… und man trifft sich doch im Tägermoos
Rendezvous in der Pappelallee: Erst nach einer geharnischten Protestnote der „Bürgerinitiative Pappelallee im Tägermoos“ bequemt sich die Konstanzer Stadtverwaltung zu einem Ortstermin am Rheinweg. Die ursprüngliche Zusage einer solchen „gemeinsamen Begehung“ war von Bürgermeister Langensteiner-Schönborn bereits in der letzten TUA-Sitzung infrage gestellt und später einfach vergessen worden. Doch das Rendezvous findet jetzt am heutigen Montag doch statt.
Die Verwaltung lädt jetzt wohl definitv zu einem „Ortstermin im Tägermoos und Bürgerinformation im Konzil ein“, ist einer Medienmitteilung von gestern zu entnehmen. Am kommenden Montag gibt es ab 16 Uhr einen Info-Ortstermin am Kuhhorn im Tägermoos.
Dabei soll Christian Rabe über die aktuellen Pflegemaßnahmen an den noch stehenden Pappeln berichten. Dr. Rabe führt gegenwärtig die Kontrolle und Dokumentation des Bestandes sowie die notwendigen Pflegemaßnahmen in den Baumkronen der Bäume durch.
Die angekündigte Bürgerinformation zum Konzept „Rheinweg Tägermoos 2050“ gibt es dann im Anschluss an den Ortstermin um 19 Uhr im Konzil (Unterer Konzilsaal). Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Uli Burchardt und einer Einführung in das Thema durch Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn sprechen Christian Rabe (Dipl. Forstwirt, Sachverständiger für Baumpflege, Stand- und Bruchsicherheit an Stadt- und Parkbäumen, Dozent für Baumpflege), Fabian Dietrich (Baumpflegespezialist mit eidg. Fachausweis, beauftragt von der Fondation Franz Weber), Gerhard Majer (Stellvertretender Leiter der Grünpflege Technische Betriebe Stadt Konstanz), Andrea Brandes (Amt für Raumentwicklung des Kantons Thurgau), Eberhard Klein als Vertreter von NABU und BUND, Jost Rüegg als Vertreter des WWF- Bodensee/Thurgau sowie ein Vertreter der Bürgerinitiative.
Bei sage und schreibe neun Vorträgen darf man gespannt sein, ob die Bürgerinnen und Bürger, die natürlich „herzlich eingeladen sind“, überhaupt zu Wort kommen – Geduld und Sitzfleisch jedenfalls sind gefragt.
PM/hpk
Herr Magulski,
gut dass ihre Definition privater Natur ist, die Fachleute vom RP Freiburg sehen das anders.
http://www.seemoz.de/lokal_regional/kein-kahlschlag-im-konstanzer-stadtwald/
Kahlschläge sehen für den Laien fürchterlich aus – aber durch das mehr an Licht steigt das Wachstum enorm- sehr schön gerade im Tägermoos zu sehen. Erst das Kraut, dann die Holzgewächse, letzendlich setzt sich durch was optimal angepasst ist : so entsteht ein natürliches Biotop. Das Nachpflanzen von möglichst grossen Bäumen wie Herr Fabian Dietrich vorgeschlagen hat, ist eine ex und- hopp Forstwirtschaft, welche die Sehgewohnheiten bedient, aber mit Naturschutz nicht viel am Hut hat. An die gerodete Baumschule denkt dabei niemand.
Liebe lilifee,
der Weg im Tägermoos ist auch völlig künstlich, Alleen gibts in der freien Natur garnicht und die Pappeln wurden als reines Nutzholz (z. B. für Klepperle) angepflanzt.
Natürlich muss der Wald viele Funktionen erfüllen, von der Erbauung bis zum Bauholz, das geht eben ohne Kompromisse beim Wandern nicht ab, aber eine holzgetäfelte Kneipe hat auch ihren Reiz.
Dabei ist selbst der Urwald im viertelstunden- Takt erreichbar:
gleich neben der Uni gibts einen Wald der seit ca 1970 sich selbst überlassen ist.
Danke für die Tipps – ich kenne diese Wege, aber „naturnah“ finde ich leider keinen einzigen der vorgeschlagenen Orte – so schön sie sind zum Spazierengehen. Vielmehr handelt es sich meist um Wald und Wald ist bei uns zu 90% Holzanbaufläche und Wiese (gedüngte Nutzweide) oder angelegte Teiche wie im Hockgraben – die naturnahen Biotope sind eben meist Naturdenkmäler: Betreten verboten. Schon mal in einem deutschen Laubbaum-Urwald unterwegs gewesen? Davon gibt es gaaanz wenig. Danach bemerkt man den Unterschied.
@Helmut Dietrich: Zur Frage: „Was ist mit Lorettowald“
Schon mal gesehen, wie viel Bäume auch im Lorettowald gefällt wurden? Meine Definition von Nachhaltigkeit erfüllt dies nicht, wenn mehr geschlagen wird als nachwächst. Es passt aber durchaus zu dem Respekt der Konstanzer Verwaltung vor Bäumen.
Bilder unter:
https://www.facebook.com/pages/Rettet-den-Rest-vom-Lorettowald/291744477643291
Ein schmaler Weg zwischen Ufer und Landwirtschaft als einziges fuss.- radläufiges Naherholungsgebiet von Konstanz ? Was ist mit Lorettowald, Riesenberg, Mainauwald mit St. Kathrina zur Einkehr? oder der Weg hinter der Bleiche , Hockgraben, Tabor, durchs Wollmatinger Ried, Uferweg nach Staad, Allmanshöhe, ? Dazu kommt dass die Vororte wie Hegne, Oberdorf oder Dingelsdorf als Ausgangspunkte für weitere Touren gut halbstündlich erschlossen sind
Schon mal auf dem Höhenweg von Dingelsdorf nach Litzelstetten gelaufen oder gefahren ? Toller Ausblick und kein Gedrängel wie am Seerhein.
