Stunk in Petershausen

Die Fahrradstraße in Petershausen hat nur verhaltene Freude ausgelöst, den einen ist sie zu viel Auto, den anderen zu viel Fahrrad. Dass jetzt die Buslinie 6 wegen der für Busfahrer schwierigen Situation an der Einmündung der Markgrafenstraße in die Petershauser Straße verlegt werden soll, bringt die Bürgergemeinschaft Petershausen in Wallung. Wir dokumentieren hier ihren Brief sowie im zweiten Teil einen alternativen Lösungsvorschlag und im dritten Teil eine Stellungnahme der Stadtwerke.


I. Brief der BG Petershausen

Sehr geehrte Herren und Damen der Stadtwerke, Verantwortliche für den Busverkehr,
die Bürgergemeinschaft Petershausen bedauert die Verlegung der Buslinie 6 aus der Markgrafenstraße in die Reichenaustraße. Die z.T. gefährlichen Situationen in dieser Straße sind uns wohlbekannt und vertraut:

• Mit ihren Engstellen ist es zugegeben nicht ganz unproblematisch – das fahrerische Können haben ihre Fahrer jedoch seit über zwanzig Jahren immer wieder unter Beweis gestellt.
• Die Radstraße mit den meist undisziplinierten Radfahrern verschärft diese Situation.

Jedoch gibt es für die gefährlichen Situationen auch Lösungen:

• Fußgängerüberweg und Auf-Pflasterung zur Herabsetzung der Fahrradgeschwindigkeiten.
• Technische Fußgängerbedarfsampel in der Petershauser Str. für Busse schaltbar machen.
• In allen Richtungen Ampeln zur Absicherung der Busauslenkung.
• Ein besseres und sichereres Miteinander von Bussen, Rädern und auch PKWs in der Markgrafenstraße ermöglichen durch konsequente disziplinarische Maßnahmen der Ortspolizei, KOD: Geschwindigkeiten Anlieger überprüfen (und zusätzlich evtl. Einbahnverkehr; PP verlegen).

Die Markgrafenstraße führt mittig durch das am dichtesten besiedelte Quartier mit hohem Fahrgastaufkommen und ist somit für die meisten Bürger gut erreichbar:

• Nicht wenig davon sind ältere Bürger, welche auf Rollatoren angewiesen sind.
• Der Bahnhof/Haltepunkt [Petershausen, d. Red.] wird gerade ausgebaut, womit eigentlich die Buslinie näher heran- statt abrücken sollte!

Die Verlegung der Haltestellen bedeutet eine höhere Belastung für die meisten Ihrer Fahrgäste.

Wir bitten deshalb höflich, die Verlegung nochmals zu prüfen und die Haltestellen in der Markgrafenstraße weiterhin anzufahren.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Christian Millauer
Dietmar Messmer
Gesch.Vorstand der BGP
Internet www.bg-petershausen.de
E-Mail: bgp-konstanz@web.de


II. Weiterer Vorschlag

Sehr geehrte Damen und Herren,
die Verlegung der Linie 6 in die Reichenaustraße halte ich nicht für gründlich durchdacht.

Um den Bahnhaltepunkt Petershausen anzubinden, wäre es doch effektiver, die Linie 6 durch die Bruder-Klaus-Straße zu führen und eine Haltestelle am Alemannenplatz einzurichten.

Mit freundlichen Grüßen
Friedrich Kratzer
BGP


III. Stellungnahme der Stadtwerke zur Verlegung der Buslinie 6

Sehr geehrte Damen und Herren,
gerne teilen wir Ihnen auf die Anfrage der CDU Fraktion vom 26.02.2019 mit, welche Gründe zur Änderung der Streckenführung geführt haben.

Zuverlässigkeit und Sicherheit sind wichtige und unabdingbare Qualitätsmerkmale eines Stadtbusverkehrs. Die Erfüllung dieser Kriterien wird u.a. dann schwierig, wenn sich Busse und Radverkehr eine unterdimensionierte Trasse oder Kreuzungsbereiche teilen.

Mit Einrichtung der Fahrradstraße wurde in der Petershauser Straße eine solche Situation geschaffen. Die Radfahrer verkehren nun nicht mehr auf den seitlichen Radwegen, sondern gleichberechtigt auf der Fahrbahn. Damit ist der Gesamtverkehr auf der Fahrbahn deutlich gestiegen, Bus- und Radverkehr sind näher zusammengerückt, der für den Linienverkehr zur Verfügung stehende Verkehrsraum ist entsprechend reduziert und wird oftmals durch Parker in zweiter Reihe weiter eingeschränkt. Zusätzlich ist durch die Einrichtung der Fahrradstraße die Geschwindigkeit des Radverkehrs unverkennbar gestiegen.

