Trippelschritte bei Verkehrs-Verbesserungen
Verkehr im Fokus: Von der Sperrung der Autozufahrt zum St. Stephansplatz an Markttagen über die Entwicklung neuer Fahrradstraßen bis zur Abschaffung der Verkehrskadetten reichte in der gestrigen TUA-Sitzung der Themenbogen.
Tempo 30 – ein Erfolgsmodell
Obenan aber das Thema Tempo 30. Nur ein Mitglied im Technischen und Umweltausschuss sprach sich gegen die Ausweitung der Tempo 30-Zonen im Stadtgebiet, von der seemoz bereits vorgestern berichtete, aus. Alfred Reichle (SPD), pensionierter Polizei-Kommissar, fand die Bedenken von Feuerwehr und Polizei nicht ausreichend berücksichtigt – alle anderen Ausschuss-Mitglieder aller anderen Fraktionen begrüßten die Pläne.
Holger Reile (LLK) fand zwar, dass die Maßnahmen „nur ein zu kleiner Schritt in die richtige Richtung“ seien, auch Anselm Venedey von den Freien Wählern „geht das nicht weit genug“ und empfahl einen Blick nach England, wo bereits Tempo 20 als Richtgeschwindigkeit die Regel sei, und Gisela Kusche kündigte die Zustimmung der FGL nur mit der Kritik an, dass Tempo 30 von der Stadtverwaltung „bloß als Stückwerk“ bearbeitet würde. Dennoch fand der Vorschlag der Verwaltung, Tempo 30 neben dem Altstadtring auch in folgenden Abschnitten einzuführen, weitgehende Zustimmung:
► Eichhornstraße im Abschnitt Mainaustraße bis Brucknerstraße
► Max-Stromeyer-Straße im Abschnitt De-Trey-Straße bis Schneckenburgstraße
► Schwaketenstraße im Abschnitt zwischen Benedikt-Bauer-Straße und Buhlenweg
► Friedrichstraße im Abschnitt An der Gebhardsösch bis Danziger Straße sowie die Verbindung zwischen Wollmatinger Straße und Goebelbeckerstraße.
„Verlierer dieser Regelung sind die Gartenstraße und Schwaketenstraße“, kritisierte dennoch Stephan Kühnle (FGL), die zusätzlich durch den Umgehungsverkehr belastet würden – er forderte wie auch Jürgen Ruff (SPD) eine Nachbesserung, die von Stadtplaner Sebastian Nadj auch zugesagt wurde.
Aus für die Verkehrskadetten?
Bislang werden an Spitzentagen an sieben Stellen des Stadtverkehrs sogenannte Verkehrskadetten eingesetzt – Kinderarbeit zum Stadtnutzen. Sie könnten überflüssig werden, wenn das von der Stadtverwaltung vorgeschlagene „dynamische Verkehrsmanagement“ mit der Zustimmung des TUA jetzt Wirklichkeit wird. Um insgesamt 110.000 Euro bittet Verkehrsplaner Stephan Fischer den Ausschuss, um ein digitales Verkehrsmanagement planen zu können. Das würde dann langfristig die Kosten von 200.000 Euro für die Verkehrskadetten überflüssig machen – ab 2020 könnte das realisiert werden.
Zweifel hegte Gisela Kusche von der FGL: „Wieso spricht die Verwaltung von einem abnehmenden Verkehr und beantragt dennoch zusätzliche Mittel, um den Verkehrsfluss zu verbessern?“ Und Holger Reile (LLK) legte nach: „Der Verkehr soll nicht besser fließen, sondern reduziert werden.“ Verkehrsplaner Stephan Fischer ruderte zurück: Seit 2015 sei lediglich keine Zunahme des Verkehrs registriert worden, natürlich arbeite auch die Verwaltung an einer Verkehrsverringerung.
Vorschläge dafür bleibt die Stadtverwaltung bislang aber schuldig. Stattdessen beantragt sie, „zur Ergänzung der aktuellen Maßnahmen des Verkehrsmanagements im Jahr 2018 zusätzlich außerplanmäßig 60.000 Euro zur Verfügung zu stellen“. Und für „ein Konzept für ein dynamisches Verkehrsmanagement“ noch einmal 50.000 Euronen. Mehrheitlich stimmte der TUA der 60.000-Forderung zu, der 50.000 Euro-Forderung nur mit verschiedenen Enthaltungen. Einzig Holger Reile stimmte für die Linke Liste gegen beide Finanzzusagen.
Umbau des Kreisels an der Schänzlebrücke
Vor allem der Rechtsabbieger am Knotenpunkt der Kreiselausfahrt in die westliche Reichenaustraße führt immer wieder zu Irritationen und auch gefährlichen Situationen. Damit soll jetzt Schluss sein: Der Ausschuss stimmte bei einer Enthaltung für einen Umbau des Kreisels.
