sicherheit ist ein ernstzunehmendes Argument. Es darf aber nicht dazu führen, dass die Stadtwerke ihre Daseinsvorsorgepflicht nicht mehr erfüllt.
Auch wenn es nur 1 Promille der Radfahrer waren, die uneinsichtig, selbstgefährdend und bei Rot die Reichenauerstraße von der Petershauserstraße kommend mit den Bussen gequert haben, sind 200 deutlich zu viele.
Das ist aber bei den Ursachen zu bekämpfen! Rotlichtverstöße bringen auch für Radfahrer einen Punkt in Flensburg und bis zu 180 EUR Bußgeld (https://www.bussgeldkatalog.org/fahrrad-rote-ampel/). Das spricht sich bei Kontrollen schnell herum.
Außerdem war es der erste Sommer mit dieser ganz neuen Situation, in einer Phase, in der auch die Stadt in der Gestaltung noch nachbesserte, als die Stadtwerke die Konfliktsituationen dort aufzeichnen ließen. D.h. auch hier ist noch ein massiver Lerneffekt, erst recht bei gleichzeitiger Polizeikontrolle, zu erwarten.
Ohne mit dem Zirkel nachgemessen zu haben, habe ich erhebliche Zweifel, ob die Stadtwerke die Nahverkehrsziele mit max. 300 m Laufweg von Haustür zur Haltestelle einhalten. Hier scheinen Richtlinienvorgaben keine Rolle zu spielen.
Selbst wenn dem so wäre, wird dem bevölkerungsreicheren Teil der Siedlung südlich der Bahnlinie ein um mindestenst 200 m weiterer Zuweg, also 3 Gehminuten bei jeder Wetterlage zugemutet. Das ist eine deutliche Fahrgastverhinderungsmaßnahme.
Auch an Bahnübergängen gibt es unbefriedigende Situationen, teils mit tödlichem Ausgang, mit uneinsichtigen, selbstgefährdenden Verkehrsteilnehmern. Dennoch ist die Bahn bislang zum Glück nicht auf die Idee gekommen, die Strecke nach Konstanz stillzulegen.
Eine fahrgastfreundliche Lösung des Problems könnte auch darin liegen, vorübergehend deutlich weniger ausscherende Busse auf dieser Linie einzusetzen.
Wenn Sie meinen, Herr Behringer, dann stellen wir doch dem einmal das Verhältnis von Verstößen der Autofahrer gegenüber, dass wohlgemerkt Geschwindigkeitsüberschreitungen betrifft, keine Rotlichtüberfahrung, die bekanntermaßen zum Führerscheinentzug, hoher finanzieller Abstrafung und Punkten in Flensburg führt, weil sie eine erheblich höhere Gefährdung darstellt. Der Vergleich ist also nicht auf derselben Ebene. Trotzdem: es fuhr also im November 2018 von 2,3 Millionen Autofahrern in der Reichenaustraße, jeder 370ste zu schnell. Die Anzahl derer, die eine rote Ampel überfuhren dürfte erheblich geringer sein.
Tatsache ist: die Stadt hatte eine halbe Million Euro Einnahmen! Was hat sie von den Radlern? Nichts! Ich erwähne das nur, um den Interessenskonflikt darzustellen.
Im Übrigen ist es eine Fahrradstraße mit Zulassung für Kraftfahrzeuge, die Gründe dafür lasse ich mal beiseite. Tatsache ist, die hochstilisierten Feindbilder, wie Herr Schalley schreibt, bringen uns nicht weiter. Meine persönliche Überzeugung ist, zumindest die innerstädtischen Straßen, sollten für alle sein. Die Abschaffung von mindestens 50 % der Ampeln, die Entfernung der Linien für Fahrradwege, Vortritt für die Fußgänger an den Zebrastreifen (auch ohne Ampeln, versteht sich), und schon hätten wir eine deutlich friedlichere Situation. Warum?
Beobachtung einer Situation bei Ausfall der Ampelanlagen am Zähringerplatz: Alle Verkehrsteilnehmer näherten sich langsam, waren achtsam und aufmerksam – wie es sein soll. Der Verkehr verlief reibungslos, bei Unsicherheiten verständigten sich die Verkehrsteilnehmer per Handzeichen und siehe da, es hat funktioniert. Jeder Platzanspruch verleitet den Menschen zu Revierverhalten und der Verteidigung gegen Eindringlinge – ganz gleich, ob Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer.
