Traumtänzer auf Tour
Die Debatte um Theaterintendant Nix hat sich vorübergehend beruhigt und das ist ganz im Sinne der politisch Verantwortlichen. Ob das so bleibt? Derzeit stehen andere Themen ganz oben auf der Agenda: Zum Beispiel die Behauptung, dass Konstanz noch mehr Hotels bräuchte, damit es dem Bodenseeforum besser geht. Und auch das Projekt Büdingen baut sich vor der Bürgerschaft auf. Der Investor Hans-Jürg Buff höchstselbst wird alsbald die Stadt beehren und sein Projekt der Öffentlichkeit vorstellen.
Alte Kamellen
Man glaubt es kaum: Trotz BoFo-Defizit in satter Millionenhöhe möchte die Konstanzer FDP immer noch allzu gerne ein Konzerthaus, spricht aber, leicht abgespeckt, nun von einem „Konzertsaal“. Heinrich Everke, FDP-Fraktionschef, schreibt im Konstanzer Amtsblatt, man könne doch das Grundstück neben BoFo-21 einem Hotelbetreiber „kostenneutral“ anbieten. Der solle dann dafür in einem Teil des Gebäudes „auf eigene Kosten einen großen Konzertsaal“ errichten, denn einen solchen wünschten sich angeblich „große Teile der Bevölkerung seit Jahren“. Manche Kommunalpolitiker scheinen nachweislich Probleme mit der Realität zu haben.
Erfolg, Erfolg …
In der Sitzung des HFA (Haupt- und Finanzausschuss) letzten Dienstag erklärte BoFo-Geschäftsführer Jochen Andrew Lohmar, dass das Betriebsergebnis für das letzte Quartal 2017 so schlecht gar nicht sei. Allgemeines Aufatmen in der Runde, verbunden mit dem Schwur: Ab sofort dürfe man nur noch „nach vorne schauen“ und dann werde das schon irgendwie. Ursprünglich, so Lohmar, habe man mit einem Minus von 2 Millionen und 454 Tausend Euro gerechnet. Tatsächlich aber belaufe es sich lediglich auf 2 Millionen und 336 Tausend Euro und damit würde das Ergebnis „um 118 Tausend Euro besser ausfallen als geplant“. Super, es geht wunderbar voran am Seerhein.
Konstanz, die boomende Hotelstadt
Erstaunliches wusste Lohmar außerdem zu berichten. Die diesjährigen Buchungen für das BoFo liefen ordentlich, aber – man höre und staune – die „Hotelsituation“ müsse unbedingt verbessert werden. Angeblich sagte kürzlich ein Automobilkonzern eine geplante Tagung ab, weil Konstanz zu wenig Hotelbetten habe. Dadurch sei ein beträchtlicher Einnahmeverlust entstanden, von bis zu einer Million Euro war die Rede. Lohmars Fazit: Noch mehr Hotels müssen her, damit der Laden brummt. Also, Investoren aus nah und fern: Herein spaziert zum Ausverkauf! Bringt aber bitte einen fetten Geldkoffer mit und alles wird gut. Mag aber auch sein, dass sich Herr Lohmar schon mal ein Ausstiegsszenario zurecht schnitzt, sollte sein maroder Laden weiterhin tiefrote Zahlen liefern. Dann könnte er locker und leicht behaupten, dass für die gewünschten Kongresse mit vielen Teilnehmern nicht genügend Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung stünden.
Buff oder Bluff?
Seit einiger Zeit liegen die ersten Pläne vor, in welchem Ausmaß der Büdingen-Park überbaut werden soll. Der Schweizer Investor Hans-Jürg Buff, den bei der Durchführung seiner Projekte eine gewisse Kaltschnäuzigkeit auszuzeichnen scheint, wie eidgenössische Medien schon ausführlich berichteten, plant an der Seestraße ein Luxushotel. Angehörige aus der Leichtlohngruppe werden dort sicher nur als Dienstboten, Kofferträger, Nachttopfleerer oder Schuhputzer Eingang finden. Herr Buff, eigenen Angaben nach ein überzeugter Naturschützer, beglückt noch im März die interessierte Stadtgesellschaft mit seiner Anwesenheit. Am 20.3. will er sein Vorhaben bei einer Bürgerversammlung öffentlich erläutern und am 22.3. dann ab 16 Uhr vor dem Gemeinderat. Der Eintritt ist frei. Am 21.3. schon wird sich auch der Gestaltungsbeirat mit dem Thema befassen. Da stehen uns spannende Tage bevor.
