Tanzdemo für mehr Gerechtigkeit

Tanzen gegen Gewalt ist die Idee der Aktion „One Billion Rising“. 2012 fand die Demo zum ersten Mal in New York statt, seitdem verbreitet sich diese Aktionsform über den ganzen Globus. Denn Gewalt an Frauen gibt es überall. Kommenden Samstag wird ab 12 Uhr die Konstanzer Marktstätte zur öffentlichen Tanzfläche.

Weltweit werden eine Milliarde Frauen – one billion – im Laufe ihres Lebens Opfer von Gewalt. In Deutschland ist im Schnitt jede vierte Frau betroffen. „Das ist definitiv zu viel“, findet Julika Funk, Leiterin der Chancengleichheitsstelle der Stadt Konstanz. Und dieses Phänomen ziehe sich durch alle Gesellschaftsschichten, ohne Ausnahme. Darum unterstützt Funke die beiden Organisatorinnen des Konstanzer One Billion Rising (OBR), Claudia Küstner und Adrianne Waidelich (siehe Bild), die die Tanzdemo 2018 zum ersten Mal veranstalteten.

Sie kennen OBR aus anderen deutschen Städten wie Karlsruhe und Tübingen. Der Start in Konstanz vergangenes Jahr war eher enttäuschend: „Auf Grund des Starkregens sind kaum Leute gekommen“, erinnert sich Küstner. In Tübingen hätte es 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegeben, in Konstanz waren es rund ein Dutzend. Doch die beiden Aktivistinnen gaben nicht auf, im Gegenteil: „Wir wollen jedes Jahr professioneller werden“, so Waidelich, „und mehr Kooperationen eingehen.“ Dieses Jahr beteiligt sich die Tanzschule „flamemotions“ offiziell an der Aktion, ebenso „Terre des Femmes“ und das Konstanzer Frauenhaus. Eine Mädchenklasse der Gebhardschule übt die Tanzchoreografie bereits im Sportunterricht ein, somit rechnen die beiden Organisatorinnen für den 16. Februar schon mal mit mindestens 50 Demonstrantinnen und Demonstranten. „Unser Traum ist es aber, dass sich die ganze Marktstätte mit Menschen füllt“, verrät Küstner.

Doppeldeutiges V

Erfinderin des OBR ist die New Yorker Künstlerin und Frauenrechtlerin Eve Ensler. Bekannt wurde sie durch ihre „Vagina Monologe“, aus denen übrigens am 14. Februar in der Buchhandlung RavensBuch in Friedrichshafen anlässlich des „V-Days“ gelesen wird. Die ursprüngliche Idee Enslers war, die Tanzperformance am 14. Februar, dem Valentinstag, zu organisieren. Das „V“ bekommt bei ihr die Doppelbedeutung von Valentinstag, also dem Tag der Liebe, und „Violence“, Gewalt – um so ins Bewusstsein zu rufen, dass viele Frauen eben keine Liebe, sondern Gewalt erfahren. Der erste OBR fand 2012 in New York statt. Seitdem wird die Tanzdemo in vielen Städten auf der ganzen Welt veranstaltet. „Break the Chain“, ein Song von Tena Clark, wurde zur Hymne und bereits in viele Sprachen übersetzt. Die Choreografie zum Tanz bleibt gleich, weswegen es sich lohnt, sich einmal durch die nicht ganz einfachen Schritte durchzubeissen. Denn „wer es einmal kann, hat richtig Spass dabei“, weiss Adrianne Waidelich, die mit ihrer Truppe seit Januar jeden Samstag im Thomas-Blarer-Haus übt. Doch betonen beide, dass das Mittanzen keine Pflicht sei, „Hauptsache, es kommen viele Leute!“

Mit Transparenten durch die Gassen

Die Demo in Konstanz startet am 16. Februar um 12 Uhr, Treffpunkt ist der Kaiserbrunnen an der Marktstätte. „Dort stellen wir uns und den Liedtext vor und beginnen zu tanzen“, erklärt Küstner den Ablauf. „Danach gibt es einen Demonstrationszug durch die Innenstadt. Wir machen immer wieder an Stationen Halt, wo wir tanzen und/oder einen Beitrag zeigen. Die Stationen sind: Hafen, Konzil, Münster und am Ende noch einmal die Marktstätte.“ Als Redebeitrag sei ein Text über das Leben und Wirken von Eve Ensler geplant, den Adrianne Waidelich vortragen wird. Bei aller Schwere des Themas sei es eine sehr positive und Kraft gebende Aktion.

Bereits am 14. Februar findet um 15.30 Uhr ein Flashmob mit Flyeraktion auf der Marktstätte statt, um auf die Demonstration am Samstag hinzuweisen. Küstner: „Wer an der Demo teilnehmen möchte, ist aufgerufen, auf ein kleines Plakat oder einen Block zu schreiben, wofür oder wogegen sie oder er sich erhebt, und es am Samstag mitzubringen“; so liefe es auch an der Hauptdemo in New York ab, von der sie sich inspirieren ließen.

Um OBR bekannter zu machen, beteiligen sich die Organisatorinnen am 8. März, dem internationalen Frauentag, am „Markt der Möglichkeiten“ im K9. Dies ist eine Aktion der Konstanzer Chancengleichheitstelle für alle großen und kleinen Konstanzer Frauengruppen. «Hier wollen wir OBR mit dem Tanz vorstellen», sagt Küstner.

Judith Schuck

Weitere Infos zu OBR-Konstanz gibt es auf der Website der Initiative. Und auf Facebook.


Termin: Samstag, 16. Februar, 12 Uhr. Ort: Marktstätte Konstanz.