Über die Grenze hinaus denken

Konstanz und Kreuzlingen besitzen viele Beispiele interessanter Architektur. Wer sich näher damit beschäftigen möchte, dem bietet der neue Architekturführer Konstanz-Kreuzlingen viele wertvolle Informationen. Das lesens- und anschauenswerte Buch ist im Oktober erschienen und wurde jüngst in Konstanz vorgestellt.

Markus Löffelhardt präsentiert in seinem Buch die stattliche Zahl von 157 interessanten, aktuellen und historischen Bauwerken in Fotos, Zeichnungen und Texten. Er wies bei der Buch-Vorstellung darauf hin, dass er in Konstanz so viel gute Architektur vorgefunden habe wie in keiner anderen Stadt. „Bei der Auswahl der Gebäude spielen die typischen Vertreter ihrer Zeit eine wichtige Rolle, nicht nur die beste Architektur. Wir wollen mit dem Architekturführer erreichen, dass die Leser ein Lehr- und Bilderbuch in der Hand halten und erfahren, wann man wie gebaut hat“, so Löffelhardt. Insgesamt sei das Buch ein Manifest für den Gemeinsinn: „Städte sind nicht, sie werden jeden Tag neu gebaut.“

Das Handbuch beschäftigt sich mit den Bauten ab 1918. Das hat mit dem Ende des 1. Weltkrieges zu tun. In Deutschland entstanden damals neue Bauhochschulen, die Stadtplanung und Architektur neu prägten. Im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts entfernten sich Kreuzlingen und Konstanz baugeschichtlich voneinander, da das Jahr 1918 in der Schweiz nicht die Bedeutung hat wie für Konstanz, und auch der 2. Weltkrieg in baugeschichtlicher Hinsicht weniger relevant in der Schweiz war.

Neben der Vergangenheit kam bei der Buchpräsentation auch die Zukunft des Städtebaus zur Sprache. Der Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg, Markus Müller, sieht die wichtigsten Herausforderungen in der Wiedergewinnung der Stadt als Lebensraum, der Deckung des Wohnraumbedarfs sowie den Themen Ressourcen schonende Städte und Mobilität. Der Konstanzer Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn.hob in diesem Zusammenhang das Thema „bezahlbarer Wohnraum“ hervor, das ebenfalls in das Handbuch eingeflossen ist. Löffelhardt verwies bei der Buchpräsentation auf die Bebauung am Hockgraben, wo Wohnraum günstig erstellt werden konnte. Markus Müller betonte, dass nicht die Architekten die Kostentreiber beim Bauen seien, sondern aktuell in erster Linie die spekulativen Grundstückspreise. „Mit einer individuellen Architektur kann man durch clevere und kreative Lösungen lebenswerten Wohnraum schaffen“, zeigte er sich überzeugt.

MM/hpk

Markus Löffelhardt – Architektur Konstanz Kreuzlingen seit 1918. Taschenbuch: 336 Seiten. Edition Quadrat; 15. Oktober 2017. ISBN-10: 3941001310