Über Hähne und Himmelsleitern
Woran glauben Kinder? Diese Frage erörterte die Autorin Reihaneh Youzbashi Dizaji mit Kindern im Grundschulalter und schrieb mithilfe deren Antworten das Stück „Der Hahn ist tot“, das ab Samstag in der Konstanzer Theaterwerkstatt zu sehen ist. Ein Stück für die ganze Familie, in welchem das Tabuthema Tod auf sehr lebendige und auch witzige Weise hinterfragt wird.
Mit Erst- und Drittklässlern der Berchenschule sprach die Autorin zusammen mit Theaterpädagogin Stéphanie Dreher über Themen zum Glauben. „Was passiert eigentlich, wenn jemand gestorben ist?“, war die Frage in der letzten Stunde. Die Kinder erzählten von ihren Erfahrungen mit dem Tod. Ein kleiner Junge saß auf seinem Stuhl und hielt sich beide Ohren zu. Als er gefragt wurde warum, erklärte er, dass er nichts davon hören wolle, weil seine Oma nicht sterben darf.
Dieser Moment hat Dizaji an ihre eigene Kindheit erinnert. An den Moment, an dem man begreift, dass alle eines Tages sterben werden. Man selbst und noch vor einem die Menschen, die man liebt. Diese Erkenntnis rührt viele Kinder bis in ihr Innerstes und beschäftigt sie oftmals viele Wochen lang.
Ich muss oft an den kleine Florentin denken, der auf der Beerdigung seines Opas stinkwütend war. Er trat mit dem Fuß gegen alles, was er finden konnte und als er gefragt wurde warum, gab er zur Antwort, dass es doch eine Unmöglichkeit sei, dass der Opa jetzt die ganze Himmelsleiter hinaufklettern müsse, obwohl er es doch an der Hüfte hatte. Wie antwortet man einem Kind also auf die Frage nach Sterben, Jenseits und der endgültigen Abwesenheit?
Das Stück „Der Hahn ist tot“ liefert hierauf vielschichtige Antworten. Zusammen mit Regisseur Sascha Flocken und dem Dozenten für Theaterwissenschaft Dr. Manfred Jahnke hat die Autorin eine Variation der Bremer Stadtmusikanten entworfen. Esel, Hund, Katze und Hahn. Doch der ist tot. Die hinterbliebenen Tiere trauern um ihren Freund, jeder auf seine Art. Aber irgendwie treten sie auf der Stelle und kommen nicht weiter. Bis die Katze den Freund in ausgestopfter Form ins Spiel bringt. Warum ein ausgestopftes Tier?
Die Faszination von Kindern an dieser Daseinsform ist ausgesprochen hoch, denken wir ans Naturkundemuseum, wo man die ganzen Tierchen in aller Seelenruhe betrachten kann. Und sind wir nicht auch selbst irgendwie konserviert, wenn wir sterben? Erhalten bleiben unsere Facebookprofile und Whatsappdialoge, die uns überdauern und unseren Hinterbliebenen stets zur Verfügung stehen.
Das Stück soll aber keinesfalls schwermütig oder depressiv stimmen, so Dramaturg Daniel Grünauer, ganz im Gegenteil: Wie auch das titelstiftende Lied wird mit fröhlichen und lustigen Mitteln hahntiert, pardon, hantiert und so dem Tod sein Schatten genommen, was eine freie Herangehensweise für Kinder und auch Erwachsene ermöglicht. Premiere ist am Samstag um 15 Uhr in der Werkstatt.
Weitere Termine: Sonntag 18.03, 25.03, 22.04 – jeweils 15 Uhr in der Werkstatt
Veronika Fischer
(Das Foto zeigt v.l.n.r Daniel Grünauer, Sascha Flocken, Reihaneh Youzbashi Dizaji und Dr. Manfred Jahnke.)