„Tag der Arbeit“ – in Konstanz einmal ganz anders
Der 1. Mai 2014 wird anders als seine Vorgänger gefeiert. Zumindest in Konstanz. Ohne Demonstration und kämpferischen Gastredner, dafür als Stadtteil-Fest mit Kinderprogramm. Klaus Mühlherr, der örtliche DGB-Vorsitzende, und Hanna Binder, stellvertretende Geschäftsfüherin im ver.di-Bezirk Schwarzwald-Bodensee, verteidigten auf einer Pressekonferenz das neue Konzept: „Mit der Gesellschaft müssen sich auch die Aktionsformen der Gewerkschaften erneuern“
Nachdem die Gewerkschaften im letzten Jahr überhaupt keine Maifeier in Konstanz zustande gebracht hatten, soll heuer alles anders werden: Neuer Ort, neues Programm, neues Motto: „Gute Arbeit. Soziales Europa“ – aber auch neues Selbstverständnis? „Nein“, sagt Hanna Binder, „die Inhalte, für die wir auch an diesem 1. Mai einstehen, sind die aktuellen, gewerkschaftlich Forderungen: Mindestlohn ohne Ausnahmen, Rentensicherung, Abbau von Leiharbeit und Minijobs.In Deutschland und Europa muss die Verarmungspolitik auf Kosten der Arbeitnehmer ein Ende finden“. Das sagt die Stadträtin auch in Hinblick auf die anstehenden Europa- und Kommunalwahlen.
Gartenfest am Gewerkschaftshaus…
DGB-Chef Klaus Mühlherr, im Hauptberuf Gymnasiallehrer in Singen, versteht die Kritik am neuen Konzept überhaupt nicht: „Schon immer gibt es in unserem Bezirk unterschiedliche Maifeiern mit unterschiedlichen Verantwortlichen. Die IG Metall richtet das Fest in Singen aus, die Chemiegewerkschaft in Rheinfelden und ver.di zusammen mit dem DGB in Konstanz. Und alle drei Feiern haben im Laufe der Zeit ihr Gesicht geändert.“
In Konstanz gibt es nun keinen Hock mehr im Stadtgarten, sondern von 11 bis 15 Uhr ein Gartenfest rund um das Gewerkschaftshaus in der Beyerlestraße am Zähringerplatz – mit Arbeiterliedern, von Ensemblemitgliedern des Konstanzer Theaters vortragen, mit Tanzvorführungen der kurdischen Gruppe „Pîrozbe“, mit Dosenwerfen, einem Malwettbewerb für Kinder und einem Puppentheater von Irmi Wette.
…im Zentrum des Wirtschaftslebens
„Wir sind hier im Zentrum des Konstanzer Wirtschaftslebens“, verteidigt Binder einmal mehr das neue Konzept, „mit dem Klinikum und der Uni – den zwei größten Arbeitgebern der Stadt – in unmittelbarer Nähe. Deshalb haben wir auch die Kolleginnen und Kollegen, die dort am Maifeiertag arbeiten müssen, auf einen Schluck ins Gewerkschaftshaus eingeladen.“ Der eher familiäre Charakter soll sich Raum schaffen auf der Rasenfläche rund ums DGB-Haus und auf der eigens gesperrten Hansgartenstraße.
Ob allerdings die Maifeier anno 2014 mehr Zuspruch finden wird als ihre Vorgänger-Veranstaltungen in der Innenstadt mit in den letzten Jahren auch immer weniger Teilnehmern, darf bezweifelt werden. Denn unüberhörbar grummeln nicht nur traditionelle Gewerkschafter über die „Familienfeier“, die ihnen zu wenig politisch, zu wenig kämpferisch daherkommt. Allerdings: Auch die offizielle Gewerkschaftspolitik ist diesen Kritikern zu wenig politisch, zu wenig kämpferisch. Da hat dann womöglich Hanna Binder doch recht, wenn sie fordert: „„Mit der Gesellschaft müssen sich auch die Aktionsformen der Gewerkschaften erneuern“.
Autor: hpk
Ja, es wäre sehr viel besser die 1.Mai Veranstaltung, im Stadtgarten abzuhalten.
Dort kommen wenigstens Leute von überall her.
Mit freundl.Gruß
Ursula Bodmann
Das ist doch ein Witz, dass der Umzug ans DGB-Haus hier als gute Idee oder Umstrukturierung verkauft wird. Der Stadtgarten ist mitten in der Stadt, da kommen am Feiertag auch mal so Leute vorbei. Wer kommt denn am DGB-Haus am Zähringerplatz vorbei? Richtig, niemand. So wird die Feier auch für die Öffentlichkeit nicht sichtbar sein, was ist denn dann der Sinn der Veranstaltung?
Mit dem Familiencharacter kann ich mich ja gut anfreunden, aber die Verlegung aus dem Stadtgarten ist völlig unsinnig. Und das Argument, das „die Uni […] in unmittelbarer Nähe“ ist, kann ich mir kaum vorstellen, dass Frau Binder das wirklich gesagt hat. Wenn dem so sein sollte, rate ich doch dazu, noch mal auf den Stadtplan zu schauen: Als ich das letzte Mal geschaut hab lag die Uni noch auf dem Gießberg und der ist nun nicht direkt in der Stadtmitte.