Trickserei im Kleingedruckten

Verzichtet die Stadt Konstanz leichtfertig auf eine Million an Einnahmen? Ändert die Verwaltung klammheimlich die Beschlussgrundlagen für den Ausbau des Lago-Parkhauses? Die Aktionsgemeinschaft „Das bessere Verkehrskonzept“ erhebt rechtzeitig vor der TUA-Sitzung am 7. Juni schwere Vorwürfe. Fest steht: Die kommunalen Verkehrskritiker um Günther Schäfer lassen nicht locker in ihrem Kampf gegen die Erweiterung des Lago-Parkhauses.

In einer aktuellen Pressemitteilung nimmt die Aktionsgemeinschaft das Verkehrschaos am letzten Brückentag zwischen Himmelfahrt und Wochenende zum Anlass, ihre Kritik am Ausbau des Lago-Parkhauses zu erneuern. Wörtlich heißt es: „Obwohl der letzte Brückentag die Legende von der staumindernden Wirkung freier Parkplätze (Stau in der Bodanstraße bei freien Parkplätzen im Lago-Parkhaus) widerlegt hat, versucht die Stadtverwaltung am verfehlten und unwirksamen Parkhauskonzept festzuhalten.“ Und findet dann noch Ungereimtheiten in den Vorlagen zur morgigen Sitzung des TUA (Technischer und Umweltausschuss):

Die versteckte Million

Ganz unscheinbar und jedenfalls nicht angesprochen, verbirgt sich im dritten Beschlusspunkt der Verwaltungsvorschlag, die Stadt solle auf ca. 1 Mio. Euro Einnahmen verzichten. Anstatt die fällige Parkplatzablöse der neuen Geschäfte an der Bodanstraße zu erheben und zweckgebunden für Verkehrsmaßnahmen einzusetzen, wird den Gemeinderäten empfohlen, die Zahlungsfrist bis zur Fertigstellung des Parkhausanbaus zu verlängern. Das käme schon einer Rechtsbeugung gleich, denn „die Landesbauordnung sieht diese Möglichkeit nicht vor.“ Außerdem sei ein solcher Verzicht auf fällige Einnahmen angesichts der „klammen Stadtkassen“ mehr als unverständlich.

Stattdessen fordern die Verkehrskritiker um Günter Schäfer, Sabine Seeliger und Marco Walter, die schon den Kampf gegen ein Konzert- und Kongresshaus in der ersten Linie anführten, dieses Geld für das beschlossene Park&Ride-Kozept einzusetzen. „Wie“, so fragen sie, „soll ohne konsequente Umsetzung das vom Gemeinderat selbst beschlossene Konzept einer wirksamen Verkehrsentlastung in der Innenstadt realisiert werden?“

Die verborgenen Fallstricke

Aber Schäfer findet noch mehr Tricksereien im Kleingedruckten und vermutet, dass „die Stadtverwaltung offensichtlich darauf setzt, dass den Gemeinderäten die in den mehrere hundert Seiten starken Anlagen und Unterpunkten verborgenen Fallstricke der geplanten Entscheidung entgehen“. Nicht so Schäfer. Er verweist zunächst auf den knappen Grundsatzbeschluss des Gemeinderats zur Erweiterung des Parkhauses im September 2010, um dann auf die Zusage des Investors einzugehen, „die Erweiterung vorläufig wie den Überlaufparkplatz zu betreiben und nur bei Bedarf zu öffnen“.

Doch diese Zusage soll „nachträglich aufgehoben werden. Statt auf diese wesentliche Änderung der Grundlagen deutlich hinzuweisen, versteckt sich dieser Punkt an untergeordneter Stelle im Anhang 10 ‚Abwägung Öffentlichkeit‘ , S.19 (in Schriftgröße 9 pt)….Dies ist eine schwerwiegende Änderung der Beschlussgrundlagen und wir sind uns sicher, dass eine solche nachträgliche Veränderung gemachter Zusagen einer juristischen Überprüfung nicht standhalten wird.“

Und Schäfer, der mit Anrainern und Umweltverbänden ohnehin eine Klage in dieser Sache vorbereitet, setzt noch einen drauf und weist schon einmal in die Zukunft: „Die Stadtverwaltung setzt damit nach wie vor auf die Strategie, Probleme möglichst zu vertuschen statt zu benennen und Lösungen anzubieten. Die Aktionsgemeinschaft „Das bessere Verkehrskonzept“ ist zuversichtlich, dass diese Strategie genauso wenig erfolgreich sein wird wie u.a. beim Konzerthaus-Projekt.“

Autor: PM/hpk

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