Theater Konstanz: „Idiotic news“
(hr) Vergangenen Donnerstag stimmte der Konstanzer Gemeinderat dagegen, den Vertrag des Theaterintendanten Christoph Nix um ein Jahr zu verlängern. Ensemblesprecher Georg Melich meinte: „Es ist sehr schade, dass wir die erfolgreiche und schöne Zusammenarbeit nicht noch ein Jahr weiterführen können.“ Ferner sind eine Reihe externer Künstler, die am Haus arbeiten oder gearbeitet haben, Herrn Nix spontan beigesprungen. Hier eine kleine Auswahl der Statements:
Neil LaBute (Regisseur, Schriftsteller)
my dear sir!
i just heard the idiotic news from konstanz—
of course they don’t want to extend you …
you are a thorn in the side of all that is
wrong with that town.
you bring art and truth and those are the
enemies of darkness …
keep fighting the good fight. here if you
need me.
Serdar Somuncu (Regisseur, Kabarettist)
„Als streitbarer Theaterderwisch, der motiviert und mobilisiert, ist Christoph Nix ein unverzichtbares Aushängeschild für die Vielfalt und Toleranz des Konstanzer Kulturangebots.
Gerade in Zeiten von wiederaufkeimendem Extremismus und Engstirnigkeit brauchen wir Freigeister wie Christoph Nix und ihren unbequemen Mut dringender denn je. Konstanz hat mehr Nix verdient!“
Schließlich gab es auch eine Reaktion von Publikumsseite durch die Theaterfreunde Konstanz:
Stellungnahme der Theaterfreunde Konstanz e.V zur Ablehnung des Antrags von Prof. Dr. Dr. Christoph Nix zur einjährigen Verlängerung seiner Intendanz durch den Gemeinderat.
Wir bedauern, dass dem Antrag von Herrn Nix, seine Amtszeit um ein Jahr zu verlängern, nicht statt gegeben wurde.
Herr Nix wollte noch zwei große Projekte in Angriff nehmen: die Ausrichtung des baden-württembergischen Theatertreffens und eine See umspannende Produktion. Beide Projekte, die den überregionalen Ruf des Konstanzer Theaters mehren, erfordern einen enormen Kraftaufwand, ein eingespieltes Team und Zeit.
Wir fürchten, dass die Durchführung dieser Projekte nun gefährdet ist bzw. deren Realisierung auf Kosten anderer Projekte geht.
Barbara Gerking- Dönhardt (Vorsitzende)
Renate Schwalb (stellvertretende Vorsitzende)
MM
Bild: Lutz Rauschnick
Herr Nix, in Bad Hersfeld ist jetzt eine Stelle für Sie frei.
Ihr damaliger Ministerialrat im Kultusministerium in Wiesbaden ist längst im Ruhestand. Sie haben also wieder Chancen den Job zu bekommen.
Zum Glück ist Harald nicht Volkes Stimme!
Ja, mehr Nix wäre weiter das, was unsere Stadt, wir alle und vor allem die beleidigte … „Obrigkeit“ bitter nötig hätte!
Dieser streitbare Zeitgenosse setzt Zeichen, indem er die Zeichen der Zeit aufwirbelt und macht daraus Denkstoffe, die einen packen und aufregen, Kopf und Herz brummen und klopfen lassen.
Einer mit Zivilcourage gegen all die Obrigkeitsduselei und unsere noch immerwährende deutsche Autoritätsgläubigkeit.
„Ein Mütchen kühlen“, hieß es bei mir zuhause, wenn sich Überforderte, an einem, der es „drauf hatte“ und einfach gut war, schäbig ausließen.
Da wurde unserem aufrechtkämpfenden Theatermann eine falsche Rechnung präsentiert!
Mehr direkte Demokratie auch auf Kommunalebene, damit nicht ein paar beleidigte Kleingeister solchen tragischen Murx bewirken.
Meine Anregung: Macht lieber nix und geht ins Theater, solange wir hier den Nix haben!
Ein mutiger, kreativer und vielseitiger Mensch am schönsten Platz in Konstanz, dem Stadttheater! Anstatt ihm zu danken, dass er noch ein Jahr länger die Stadt mit Kultur und guten Ideen beleben und erfreuen möchte, so eine kleinliche Entscheidung!
Und auch noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit! So ist es am einfachsten, Entscheidungen zu treffen, die nicht begründet werden müssen und für die man sich nicht rechtfertigen muss.
Kaum jemand hat über die vergangenen Jahre das kulturelle Leben in Konstanz derart positiv durchmischt wie Christoph Nix. Die jetzige Ablehnung ist in ihrer Eindeutigkeit ein klares Signal gegen einen politisierenden Intendanten, der unserer Stadt gerade deshalb guttut, weil Querschüsse in Konstanz nicht gern gesehen sind.
Christoph Nix zwingt nicht nur sein Publikum zur Auseinandersetzung mit der eigenen kleinen Welt, sondern mit der Ideologie jedes Einzelnen. In der Freiheit der Kunst schlägt er mit Thesen, Fragen und Kontroversen aus, um zu provozieren. Dabei richtet er sich nicht selten gegen die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung, um dort eingefahrene Strukturen endlich zu durchbrechen.
Mit seiner direkten Art hat er es geschafft, dass man sich an seiner Persönlichkeit reibt. Christoph Nix ist ein Charakter, der die Freiräume des kulturellen Wirkens und Schaffens ausreizt. Dafür wurden das Konstanzer Theater und er weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt. Künstler aus der gesamten Republik kamen, um zu gastieren.
Gerade, weil sich Christoph Nix über die Maßen für seine Arbeit eingesetzt hat und in einem weiteren Jahr noch große Projekte engagiert hätte anstoßen können, wäre es ein Zeichen von Respekt, Anerkennung, Wertschätzung und Toleranz gewesen, wenn man dem pluralistisch denkenden Intendanten diese Chance gewährt hätte. Das Votum gegen eine Verlängerung seiner Amtszeit richtete sich nach meinem Dafürhalten klar gegen seine Person, es war von Befindlichkeiten geprägt, eine politische und persönliche Retourkutsche, die nach dem Verlust anderer kultureller Einrichtungen zu einem weiteren Tiefpunkt in der künstlerischen Gegenwart am See führen wird.
Herr Volk, mit „wäre wäre Fahrradkette“ bringen sie die Diskussion keinen Meter weiter.
So ein blöder Kommentar! Man muss sich Ziele setzen, um etwas erreichen zu können. Ein Intendant wird auch daran gemessen. Und dass Christoph Nix in Konstanz Großartiges leistet und geleistet hat, ist ja wohl unverkennbar. Ein Jahr länger hätten es die Verantwortlichen doch wohl mit ihm aushalten können.
Lieber Herr Nix, ich hoffe doch, dass Sie Konstanz dennoch erhalten bleiben. Schließlich ist der See hier ja trotz allem am Schönsten und Bootle fahren kann man auch nicht überall…
Was wäre eigentlich aus den Projekten geworden wenn es mit der Bewerbung in Trier geklappt hätte?