Herrn Osners gesammeltes Schweigen
Andreas Osner, SPD-Mitglied und Konstanzer „Kultur“bürgermeister, ist verstummt. In einem an ihn gerichteten Offenen Brief wollte die Linke Liste wissen, wie es zu verstehen sei, dass er in Sachen Vertragsverlängerung von Christoph Nix einen doppelten Salto rückwärts gemacht habe. Noch kurz vor der geheimen Abstimmung trompetete er laut und öffentlich, dass er den Kompromiss – Verlängerung der Amtszeit um ein halbes Jahr – außerordentlich und mit glühendem Herzen begrüße. Dann die totale Umkehr. Osner, gewählt für elend lange acht Jahre, drei hat er noch, sagt lieber gar nix mehr und stellt sich taub. Aussitzen scheint angesagt. Aber wer weiß, was da noch kommt …
Neuigkeiten zur Verkehrslage
Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn mutierte bei der letzten Sitzung des TUA (Technischer und Umweltausschuss) zum Märchenerzähler. Fröhlich und sichtbar gut gelaunt ließ er das staunende Gremium wissen, dass die Verkehrsbelastung in der Konstanzer Innenstadt stark zurückgegangen sei. In den vergangenen Monaten habe es nur noch ganz wenige „Spitzentage“ gegeben, schwadronierte der Schultes. Der „Zufluss“ Richtung Konstanz sei eigentlich gar kein Problem mehr, aber der „Abfluss“ Richtung Schweiz dagegen schon. Ergo, so Karl Langensteiner- Schönredner, sind die Eidgenossen schuld, dass bisweilen mit Rückstau beim Abfluss zu rechnen sei, weil die bockbeinigen Nachbarn sich weigern, eine zweite Spur am Gemeinschaftszoll zu öffnen. Der Mann entpuppte sich als Verkehrsexperte und empfiehlt sich somit für noch höhere Aufgaben.
Gut Dach will Weile haben
Langsam wird’s peinlich: Vor über einem Jahr regte die Linke Liste an, am Busbahnhof Döbele zusätzliche Sitzbänke und ein überdachtes Wartehäuschen aufzubauen. Umgehend werde man das erledigen, hieß es im Frühjahr 2017. Passiert ist: Nichts. Dann eine neuerliche Anfrage. Antwort: „Spätestens nach der Sommerpause“ sei es sicher soweit. Diese Sommerpause dauerte bis weit in den Winter, und die Reisewilligen am Döbele kauerten sich bei Regen unter das schmale Vordach des Kiosks am Platz. Dritte Anfrage im Februar 2018. Es ginge nun wirklich voran, wurde erklärt. Zusätzliche Bänke habe man ja schon installiert, das Wartehäuschen sei parat und würde in Kürze aufgestellt. Heute, wir schreiben den 8.3.2018: Immer noch keine Unterstellmöglichkeit. Egal, der nächste Sommer kommt bestimmt.
H. Reile
Was hier in Konstanz von der politischen „Klasse“ vorgeführt wird, ist leider im ganzen Land Realität!
Egal, ob Hamburg, Stuttgart, Köln, Berlin, um nur einige Städte bzw. Bundesländer oder die Bundesrepublik zu nennen, überall marode Substanz mit wiehernden Amtsschimmeln vor verfahrenen Karren (womöglich auch noch mit Dieselequipment).
So gehts munter weiter in Richtung Postdemokratie, auch wenn es noch Reste demokratischer Formen gibt!
Und leider ist die Sache mit dem Buff kein Bluff – so sind die gewieften Investoren, sie führen die Politik und damit auch Bürger und BürgerInnen am Nasenring vor.
Die Bedingungen für dieses Vorgehen haben all die Lobbyisten, die zwischen Politik und Wirtschaft hin- und herwechseln, mit entsprechenden Gesetzen, gut vorbereitet.