TINK – Transportrad-Netzwerk für alle

Konstanz und das schleswig-holsteinische Norderstedt waren die ersten Versuchs­kaninchen für ein Transportrad-Leihsystem, das flächendeckend angelegt ist und öffentlich gefördert wird. Aus dem Stadtbild dieser Kommunen sind die ebenso schmucken wie selbst für den Kindertransport bestens geeigneten Leihräder kaum mehr weg­zu­denken. Da ist es nur logisch, dass sich jetzt weitere Kommunen dem Modellversuch anschließen, so dass die Miet-Radlaster bald in (fast) ganz Deutschland unterwegs sein könnten.

Ein Transportrad-Mietsystem geht auf Wanderschaft. Die vier Städte Singen, Leipzig, Reutlingen und Dortmund werden jeweils fünf Monate lang testen, wie öffentliche Transporträder bei ihren BürgerInnen ankommen. Dann entscheiden sie, wie künftig ihr eigenes Mietsystem aussehen könnte. Dieser Testlauf ist Teil TINK Netzwerks (TINK steht für „Transportrad Initiative Nachhaltiger Kommunen“), das aus öffentlichen Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020 (NRVP) gefördert wird.

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Weitere elf Städte gehören bereits dazu: Aachen, Hamburg, Hannover, Mannheim, Konstanz, Mainz, Norderstedt, Offenburg, Rostock, Weimar und Wiesbaden. Sie starteten am Donnerstag, 17.12.2020, das erste kommunale Netzwerk für öffentliche Transportrad-Mietsysteme in ganz Europa, um nachhaltige Mobilität zu fördern und Innenstädte vom Verkehr zu entlasten. Mit dabei sind auch zwei Verkehrsgesellschaften (Reutlingen und Wiesbaden) und der Verkehrsverbund Rhein-Neckar. Das gemeinsame Ziel ist es, öffentliche Transportrad-Mietsysteme als Baustein der Verkehrswende voranzubringen.

Solche Mietsysteme bringen handfeste Vorteile: Sie sind ein zusätzliches Mobilitätsangebot für eine breite Bevölkerungsmehrheit und reduzieren den Autoverkehr, was zu einer Entlastung der Verkehrsflächen beiträgt und den Ausstoß von Schadstoffen im Sinne der Klimaziele senkt. Weniger Lärm ist die Folge – und es macht einfach auch Spaß und ist in vielen Situationen sehr praktisch, mit den kostengünstigen Transporträdern unterwegs zu sein.

Gemeinsam seid Ihr stark

Es ist sinnvoll, dass sich Städte und Gemeinden bei diesem Thema vernetzen, weil das Rad nicht überall neu erfunden werden muss. Im Netzwerk können Kommunen wichtige Erfahrungen teilen, einheitliche Standards für ihre Angebote entwickeln und Innovationen voranbringen. Sie sind auch dabei, eine gemeinsame Open-Source-Buchungsplattform für das Mieten der Fahrräder zu entwickeln, was sie in die Lage versetzt, bei der Arbeit an der Plattform auf Erfahrungen anderer Städte zurückzugreifen.

Hinzu kommt: Die Kommunen könnten diese Plattform auch für bestehende Systeme anbieten: Car-Sharing, Radausleihe oder ÖPNV. Diese Angebote ließen sich verzahnen, und Bürger könnten Sie auf einer gemeinsamen Plattform buchen. Wer in Konstanz mit einem Transportrad zum Bodensee will, könnte dann dieselbe App nutzen, wie sie in Rostock nötig ist – nur geht der dortige Ausflug halt an die Ostsee.

Das erste Netzwerktreffen fand in Form einer Videokonferenz statt. Es wurde u.a. diskutiert, wie sich Vandalismus bei Transporträdern vermeiden lässt – und welche Erfahrungen Kommunen mit privaten Systemanbietern gesammelt haben. Das Netzwerk wird von einem in Konstanz beheimateten Unternehmen um Marco Walter koordiniert, das mit weiteren Partnern zusammenarbeitet und 2015 das erste Pilotprojekt in Konstanz und Norderstedt auf die Beine stellte.

Lastenesel für alle Zwecke

Dabei zeigte sich, wie vielfältig Transporträder nutzbar sind, etwa für Einkäufe, Kindertransporte, Freizeitausflüge oder kleine Umzüge. Auch die Vorteile eines Mietsystems liegen auf der Hand, denn die Anschaffung eines eigenen Lastenrades lohnt sich für viele Menschen nicht, da es für sie zu teuer und nur schlecht unterzubringen ist.

Allerdings sind zwei Pilotstädte zu wenig, um einen messbaren Beitrag für eine nachhaltige Verkehrswende zu leisten. Daher haben sich die genannten Städte zusammengeschlossen, die auch untereinander große Unterschiede aufweisen: Sie liegen in unterschiedlichen Landschaften, die Zahl der Einwohner differiert stark, ihre Infrastruktur fürs Fahrradfahren ist verschieden weit entwickelt – und sie weisen sehr unterschiedliche Erfahrungen mit Mietsystemen für Transporträder auf.

Das Engagement der Städte folgt einem Trend: Momentan werden immer mehr Förderprogramme für private und gewerbliche Lastenräder im gesamten Bundesgebiet aufgelegt. So gibt es für Transporträder mehr politischen Rückenwind, den es zu nutzen gilt.

MM/red (Bild: TINK Norderstedt, Foto Katrin Kiesel, Bildrechte TINK Walter & Wagner GbR)

Weitere Informationen:
TINK Netzwerk
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