„Südkurier“ schließt zwei Redaktionen
Ab Juni dünnt der „Südkurier“ sein Netz an Lokalredaktionen aus: Die Ein-Mann-Lokal-Redaktionen in Furtwangen und Triberg (Schwarzwald-Baar-Kreis) sollen aufgelöst, die Zusammenarbeit mit dem Konkurrenz-Blatt „Schwarzwälder Bote“ hingegen ausgebaut werden. Die Heimatzeitungen reagieren damit nicht nur auf den Leserschwund im Schwarzwald – der „Südkurier“ setzt seine Sparpolitik auf Kosten der Beschäftigten fort.
Erst vor wenigen Wochen musste die Konstanzer Lokalredaktion zum Beispiel ihr ansehnliches, aber sündhaft teures Büro am Fischmarkt aufgeben – sie findet jetzt ihre beengte, aber preiswertere Bleibe in einer ehemaligen Privatwohnung an der Hofhalde, übrigens ein klassischer Fall für die Zweckentfremdung von Wohnraum, gegen die Konstanzer Redakteure des Heimatblattes bislang munter anschrieben.
Wie der Südwestrundfunk (SWR) am Wochenende berichtete, gehen die Einsparungen im Schwarzwald weitaus weiter: Da sollen bereits im Juni die Südkurier-Redaktionen in Triberg und Furtwangen gänzlich aufgelöst werden – zwei Redakteure, zwei fest angestellte Sekretärinnen und etliche freie Mitarbeiter, die erst kurz vor Ostern über diese Rationalisierungen informiert wurden, haben das Nachsehen, waren gegenüber seemoz aber zu keiner Stellungnahme bereit.
Sparen im Schwarzwald
Es ist kein Zufall, dass der „Schwarzwälder Bote“ zur gleichen Zeit seine Lokal-Redaktionen in Donaueschingen und Blumberg schließen will – beide Blätter, so die SWR-Informationen, sparen dadurch Mieten und Personalkosten, ohne den Anzeigen-Markt und die Abonnenten aufzugeben. Denn die jeweiligen Lokalausgaben sollen weiter erscheinen, die Artikel kommen dann vom jeweils anderen Blatt. Sie werden von „SchwaBo“ und Südkurier so aufbereitet, dass der Leser keinen Unterschied zu früher bemerkt. Das allerdings dürfte sich höchstens auf das Layout und weniger auf den Inhalt beziehen.
Rainer Wiesner, der Südkurier-Geschäftsführer, sieht dann auch gegenüber dem SWR keinen Kommentar-Bedarf und spricht lediglich „von internen unternehmerischen Entscheidungen, die die Anzeigenvermarktung betreffen“, während Hans-Peter Schreijäg, SchwaBo-Chefredakteur und auch Geschäftsführer der SchwaBo eigenen Redaktionsgesellschaft, immerhin einräumt, dass es sich um ein „ lokales Agenturmodell der beiden Zeitungen vor dem Hintergrund rückläufiger Auflagen“ handele.
Leserschwund im Schwarzwald-Baar-Kreis
Beide Blätter haben im fraglichen Verbreitungsgebiet nämlich kräftig an Abonnenten verloren. Nach SWR-Recherchen verbucht der Südkurier ein Minus von 5000, der Schwarzwälder Bote von 2000 regelmäßigen Lesern in 15 Jahren – Tendenz weiter fallend. Und die Rundfunk-Kollegen rechnen vor, dass dem Südkurier dadurch jährliche Mindereinnahmen von zwei Millionen, dem SchwaBo von 800 000 Euro entstehen.
hpk (mit SWR-Material)
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