Startschuss für eine zweite Fahrradstraßen-Achse
Das Handlungsprogramm Radverkehr plant fünf Entwicklungsachsen. Hierfür sollen innerhalb von 10 Jahren bis zu 20 Millionen Euro in die Radverkehrsinfrastruktur investiert werden. Mit der Schottenstraße und nachfolgend der Petershauser Straße und Jahnstraße ist eine erste Achse von der Innenstadt zur Universität realisiert – jetzt soll eine zweite Achse vom Fähranleger ins Zentrum in Angriff genommen werden. Die Entwicklungsachse II verläuft über Schiffstraße, Hermann-von-Vicari-Straße, Salesianerweg, Beethovenstraße, Mainaustraße, alte Rheinbrücke und Konzilstraße.
Ab 2020 sollen nach der Vorstellung von Gregor Gaffga, in der Stadtverwaltung verantwortlich für das Handlungsprogramm Radverkehr, 1,8 Millionen Euro (davon 80 Prozent aus Fördermitteln des Bundes) aufgewendet werden. Um nun die Planung zu starten, bedarf es der Zustimmung des TUA.
„Zu unübersichtlich“ fand Anne Mühlhäußer (FGL) die Trassenführung, auch Alfred Reichle (SPD) kritisierte einen Umweg („jeder Einheimische fährt durch den Wald“). Anselm Venedey (FWK) aber signalisierte ein klares Nein seiner Fraktion zu dieser Vorlage, weil er im Salesianerweg eine Konfliktsituation mit Fußgängern befürchtet. Und überhaupt, so Holger Reile (LLK), würde da viel Geld für eine strittige Streckenführung aufgewendet. Er schlug vor, dass der Ausschuss schon bald und gemeinsam mit dem AK Rad die Streckenführung abfahren solle, um nach Alternativen zu fahnden – ein Ortstermin im Fahrradsattel.
Stephan Kühnle (FGL) widersprach der Kritik an den Kosten: „Wir geben fast drei Millionen für den neuen Rheinsteig aus und mäkeln jetzt über 1,8 Millionen“. Baubürgermeister Langensteiner-Schönborn verwies letztlich auf die Zusage einer Bundes-Förderung, die rechtzeitig eingefordert werden müsse. Und das überzeugte dann die Ausschuss-Mitglieder, die erst nach längerer Diskussion bei zwei Enthaltungen zustimmten.
Sperrung des Autoverkehrs zum Stephansplatz
Gar keine Diskussion gab es um einen FGL-Antrag, an Markttagen die Zufahrt des Autoverkehrs an den St.-Stephans-Platz durch eine rigorose Sperrung zu unterbinden. Zu viele Marktbesucher auch unter den Ausschuss-Mitgliedern waren offensichtlich von der unerträglichen Verkehrssituation genervt.
hpk
Lieber Marco Walter, da Sie oft mit dem Radl in der Stadt unterwegs sind, sollten Sie sich nicht auf eine Simulation verlassen, die seit 2014 unverändert im Netz ist. Wenn Sie sich zudem die „10 Punkte für ein C-Konzept“ durchlesen und die Realität betrachten, müsste Ihnen klar sein: diese Simulation ist nicht als blanke Theorie. Kleine Beispiele, die Ihnen eigentlich bekannt sein müssten:
Punkt 4 – Am Döbeleknoten regelt eine Ampelanlage den Verkehr, so dass der Verkehr schneller als beim bisherigen Kreisverkehr abfließen kann. An Spitzentagen staut sich der Verkehr nicht mehr zurück in Richtung Altstadt.-
Auf dieser Basis fußt das gesamte Konzepts. Im Januar 2016 erteilte Herr Seez, Tiefbauamt Konstanz, der Variante Ampelanlagen an Grenzbachstraße und Döbele eine Abfuhr, da Ampeln zu Rückstaus führen, zudem sei(und ist)der Verkehr seit 2014 extrem gestiegen. Nach einer neuen Variante wird gesucht!!
Weiterer Humbug: der Boulevard wird aktuell genutzt, um den Verkehr abfließen zu lassen, um so die Bodanstraße zu entlasten. Nun soll dessen Sperrung für den Individualverkehr dieselbe Funktion haben? Die Fahrzeuge(von 3 Zollübergängen und der Europabrücke) sollen zukünftig vom Döbele gebündelt sowohl zum Lago-Kreisel(Ehrenrunde zurück über die Bodanstraße) und über die Laube zum Fischmarkt-Kreisel bzw. Parkhaus Dammgasse geführt werden – einspurig über den Rheinsteig, die Konzilstraße und dann „dat Janze“ zurück.
Punkt 1 – Der Verkehr wird gebündelt und konzentriert sich auf die Laube, die die zusätzlichen Fahrzeuge auch in den Spitzenstunden und Spitzentagen verkraftet. Tempo 30 auf der Laube reduziert den Lärm. Der Durchgangsverkehr wird auf der neuen Rheinbrücke gebündelt.-
Wie schon heute werden sich Stauausbrecher(stadtein- und auswärts) über das gesamte Paradies verteilen. Und während mit dem Vincentius-Projekt/122 Eigentumswohnungen ein „Tor zum Paradies“ gebaut wird, trennt der Verkehr unser Stadtviertel wie eine Mauer von der Altstadt. Herr Kumm, damals neu und „mutig“ im Gemeinderat, wagte dies zu erwähnen, inzwischen ist dieser leider auch verstummt.
