Tanzt den BoFo-Boogie

Ja, das BoFo (Bodenseeforum) wird heute wieder mal Thema sein im ehrwürdigen Konstanzer Rathaus. Kinderüberraschung: Das „Haus für alle“ kostet weiterhin Geld, und zwar nicht wenig. Wer hätte das gedacht? Dazu: Die örtliche CDU bläst die Backen auf und warnt eindringlich vor „Extremisten“, die mittlerweile als Wölfe in Schafspelzen an fast jeder Ecke stehen sollen, vor allem im Herose-Park.

Für den Pleitebau am Seerhein wird ein neuer Caterer gesucht, da der Vertrag mit dem alten Ende Februar 2019 ausläuft. Eine europaweite Ausschreibung soll es richten. In der Vorlage für den zuständigen Betriebsausschuss ist zu lesen: „Um für die Zukunft des Bodenseeforums keine vollendeten Tatsachen zu schaffen, soll dieser Vertrag möglichst flexibel gestaltet werden, um auf neue Konzepte reagieren zu können“.

Will heißen: Die Vergabe an einen neuen Caterer erfolgt erst mal für ein Jahr, verbunden mit einer zweijährigen Verlängerungsoption. Schnell taucht da die Frage auf: Wer ist so beknackt und tut sich das an? Erst vor wenigen Wochen war ja sogar schon von einem Verkauf des BoFos die Rede, denn die Hütte fährt ein Minus nach dem anderen ein. Die bisherigen Verluste betrugen jährlich zwischen 2 und 2,5 Millionen Euro und auch für 2019 rechnet man mit einem ähnlichen Ergebnis im tiefroten Keller. Wie die neuen Konzepte ausschauen sollen, steht in den Sternen. Da das Ansinnen der Verwaltung, dazu externen Rat für schlappe 150 000 Euro einzuholen, auf wenig Gegenliebe stieß, werden bis Mitte 2019 wohl noch munter weitere Millionen in den Seerhein gekippt.

Der Tagesordnungspunkt BoFo-Wirtschaftsplan 2019 wird übrigens in nichtöffentlicher Sitzung verhandelt. Warum eigentlich? Längst ist klar, wie es um den Laden steht, da hilft auch keine alberne Heimlichtuerei. Somit entgeht der interessierten Öffentlichkeit, ob die einst lautesten Trommler für das BoFo, unter anderem Jürgen Faden (Freie Wähler), Heinrich Everke (FDP), Wolfgang Müller-Fehrenbach (CDU) und Dorothee Jacobs-Krahnen (FGL), mittlerweile zur Besinnung gekommen sind. Fadens linksliberaler Fraktionskollege Anselm Venedey hat sich übrigens in einem Beitrag im städtischen Amtsblatt offiziell bei den KonstanzerInnen entschuldigt, jemals für das BoFo gestimmt zu haben. Derlei Einsicht ist vom rechten Hardliner Faden, der sich aus unbekannten Gründen gerne als finanzpolitischer Zuchtmeister aufspielt, wohl nicht zu erwarten. Endgültig über den Wirtschaftsplan entscheidet der Gemeinderat am 13.12.

Auch der Haupt- und Finanzausschuss (HFA) tagt heute. Auf der Tagesordnung findet man einen Antrag der CDU mit dem Titel: „Am Seerhein für ein erträgliches Miteinander sorgen“. Anwohner des Seerheins würden immer noch „unzumutbar belästigt“ und „die ständigen unhygienischen und menschlich abstoßenden Verhaltensweisen“ seien konsequent zu ahnden. Mehr öffentliche Toilettenwagen müssten her, zum Beispiel am Kompetenzzentrum, fordern die Antragsteller Müller-Fehrenbach und Roger Tscheulin, damit der Herosé-Park nicht weiterhin mittels Urin und Fäkalien verunstaltet werde. Okay, das klingt erst einmal vernünftig, fehlt es doch an geeigneten Möglichkeiten, Blase und Darm gesittet zu entleeren.

Dann aber lässt einen der Schlusssatz der wackeren Antragsteller eher rätseln. Sie schreiben: „Wir müssen alle Betroffenen schützen und der drohenden Politikverdrossenheit ebenso entgegenwirken wie den Rufen von Extremisten, die vorgeben ‚für mehr Bürgernähe und mehr Bürgerbeteiligung‘ zu sorgen“. Was für Extremisten? Drücken die Konservativen im Vorfeld der Kommunalwahlen schon mal aufs Gaspedal? Auf die Antwort der aufgebrachten Herren darf man gespannt sein.

hr