Last not least – warum brauchen wir hier ein Klein-Kopenhagen? Können wir nicht einfach Konstanz sein?
In dieser Stadt brauchen wir keine Straßen für Auto- bzw. mobilen Individual- und Busverkehr, wir brauchen nur noch Stellplätze. Straßen als Stellplatzschläuche.
Alles andere abschaffen!
In der Stellungnahme der Stadtwerke heißt es: „Im September wurde diese kritische Situation, verursacht durch einen Rotlichtverstoß seitens des Radfahrers, über 200 Mal dokumentiert.“ – Uiiuuiuuii, ganze 200 in 30 Tagen im Hochsommer? Doch so viele? Jetzt bin ich aber verwirrt! – Es wurde doch ständig kolportiert, dass es hier um ein grundsätzliches Problem ginge, daß sich ganz gaanz gaaanz brutal viele, ja wahrscheinlich sogar fast alle fahrradfahrenden Menschen so rücksichtslos und selbstgefährdend verhalten würden, daß man dem Druck des „Nach-mir-die-Sintflut-Verhaltens“ nachgeben müsse… – Und dann geht’s um 200 in 30 Tagen, also grob überschlagen um ein Promille aller Radfahrenden auf dieser Route! (Man blicke auf unseren schicken Radlzähler im Herose: http://eco-public.com/ParcPublic/?id=4586# wo es heißt: Tagesdurchschnitt 5749, Gestern, 12.03., 7964 ) Nur weil sich also ca. jeder Tausendste nicht zu benehmen weiß und sich gerne selbst gefährdet, soll darunter nun ein ganzer Stadtteil leiden?
Das Bild, das den Artikel begleitet, zeigt ganz gut, wie schwer es zum Teil als Radelnder in der FAHRRADstraße ist, sich regelkonform zu verhalten. Kein Durchkommen. Ich denke, dass sich die gefährlichen Situationen mit den Bussen verringern würden, wenn weniger bzw. keine Autos dort führen. Und ich kann nicht verstehen, warum man z.B. auch nicht auf die Idee gekommen ist, die Straße beispielsweise durch Poller am Bahnübergang, der ja ohnehin schon oft eine Barriere ist, für den Autoverkehr, aber eben nicht für Radler, zu teilen. Alles mit dem Auto erreichbar, kein Durchgangsverkehr. Die Einbahnstraßenlösung hätte sicher auch ihre Stärken. Ich will keine Radfahrer_innen in Schutz nehmen, die sich nicht an Regeln halten, aber ich finde es nicht angemessen, ihnen die alleinige Schuld zuzuweisen.
@Sylvester Schalley
Für den Fall, daß es Ihnen entgangen ist: Es geht hier um eine Fahrradstraße. Daß hier allein schon aufgrund der Planung Konflikte eingebaut wurden, haben wir der großartigen Verwaltung dieser Stadt zu verdanken.
Grundlegend: Eine Fahrradstraße mit Autos zu planen, ist zwischen hirnrissig und schizophren, belegbar mit dem aktuellen Chaos. Es hätte nicht eines Prachtboulevards dafür bedurft. Die Breite des Radweges an der Bahn reicht locker für zügiges Vorankommen, aber eben nur für Fahrräder. Daß die Stadt eine solche Trasse nicht aus dem Ärmel schütteln kann, liegt auf der Hand. Daß sie andererseits nicht die Phantasie aufbringt, die Straße bspw. durch eine Einbahnregelung für Autos und Trennung vom Fahrradbereich für diesen zu entschärfen, liegt an der Denkstruktur von Förstern und PS-Fetischisten.
Noch einige Worte zu „Ein freundliches An-Den-Ohren-Ziehen“: Wer seiner Meinung nach zu Unrecht so behandelt wird, könnte als Reflex einen Leberhaken im Repertoire führen. Adrenalieren Sie ruhig weiter.
Das Problem ist die Umsetzung. Hier wurden dermaßen viele Fehler gemacht, um mal einige aufzuzählen:
– Auf Seite Jahnstraße ist der Wartebereich bei geschlossener Schranke schlecht markiert. U.a. durch die Kreuzung stehen hier nun Autos in erster Reihe und es sammeln sich Fahrradfahrer um die wartenden Autos herum, was beim Anfahren zu chaotischen Situationen führt.