Und jetzt stellen Sie sich im Zentrum des täglichen Chaos das Großbauprojekt Döbele vor, Häuserschluchten anstelle der „grünen Lunge“ und des Bachs, weitere 1.500 Menschen und Hunderte von Autos mehr im Paradies, täglich, hausgemacht! Nicht einmal Sie werden glauben, dass auf dem riskantesten Baugrund(deshalb auch Teilhabe von Investoren…) in einem der teuersten Stadtteile von Konstanz, Wohnraum für „die kleinen Leute von Konstanz“ entstehen wird, wie Uli B – Trump das stetig von sich gibt.
Aus welchem Grund sollte das C-Konzept den Verkehr verringern? Oder auch nur „besser fließen“ lassen? Über letztere „Verbesserung“ würden sich ohnehin nur die Autofahrer freuen, deren Abgase wir Radler ganz egal wo stetig einatmen. Massentourismus und Einkaufstourismus sind erwünscht und es wird alles getan, um dieses Ziel zu unterstützen.
Sprechen Sie mit den Kritikern unter den Rettungskräften, sprechen Sie mit den Busfahrern- und fahrerinnen, mit „normalen“ Bürgern, mit jungen Verkehrskadetten – Sie werden erstaunt sein, wie viele Menschen nach wie vor ihren gesunden Menschenverstand bewahrt haben.
Auf die Verantwortlichen in SV und Rat trifft dies leider nicht zu.
Liebe Angelika Bernecker, ich selbst habe noch nie ein Auto besessen und benutze auch keines. Dementsprechend wäre mir persönlich eine noch mutigere Politik für eine weitgehend autobefreite Innenstadt am liebsten. Gleichzeitig muss ich der Tatsache ins Auge blicken, dass das Autofahren weiterhin eine große Anhängerschaft hat und die Politik starken Einflüssen der sich vom Auto abhängig fühlenden Gruppierungen (Industrie, Handel…) ausgesetzt ist. Vor diesem Hintergrund bin ich den Kommunalpolitikern inkl. den Bürgermeistern durchaus dankbar, wenn sie Maßnahmen beschließen, welche das Ziel haben, den Autoverkehr weiter zu verringern und die alternativen Verkehrsmittel zu stärken. Das C-Konzept wurde lange diskutiert und Verkehrsrechnungen angestellt. Es soll unterm Strich eine Reduktion des Autoverkehrs bringen und wir müssen nun abwarten, wie sich die Zahlen nach Fertigstellung wirkich entwickeln. Anerkennen sollten wir die Maßnahmen im Handlungsprogramm Radverkehr, welche unter dem neuen Bürgermeister-Duo entstanden ist und bereits zu spürbaren Verbesserungen führt, aber auch die Ausweitung von Tempo-30-Bereichen. Ich stimme auf jeden Fall mit Ihnen überein, dass die Politik noch mutiger die Interessen der einheimischen Bevölkerung nach mehr Lebensqualität durch deutlich reduziertem Autoverkehr vertreten sollte. Dazu braucht sie uns als wache und kritische Begleiter.
Lieber Herr Walter, wer sich, wie die Mehrheit des Rates, für ein C-Konzept entschieden hat, welches „nicht zum Ziel hat, die Auswärtigen und ihre Fahrzeuge draussen zu halten“ (Südkurier, O-Ton Uli B. und Karl L.-Sch.), eines, bei welchem der gesunde Menschenverstand „Hilfe!!!“ schreit, ist von einem Einsatz für die Verkehrsentlastung weit entfernt. Wer bewusst Menschen täuscht (und wie der Baubürgermeister von einer „Verringerung des Verkehrs in der Laube“ durch das „C“ spricht obwohl das Gegenteil der Fall ist), wer wie der Großteil des Rates, aktuell besonders die SPD und die „Grünen“, auf massivste Bebauung des Döbele drängt, die Langensteiner-Schönborn allen Ernstes in Verbindung mit dem C-Konzept als „einzige Lösung für das Verkehrschaos“ verkauft, hat nichts begriffen. Noch nie waren wir so weit von einer lebenswerten Zukunft in intakter Umwelt entfernt, wie heute.
Danke an die Gemeinderäte, welche sich konsequent für die Verkehrsentlastung in Konstanz einsetzen und dafür die umweltfreundlichen Verkehrsmittel weiter stärken. Die Abschaffung der Verkehrskadetten ist aus meiner Sicht schon lange überfällig, da diese Form der Arbeit in Abgasen und gefährlichen Situationen nicht für Minderjährige geeignet ist, weshalb deren Einsatz vermutlich auch gegen das Jugendarbeitsschutzgesetz verstößt.