Überlebenschance für die Pappelallee
Die Stadtverwaltung, allen voran Baubürgermeister Langensteiner-Schönborn, hat dazu gelernt: Der Fahrplan für die Entscheidung um die Zukunft der Pappelallee im Tägermoos scheint transparent, offen und bürgernah. Nach einer Vorab-Information in der gestrigen TUA-Sitzung (Technischer und Umweltausschuss) ist eine echte Überlebenschance für die Pappelallee in Sicht. Wenn nicht, wie schon einmal, alles wieder verbaselt wird.
„Einen Neustart“ will die Verwaltung versuchen, so der Baubürgermeister, „ein Moratorium bis zur Entscheidung des Gemeinderates (GR) am 23. Juli“. Doch da schon fangen die Ungewissheiten an: Was gilt die GR-Entscheidung, wenn doch der Kanton Thurgau ein Konzept für den „Baumbestand 2050“ vorlegt? Auch danach darf über die Fragen: Pappelallee oder Auwald und Schwarzpappel oder sonst eine Pappel fröhlich gestritten werden. Nur so viel ist klar: Auf absehbare Zeit wird es keine Fällungen mehr geben. Stattdessen behutsame, aber teure Baumpflege, die noch diese Woche abgeschlossen sein soll.
Der Fahrplan für die anstehenden Entscheidungen ist festgezurrt (wie seemoz bereits berichtete): Am 29. Juni ist ein „Bürgerforum“ mit wohl voriger Begehung der Tägermoos-Allee vorgesehen. Dabei sollen Stellungnahmen der Bürger-Initiative „Pappelallee Tägermoos“, der Naturschutzverbände Nabu, BUND und WWF/Thurgau sowie der Stadtverwaltung und des Kantons in die Diskussion einfließen. Und für den 23. Juli ist in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung ein Beschluss über das Schicksal der Allee anberaumt.
Und obwohl der Baubürgermeister die TUA- Sitzung „nur zur Information und keineswegs zur inhaltlichen Auseinandersetzung“ nutzen wollte, entspann sich eine über einstündige Diskussion, denn die TUA-Mitglieder wollten sich nicht noch einmal vorwerfen lassen müssen, unvorbereitet entschieden zu haben. So kritisierte Holger Reile (LLK), dass womöglich mit Absicht keine schriftliche Vorlage angefertigt worden sei und eine Entschuldigung für den „Bockmist der Verwaltung“ immer noch ausstehe. Peter Müller-Neff (FGL) regte für das Bürgerforum einen „neutralen, aber sachverständigen Moderator“ an, denn mit Kontroversen sei wohl zu rechnen. Heinrich Fuchs (CDU) wünschte sich „wieder Harmonie in der Stadt“ und Jürgen Ruff (SPD) fand an den aktuellen Vorschlägen der Verwaltung eigentlich nichts auszusetzen.
Da auch der von manchen befürchtete „Bürger-Aufstand“ ausblieb (die Bürger-Initiative Tägermoos war mit gerade mal 20 Mitgliedern erschienen, die sich auch nicht zu Wort meldeten), endete die Diskussion reichlich friedfertig. Wenn auch nicht auszuschließen ist, dass bei den anstehenden Debatten das Kriegsbeil erneut ausgegraben wird. Denn bis zum Schluss blieb unklar, ob der GR am 23.7. überhaupt entscheiden mag und was seine mögliche Entscheidung wert sein kann, wenn doch der Kanton Thurgau offensichtlich das letzte Wort hat. Nur so viel ist klar: Die Pappelallee – oder was von ihr noch steht – hat eine echte Überlebenschance.
hpk
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