– In die andere Richtung gibt es immer noch einen Teil seitlicher Schutzstreifen. Das hat zur Folge dass immer wieder rechts abbiegende Autos von Fahrradfahrern rechts überholt werden. Und als Autofahrer ist man ebenfalls verunsichert weil die Verkehrslage hier unübersichtlich ist. Was dazu führt dass einige sich nicht trauen abzubiegen und die Autos sich unnötig rückstauen.
– Die katastrophale Gestaltung der Kreuzung an der Reichenaustraße wurde ja bereits erwähnt. Rechtsabbieger auf der Fahrradspur, das Ignorieren der Rotphasen für Fahrradfahrer, das Plakat was eine 30er-Zone suggeriert. Ich kann auch nicht verstehen warum man nicht noch etwas Farbe übrig hatte um die Vorfahrt auf Seite Herosé-Park zu regeln. So schieben sich jetzt Fahrräder aus drei Richtungen in die Fahrradstraße zur Fahrradbrücke.
Mich würde auch mal interessieren wer auf die Schnapsidee kam Parkplätze vor dem Hof der Petershausener Str. 27 einzurichten. Wäre es nicht genauso möglich gewesen auf gegenüberliegender Seite die Parkplätze quer zur Fahrbahn aufzumalen?
Die Möglichkeit einer Ampelschaltung am Ende der Markgrafenstraße scheint sinnvoll. Eine künstliche Herabsetzung der Geschwindigkeit fände ich nicht gut. Um die Verkehrssituation zu verbessern braucht es mehr Fahrradstraßen auf denen man auch als Farrahdfahrer schnell vorankommt.
Eine Kontrolle der durchfahrenden Fahrzeuge im Anliegerbereich der Markgrafenstraße findet meines Wissens überhaupt nicht statt. Mehr noch, die Straße wird in entgegengesetzter, eigentlich gesperrter, Richtung durch Streifenwagen bei An- bzw. Rückfahrt zum Präsidium genutzt. Da ich, aufgrund des unebenen Belags, gerne mittig mit dem Fahrrad fahre kam es dadurch schon mehrfach zu brenzligen Situationen weil man schlicht nicht damit rechnet.
Eine Linienführung durch die Bruder-Klaus-Straße wird ebenfalls schwierig werden. Hier ist es manchmal selbst für Autofahrer schwierig noch durchzukommen. Selbst im Kreuzungsbereich der Von-Emmich / St. Gebhard Str. werden regelmäßig Fahrzeuge abgestellt.
Stellt sich die Frage ob es mittelfristig zielführend ist das alle anderen Verkehrteilnehmer darauf Rücksicht nehmen müssen, das sich leider ein Grossteil der Radfahrer nicht an für alle geltenden Vorschriften halten kann, spannenderweise unter Gefährdung des eigenen Lebens. Ich für meinen Teil habe da eine gesunde Angst, aber das mag etwas mit Darwinismus und der Ueberbevölkerung zu tun haben. Um ein nötiges Miteinander im Strassenverkehr zu fördern reicht es jedenfalls nicht durch viele, teilweise komplett überzogene, Massnahmen einer Gruppe quasi Narrenfreiheit zu gewähren, auch wenn diese immer die Gefährdungskarte zieht, dabei vergessend das Sie sich oftmals selbst mit voller Absicht in exakt diese Gefahr begeben. Das fördert nur die jetzt schon überbordende Gefährdung die von exakt jener Gruppe ausgeht, deren Vorteil es aber leider auch ist sich in oftmals überheblich-arroganter Art und Weise sich hinter ihrer Anonymität vertecken zu können. Ein freundliches An-Den-Ohren-Ziehen seitens Polizei und Ordnungsamt wäre mittelfristig zielführender für ein Miteinander, den nichts anderes ist der Strassenverkehr wenn man mal die hochstilisierten Feindbilder objektiv beiseite schiebt. Wer das nicht kann hat im Verkehr, unabhängig von seinem Vehikel, eh nichts verloren. Dazu gibt es den Paragraphen der nötigen charakterlichen Eignung in der StVO.