In Kombination führte dies zu einer Verschärfung der Verkehrssituationen in diesem Bereich. Die hieraus resultierenden Sicherheitsbedenken wurden bereits kurz nach Eröffnung der Fahrradstraße durch das betroffene Fahrpersonal sowie auch durch den Betriebsrat der Stadtwerke Konstanz GmbH vorgebracht.

Im Monat September 2018 wurde daher durch das Fahrpersonal auf der Linie 6 eine Erfassung aller kritischen Situationen im Bereich Markgrafenstraße/ Fahrradstraße durchgeführt. Nach Auswertung dieser Daten wurde klar, dass zu den bekannten Problemen in der Markgrafenstraße zwei zusätzliche Gefahrenpotentiale in der Fahrradstraße hinzugekommen sind, die teilweise durch die Nichteinhaltung der Verkehrsregeln durch Radfahrer verursacht werden.

So wurden mehrfach Busse, die ihre Absicht nach links in die Markgrafenstraße abzubiegen durch rechtzeitiges Setzen des Blinkers kundgetan haben, von Radfahrern links oder rechts überholt. Die Gefahren, die von einem beim Abbiegevorgang ausschwenkenden Busheck ausgehen, sind vielen Verkehrsteilnehmern nicht bewusst.

In gegenläufiger Richtung geht die größte Gefahr von dem Umstand aus, dass die bisherige Trennung der Verkehrsströme an der Kreuzung Reichenau-/Petershauser Straße aufgehoben wurde, so dass nun MIV [Mobiler Individualverkehr, d. Red.] und Radverkehr den Kreuzungsbereich gemeinsam nutzen. Die durch die Ampelschaltung geplante zeitliche Trennung der Verkehrsströme (MIV/Radverkehr) funktioniert in der Praxis nicht, da immer wieder Radfahrer die Grünphase des MIV mitnutzen. So kommt es dann im Kreuzungsbereich zu Konfliktpotenzial zwischen ausschwenkendem Busheck und Radfahrern. Im September wurde diese kritische Situation, verursacht durch einen Rotlichtverstoß seitens des Radfahrers, über 200 Mal dokumentiert.

Konfliktbereich Kreuzung Reichenau- /Petershauser Straße
Aus den genannten Gründen haben die Stadtwerke und die Verkehrsplanung im Amt für Stadtplanung und Umwelt der Stadt Konstanz im Oktober 2018 alternative Linienführungen für die Linie 6 geprüft. Eine Verlegung der Linienführung in die Klingenbergstraße wurde insbesondere wegen der geringen Straßenbreite bzw. des ggf. erforderlichen Stellplatzverlustes abschlägig beurteilt.

Somit wurde die Verlegung der Linie 6 auf die Reichenauer-/ Schneckenburgstraße erforderlich, wenngleich eine solche Verlegung nicht im Einklang mit den verkehrlichen Grundsätzen der Nahverkehrsplanung steht. Im Ergebnis einer Abwägung der Interessen der beteiligten Verkehrsteilnehmer konnte jedoch unter dem Aspekt der Sicherheit, bei Beibehaltung der Radwegeführung in der Petershauser Straße, keine bessere Lösung gefunden werden.

Dementsprechend wurde die Thematik „Linienführung der Linie 6 nach Einführung der Fahrradstraße in der Petershauser Straße“ eingehend im Ausschuss Stadtbusverkehr am 07.02.2019 behandelt.

Neue Linienführung Linie 6
Die Wohnbereiche südlich der Bahnlinie liegen von den neuen Haltestellen in der Reichenaustraße noch innerhalb eines Radius von ca. 300 m (ca. 5 Min. Fußweg) und somit innerhalb der laut Qualitätskriterien der Nahverkehrsplanung fußläufig erreichbaren Distanz. Die Vorgaben im Nahverkehrsplan hinsichtlich der Erreichbarkeit von Haltestellen sind somit weiterhin erfüllt.

Mit freundlichen Grüßen
Kuno Werner
Dr. Norbert Reuter
Geschäftsführer

Textquelle: Briefe (Grafiken: Stadtwerke Konstanz, Foto O. Pugliese)