Überholspur für Fußgänger?
ACHTUNG! DIESE VERANSTALTUNG WURDE ABGESAGT!
Am 12. März fällt im Konzil der öffentliche Startschuss für das Handlungsprogramm Fußverkehr. Immerhin hat die Stadt mit Frau Vorobyeva seit Oktober eine eigene Fußverkehrsbeauftragte, und auch ein Ingenieurbüro soll seine Erfahrungen in dieses HaPro einbringen. Ziel ist es, den Anteil der von Fußgängern zurückgelegten Strecken zu erhöhen. Voraussetzung dafür dürften u.a. sicherere und größere Fußverkehrsanlagen sein, aber ob es dazu kommt, ist eine Frage des (oft schwachen) politischen Willens.
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Die bange Frage ist: Wie soll das alles gehen? In vielen Bereichen ist der Verkehrsraum für den Langsamverkehr extrem knapp bemessen, etwa an der Spanierstraße zwischen Sternenplatz und Ebertplatz, an der Reichenaustraße gegenüber des Edeka oder an der Laube zwischen Magic Mount und Stadtverwaltung, wo sogar ein mitten im Weg platzierter ausladender Kasten mit Werbung und oft auch Mülltonnen gerade für mobilitätseingeschränkte Menschen erhebliche Hindernisse darstellen. Dass es in der Fußgängerzone auch tagsüber, wenn das Radeln dort verboten ist, zunehmend zur Verdrängung von Fußgängern durch Radfahrende kommt, die nur durch konsequente Kontrollen und Strafen verhindert werden könnte, sei nur am Rande bemerkt.
Ohne eine konsequente – und an vielen Stellen auch radikale – Umverteilung des dem Verkehr zur Verfügung stehenden öffentlichen Raumes ist das Bekenntnis zum Vorrang des ÖPNV und des Fuß- und Radverkehrs ein reines Lippenbekenntnis. Bei der derzeitigen Geschwindigkeit dürfte der Umbau des autogerechten Landes hin zu einer klima- und menschenschonenden Urbanität und Mobilität trotz allen politischen Traras mindestens weitere 75, vermutlich aber eher 100 Jahre dauern. Man bedenke dabei, dass der autogerechte Umbau des Landes und der Städte selbst in der schwierigen Situation nach dem Zweiten Weltkrieg im Wesentlichen in nur 25 Jahren abgeschlossen war – wo ein Wille war, fand sich auch ein Weg. Angesichts der Summen, die für den Ausbau der B33 zur Verfügung stehen – und zum Beispiel für den Ausbau der Gäubahn eben nicht zur Verfügung stehen – wird deutlich, wie seitens der Politik immer wieder Nebelbomben unters Volk geworfen werden, wenn von einer Verkehrswende die Rede ist. (Ob eine solche von der Mehrheit des autofahrenden Volkes auch tatsächlich gewünscht ist, sei dahingestellt.)
Das Handlungsprogramm Fußverkehr stellt die Stadt Konstanz ebenso wie das HaPro Radverkehr, wenn es denn wirklich etwas bewirken soll, vor eine gewaltige Aufgabe: Nicht nur ein weiteres Logo erfinden zu lassen und ein paar hübsch designte Schilder und Markierungen zu installieren, sondern dem Auto, wo immer es geht, eine konsequente Abfuhr zu erteilen und Flächen umzuverteilen. Oder eben radikal neue Konzepte zu verwirklichen – wie einen ausreichend breiten Fuß- und Radweg über den Bahnschienen vom Hauptbahnhof bis nach Wollmatingen. Wer von einer Seilbahn träumt, darf getrost auch über solche Lösungen nachdenken.
Die Einladung der Stadt
„Mehr als 27 % aller Wege der Konstanzerinnen und Konstanzer werden ausschließlich zu Fuß zurückgelegt. Nun soll ein Handlungsprogramm zur systematischen Förderung des Fußverkehrs entwickelt werden. Hierbei geht es um Barrierefreiheit, die Qualität des Fußwegenetzes, Gehwegbreiten, Querbarkeit von Fahrbahnen, Sicherheit, Konflikte mit dem Auto- und Radverkehr, aber auch um angenehmen Aufenthalt, die Qualität des öffentlichen Raums und Mobilitätskultur.
Das Ingenieurbüro IKS – Mobilitätsplanung aus Kassel ist beauftragt worden, ein Handlungsprogramm zur systematischen Förderung des Fußverkehrs in Konstanz zu entwickeln. Oberbürgermeister Uli Burchardt und Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn laden ein, sich im Rahmen der Auftaktveranstaltung am 12. März 2020 um 19 Uhr im Speichersaal des Konzils die strategischen Grundgedanken zu einer lebenswerten Stadt und die Einordnung des Handlungsprogramms Fußverkehr in andere bestehende Handlungsprogramme erläutern zu lassen. Fragen zum Handlungsprogramm Fußverkehr werden vom Amt für Stadtplanung und Umwelt sowie vom Ingenieurbüro IKS – Mobilitätsplanung beantwortet. Anregungen helfen, ein ausführliches Bild des Fußwegenetzes zu erhalten. Sie werden für die weitere Erhebung des Bestandes in übergeordnete Themen zusammengefasst. Andreas Schmitz vom Ingenieurbüro IKS stellt ein Online-Tool vor, über das jeder Hinweise zur Verbesserung des Fußverkehrs geben kann.“
MM/O. Pugliese (Fotos: O. Pugliese, Christoph Hoffmann /CC BY-SA 2.0 DE)
Termin: ACHTUNG! DIE FÜR DEN 12. MÄRZ GEPLANTE VERANSTALTUNG WURDE ABGESAGT!
