Sturm im Wasserglas um Café Mondial

„Finanzspritze für das Café Mondial“ überschrieben wir einen Artikel, der am 2. Mai auf seemoz erschien. Darin wird von einer Medienmitteilung der Landtagsabgeordneten Nese Erikli über eine 17.000-Euro-Landesförderung für das Konstanzer Café Mondial berichtet. Die Mondialos staunten nicht schlecht, denn bei ihnen ist bis heute kein Geld angekommen.

Und sie ärgerten sich, die VertreterInnen des gemeinnützigen Vereins „Café Mondial“. Denn immer häufiger hörten sie Sätze wie diesen: „Bei solch einem Geldregen kann ich meine finanzielle Hilfe für Euch ja einstellen.“ Tatsächlich ist das Spenden-Aufkommen des Vereins seitdem ins Stocken geraten. Doch die Geschichte muss in weiten Teilen neu und anders erzählt werden.

Nicht das Café Mondial oder gar die Konstanzer Landtagsabgeordnete Erikli haben einen Antrag gestellt, sondern Moustapha Diop, Flüchtlingsbeauftragter der Stadt Konstanz. Ihm geht es um die Finanzierung der 450-Euro-Stelle, die Lian Farah derzeit im Café bekleidet – der „einzige Hauptamtliche“ betreut die Koordinierungsstelle am Palmenhaus. Diop also war fleißig und beantragte Fördermittel aus dem Landesprogramm „Gemeinsam in Vielfalt“ für das Café Mondial und für das Konstanzer Künstlerprojekt „Remark“ gleich mit – rund 17.000 Euro total. Auf diese Landesmittel wartete man in Konstanz wochenlang.

Zumindest zum Zeitpunkt der Erikli-Mitteilung Ende April war weder eine Zusage noch das beantragte Geld in Konstanz eingetroffen – es gab wohl vom Ministerium eine informelle, positive Nachricht, aber keine Förderzusage. Die kam erst vor wenigen Tagen, zwei Monate nach der Veröffentlichung. Moustapha Diop konnte vorgestern von einer verlässlichen Zusage über 16.150 Euro aus Stuttgart berichten – 6750 Euro davon gehen zur Finanzierung der 450-Euro-Stelle bis 2019 an das Café Mondial.

Auf diese Unstimmigkeiten angesprochen, ruderte Nese Erikli leicht zurück. Sie habe in Stuttgart sogenannte Hintergrund-Gespräche geführt, zwar keine offiziellen Anträge oder Briefe geschrieben, aber doch – Wochen vor der Konstanzer Verwaltung – Zusagen aus dem Ministerium erhalten. Und natürlich mache sie sich für Café Mondial stark, schließlich sei auch sie dort häufiger Gast – „ich halte das für ein ganz tolles Projekt“.

Also alles nur ein Sturm im Wasserglas? Erikli muss sich vorwerfen lassen, nicht nur mit dieser Medienmitteilung reichlich vorschnell gewesen zu sein – fast im Wochentakt erreichen die Redaktion ähnliche Nachrichten aus dem Landtagsbüro der Konstanzer Abgeordneten. Kaum wahrscheinlich, dass Erikli alle diese Projekte angeschoben hat. Dennoch scheint der Vorwurf mancher Mondialos, sie schmücke sich mit fremden Federn, zu weit hergeholt. Denn so funktioniert PR, so funktioniert Eigenwerbung unserer PolitikerInnen  – mitunter knapp an der Wahrheit vorbei.

hpk

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