Trauerspiel Konstanzer Bahnhof

Michael Groh traute sich: Wenn der Regionalleiter Südwest der Deutschen Bahn einen Ausschuss des Konstanzer Gemeinderates besucht, ist das wie ein Auftritt in der Höhle des Löwen. Dann sind seit Jahrzehnten nur schlechte Nachrichten und hämische Kritik zu erwarten. So auch auf der letzten Sitzung des TUA (Technischer und Umweltausschuss) am letzten Dienstag.

Mit einem barrierefreien Zugang zu den Bahngleisen im Konstanzer Bahnhof ist vor 2020 nicht zu rechnen, verkündete Regionalleiter Groh. Nach einer verpatzten Ausschreibung für die zwei Fahrstuhl-Schächte ist der Baubeginn jetzt auf den Sommer 2019 verschoben – in der zehnmonatigen Bauzeit ist zudem mit massiven Behinderungen zu rechnen, da der Zugang zu den Gleisen zwei und drei durch die Unterführung höchstens eingeschränkt möglich sein wird.

An eine Erhöhung der Bahnsteige, was für eine Bedienung der Schweizer Züge, die demnächst den Konstanzer Bahnhof verstärkt nutzen wollen, dringend nötig wäre, ist vor Ablauf von fünf Jahren nicht zu rechnen, so der DB-Regionalleiter. Denn die Deutsche Bahn hat Probleme mit der erforderlichen Bahnsteig-Höhe – 56 oder 75 Zentimeter – EU-Vorschriften und Einstiegshöhe der neuen Züge beißen sich. Und um den Schlendrian vollkommen zu machen: Mit einer Erneuerung der Ladenzeile am Bahnhofsvorplatz, die sich die DB vorbehält, ist erst zu rechnen, wenn die übrigen Bauarbeiten abgeschlossen sind – fünf Jahre zusätzliche Wartezeit also.

Die RätInnen nahmen es nicht nur mit Gleichmut: Jürgen Ruff (SPD) war fassungslos ob der Verzögerung der Bahn, die seit Jahrzehnten nervt, Holger Reile (LLK) schlug vor, ein paar Millionen bei Stuttgart 21 einzusparen, um sie in den regionalen Ausbau der Bahn zu stecken und der Behindertenbeauftragte Stephan Grumbt war nur noch enttäuscht über die Verweigerungshaltung der Bahn, die alle eingeschränkt Beweglichen ins Abseits stelle.

Auch Karl Langensteiner-Schönborn war sichtlich genervt. Geradezu trotzig verkündete der Konstanzer Baubürgermeister, dass mit dem Umbau des Bahnhofvorplatzes 2019 begonnen werde (auch reichlich spät, zugesagt war ein Termin noch in diesem Jahr) ohne Rücksicht darauf, dass spätere Bauarbeiten, z. B. für die Ladenzeile, den Ausbau konterkarieren könnten. „Wir müssen endlich mal anfangen“, so sein Credo.

hpk