Tja ja, der ach so schicke neue, jedoch illegale, Radweg (Breite: überwiegend um ca. 108-114cm!!!) an der Reichenau- und Spanierstrasse…
Dass dieser illegal ist, ist ja eigentlich soweit klar, heißt es doch in der entsprechenden Verwaltungsvorschrift: „Die Breite von Radwegen beträgt nach VwV-StVO mindestens 150 cm, möglichst 200 cm, bei linksseitigen Radwegen mindestens 200 cm, möglichst 240 cm
Nun findet sich aber im Kuriositätenkabinett der deutschen Justiz auch Folgendes:
Viele Kommunalverwaltungen schildern demzufolge Radwege rechtswidrig benutzungspflichtig aus. Meist, weil sie die Radwege nicht auf die 1997 und 2013 geänderte Gesetzesgrundlage hin neu überprüft haben. Trotzdem müssen aber die Radwege benutzt werden, da auch rechtswidrige Verwaltungsakte (das Anbringen eines Verkehrsschildes ist ein solcher) wirksam sind.
(aus Wikipedia/Radverkehrsanlage/Benutzungspflicht)
Und völlig unverständlich ist nach wie vor, daß die jüngste Sanierung dieses Strassenabschnittes nicht auch endlich dazu genutzt wurde, einfach das Naheliegendste, das Notwendige zu tun und zumindest mal eine der vier Kfz.-Fahrspuren (die Seerheinseitige?!) zum Radweg umzuwidmen. Wo in Konstanz böte sich denn dies NOCH naheliegender an? Kein Mensch braucht hier vier Spuren! Der Kfz.-Verkehr wird ja eh alle paar Meter, an jedem Kreisverkehr wieder auf zweispurig runtergeschleust!
Kompliment für die Auswahl des oberen Fotos. Eine der jüngeren Planungen der Konstanzer Geschichte, ganz im Geiste der autogerechten Stadt, welche den Radfahrenden und zu Fuß gehenden enge Seitenräume oder wahlweise Umwege aufzwingt, nur um dem Automobilisten noch ein paar wenige hundert Meter zweispuriges Einfliegen zu ermöglichen.
Die einfachste Maßnahme zur Förderung des „Fussverkehrs“ wäre die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung, insbesondere:
– Kein Parken auf Gehwegen
– Kein Fahrradfahren auf Gehwegen
Um dies zu wissen, benötiget man keine externen Gutachten oder Experten. Aber man benötigt Mitarbeiter im Ordnungsamt, die dafür Sorgen, dass diese Regeln eingehalten werden. Also: Bevor man Geld für Gutachten/Experten ausgibt, sollte man mehr Mitarbeiter einstellen, die dafür Sorge tragen, dass die bestehenden Regelungen eingehalten werden. der Vorteile wäre zudem dass sich diese Mitarbeiter durch die eingenommenen Bußgelder z.T. refinanzieren.
P.S. Für diesen hochwissenschaftlichen Expertenrat verzichte ich auf Honorar von Seiten der Stadt. Dieser Rat ist gratis.
Ein Ingenieursbüro aus Kassel ist beauftragt, ein “ Handlungsprogramm zur systematischen Förderung des Fußverkehrs“ in Konstanz zu entwickeln? Ich bin fassungslos! Dies beweist einmal mehr, dass in der Chefetage des Rathaus ´ die Luft extrem dünn sein muss. Was fehlender Sauerstoff anrichtet ist bekannt. Liegen Entscheidungen wie diese alleine in Händen von Burchhardt und Langensteiner oder ist der Gemeinderat mitverantwortlich?
Vor Jahren hat die Fraktion der FDP überraschenderweise einen Antrag gestellt auf Offenlegung der Gesamtsumme, die sich seit Beginn der Amtszeit von Burchhardt 2012 durch Vergabe von Aufträgen an externe Unternehmen und Experten für Gutachten, Analysen, Studien, Langzeitstudien(Bsp. Seilbahn), Statistiken, Beratungen etc. angesammelt hat. Alleine das erste Gutachten für die Seilbahn hat uns Steuerzahler Euro 100.000,00 gekostet. Dies würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen, war von oben zu hören und damit war der Antrag vom Tisch. Hartnäckigkeit sieht anders aus! Wir Bürger haben ein Recht zu wissen, was mit unseren Steuergeldern passiert, deren Entnahme teils für Gegengutachten sowie Gerichtskosten zur Durchsetzung der Interessen von SV gg. Bürgerinteressen genutzt wird(Bsp. Pappeln, Flugplatz, Büdingen). Dass die Ergebnisse der Gutachten oftmals zugunsten der Interesssen der SV ausfallen wundert nicht, schließlich kommt es immer darauf darauf an, wie der Auftrag formuliert wird. Und wenn nicht, lässt man weg, was nicht passt, betont, was gefällt! Es wird Zeit, dass im Interesse der Bürger Zahlen auf den Tisch kommen, am besten vor der Wahl! Für einen ordentlichen Haushalt, eine korrekt geführte Buchhaltung sollte die Aufführung solcher Posten kein Problem sein.
Was mich immer fassungslos macht: Sowohl Konstanz als auch Singen engagieren Ingeneurbüros weit ab um sich dann Vorschläge/Konzepte/Handlungsempfehlungen unterbreiten zu lassen, welche oft zur Allgmeinbildung des einschlägig interessierten gehören. Danach wird dann von den sehr konservativen (Wunsch?-)vorschlägen nur das umgesetzt was möglichst wenige Automobilisten/Einkaufstouristen stört. Mutige, große Entwürfe, welche in anderen Städten schon lange erfolgreich gelebt werden, sehe ich hier nicht.