Und ewig grüßt das Murmeltier

Es gibt kommunalpolitische Themen, die haben etwas von Dracula. Sie kommen im Gemeinderat stets zu vorgerückter Stunde aufs Tapet, haben ihr bestes Alter längst hinter sich, aber sie jagen durch ihr Erscheinen selbst dem geduldigsten Zuhörer jedes Mal wieder einen kräftigen Schrecken ein.… und eigentlich wissen alle Beteiligten von Anfang an, was sie erwartet: nichts Gutes nämlich. So auch am 20. Mai, als auf einen Antrag der CDU in Sachen Verkehrssituation am Döbele und am Schnetztor die Betonköpfe wieder einmal davon träumten, den Konstanzer Verkehrsproblemen beherzt mit viel Asphalt zu Leibe zu rücken. Konkret ging es dieses Mal um einen Verkehrs-Bypass (eine Art Umgehungsspur also) für den oft verstopften Döbele-Kreisel sowie eine Verkehrsbeschleunigung durch Umbauarbeiten an der Schnetztor-Kreuzung.

Dass dieses Thema ein Wiedergänger bleiben wird, steht zu erwarten, denn Heinrich Everke (FDP) schlug wieder einmal ein mächtiges Parkhaus unter dem Döbele vor und kündigte an, auch in Zukunft beharrlich wie Cato der Ältere („Ceterum censeo Carthaginem esse delendam“) für sein Vorhaben einzutreten. Es steht zu bezweifeln, dass er sich damit einen ähnlich dauerhaften Nachruhm wie der alte Römer erwirbt, zumal er seinen Vorschlag nicht in klassischem Latein vortrug („Ceterum censeo Parkhaus esse construendam“).

Doch Scherz beiseite: Die Verwaltung wandte ein, man erarbeite gerade ein Gesamtkonzept für die Verkehrsführung, und ehe dieses Konzept nicht vorliege, wäre jede Flickschusterei wahrscheinlich ohnehin hinausgeworfenes Geld (der „Bypass“ würde mit über 100 000 Euro zu Buche schlagen). Roland Wallisch (FGL) wies zudem darauf hin, dass schon vor längerem beschlossene Verbesserungen des Park+Ride-Systems nicht umgesetzt worden seien und schlug Alternativen für eine verbesserte, nachfrageabhängige und damit verkehrssteuernde Bewirtschaftung des vorhandenen Parkraums vor. Der Gemeinderat schloss sich diesen Argumenten an und lehnte den CDU-Antrag glatt ab. Bis sich demnächst in der Geisterstunde der Deckel wieder einmal öffnet …

Foto: © Anguane / PIXELIO
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AutorIn: Anke Schwede