Uli Burchardt wird Verleger (eines Amtsblattes)
Konstanz soll ein Amtsblatt kriegen. Das war auf der Klausurtagung des Gemeinderates schon im November angedacht und vom Haupt-und Finanzausschuss im letzten April bekräftigt worden. Jetzt legt der städtische Pressesprecher eine erste Planung vor, über die am 29. September beraten werden soll. Fest steht schon jetzt: Die Verantwortlichen beim Südkurier wird das nicht freuen.
Freiburg hat es und Stuttgart auch und viele anderen Kommunen schon lange – eine „Bürgerzeitung“, die regelmäßig und kostenlos mindestens einmal monatlich in jedem Haushalt landet. Die Stadtverwaltung informiert darin über Bauvorhaben und offene Stellen, über Anträge aus den Fraktionen oder städtische Veranstaltungen zum Beispiel – der Pressereferent wird Chefredakteur und der Oberbürgermeister zum Verleger.
Doch, so die Absicht von Pressesprecher Rügert, „allgemeine gesellschaftliche Themen, die nichts mit der Arbeit der Verwaltung oder städtischer Einrichtungen und Konzerntöchtern zu tun haben, werden in das Amtsblatt nicht aufgenommen. Auch Nachrichten aus dem Vereinsleben und Termine von Vereinen werden nicht publiziert“. Aber Anzeigen der „Konzerntöchter“ (gemeint sind wohl städtische Betriebe wie die Stadtwerke oder Wobak) seien, so Rügert, schon denkbar.
Stirnrunzeln beim Südkurier
Das wird man im Südkurier-Verlag gar nicht gerne lesen, war doch bislang dieses Anzeigen-Geschäft eine Domäne des Heimatblattes wie auch die Berichterstattung aus dem Gemeinderat und über die Aktivitäten der Stadtverwaltung. Zwar hat das städtische Presseamt auch in der Vergangenheit schon per Pressemitteilung und Podcast sachlich und reichlich informiert, doch die persönlich gefärbte Schreibe der/s LokalredakteurIn dürfte zukünftig an Bedeutung verlieren. Die seemoz-Redaktion übrigens fürchtet solche Konkurrenz nicht – weder Heimatzeitung noch Amtsblatt können an unsere kritische, manchmal gar hämische Kommentierung heranreichen.
Aber die Stadtspitze will das Südkurier-Pressehaus nicht gänzlich vergraulen, schließlich ist man per Du. So ist wohl daran gedacht, die Verteilung des zweiwöchig erscheinenden Amtsblattes dem Verlag in der Max-Stromeyer-Straße anzuvertrauen; auch die Ausschreibung für den Druckauftrag dürfte wohl an der größten Druckerei in der Stadt nicht vorbei gehen.
100 000 für das Amtsblatt
Zwar bleibt die konkrete Kalkulation für die jeweils achtseitige Zeitung noch „nicht öffentlich“, doch bereits im frei zugänglichen Teil der Vorlage wird eine Kostenvorstellung von kaum mehr als 100 000 Euro pro Jahr genannt. Darin enthalten ist eine zusätzliche Journalisten-Stelle im Presseamt, gegengerechnet werden aber auch die Einsparungen dann nicht mehr anfallender Veröffentlichungskosten sowie erhoffte Anzeigen-Erlöse.
Sollte der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung am 29. 9. diesen Plänen zustimmen, und daran ist kaum zu zweifeln, könnte die erste Ausgabe des Konstanzer Amtsblattes bereits im ersten Halbjahr 2017 in die Briefkästen flattern.
hpk