@LLK : wie wärs mit einem GR- Antrag zur Einrichtung einer Bedarfshaltestelle zwischen Wollmatingen und Dettingen ?
Leider wird bei den vielen Gutachten über das Tägermoos immer übersehen, dass es sich bei diesem äußerst beliebten Gebiet um das einzige naturnahe Naherholungsgebiet im fuss- und radläufig erreichbaren Umfeld von Konstanz handelt. Dass die Emotionen so hochkochen, wie gestern in der Bürgerinformationsveranstaltung, hat damit zu tun, dass es Menschen gibt, die kein Boot oder Auto haben (oder sich weigern, das Konstanzer Verkehrschaos mit Fahrten in den Wald zu verschlimmern), um sich in die Natur zu begeben. Egal, was aus dem Gebiet wird – Schwarz- oder Hybridpappel – beide sind willkommen – es muss für die Menschen erhalten bleiben. Schließlich ist auch der Mensch ein Teil der Natur, besonders dieser „menschengemachten“ im Tägermoos. Auf dem Bodanrück haben wir etliche Naturdenkmäler, die man nicht betreten darf. Eine Stadt wie Konstanz muss, um glaubwürdig zu bleiben und ihre Lebensqualität zu sichern, auch in Grünflächen und Erholungsgebiete investieren, nicht nur in Industrie, Handel und Tourismus. In einem Vortrag zum Thema wurde von städtischer Seite die Frage formuliert, was getan werden könne, um das Gebiet „aufzuwerten“. Es brauchte aber vor den Fällungen gar keine Aufwertung, weil es schon so schön dort war. Jetzt allerdings schon: Nicht nur die Zerstörungen der unsensiblen Fällarbeiten, die Holzberge, die neuen Astschnitte verderben uns den Aufenthalt dort, sondern auch, dass nun alles mit Brennnesseln zuwuchert und die Gärtner ihren Kompost auf die Asthaufen werfen. War das die Vision 2050 der Stadt zum Thema Tägermoos?
@frieda
Schwarzpappeln sind stabiler und wachsen langsamer, deshalb fallen in den ersten 25 Jahren so gut wie keine Kosten an, während der Aufwand bei den alternden Hybrippappeln exponentiell mit dem Alter ansteigt.
Mit 100 sind das noch einige sauteure wackelige Torsen, während dann eine heute neu gepflanzte Schwarzpappel- Allee schon -ohne Lücken!-reichlich Schatten spenden würde- eine weitaus bessere und nachhaltige Zukunftsinvestition.
@Helmut Dietrich: Bis 2050 sind’s noch 35 Jahre. Bis dahin werden der Posten des OB sowie jener des Baubürgermeisters und diverser Thurgauer Würdenträger auch mehrfach neu besetzt worden sein. Zudem wird bis dahin vermutlich nicht nur der eine oder andere Baum das Zeitliche gesegnet haben. Bis dahin wird die Baumpflege Geld gekostet haben. Und? Die Pflege eines Hauses, einer Strasse, einer Parkanlage kosten in dieser Zeit auch Geld. Oder gehen Sie davon aus, das Fällen und die Wiederaufforstung der Allee sowie die Pflege neuer Bäume, seien gratis zu haben? Oder gar: neue Bäume müssten nicht gepflegt werden? Oder: Weil 2050 wohl ein Teil der heute „pumperlgesunden“ Pappeln nicht mehr leben wird, kann man sie auch gleich heute fällen? Wenn man diesen Gedanken weiter spinnt, kann einem „s’Klepperle gehn“.
Die Mitglieder der BI sollten mal ihren ganzen Mut zusammen nehmen und der Realität ins Auge sehen: Spätestens 2050 und nach Ausgaben von zigtausenden Euros für Pflege sind die Hybidpappeln am Ende, da helfen weder Petitionen noch Unterschriften. Bäume wachsen und vergehen- unwiederbringlich. Botanik und Naturschutz sind kein Wunschkonzert.
Wie es weitergehen kann ist klar- Aufforstung mit der vom Aussterben bedrohten und ökologisch wertvolleren Schwarzpappel.
Dazu braucht man keine Visionen sondern ausreichend Vernunft und Weitblick- übern Tellerrand hinaus
Das wildwuchernde Grün auf den neuen Lichtflächen zeigt dass die Natur mit dem Thema bedeutend gelassener umgeht als ihre Freunde
Thema verfehlt
„Wie stellen Sie sich den Rheinweg am Tägermoos im Jahre 2050 vor?“
Das ist das verlockende Motto unseres innovativen Baumfällerteams aus dem Bauamt der Stadt Konstanz. Entwickelt werden sollen diese Visionen in den letzten Minuten der großen Bürger-Versammlung im Konzil am Montag.
Es brauchen noch keine „tief ausgearbeiteten Visionen zu sein“, verlautet es beruhigend aus dem inneren Zirkel der Macht. Damit habe man noch Zeit. Entschieden werde erst in weiter Zukunft, wenn die Schweiz ihrerseits ihre Visionen gesetzlich unter Dach und Fach gebracht haben wird. Die Stadträte will man also nach Gutsherrenart wieder nicht bestimmen lassen. Man hat stattdessen die Schweizer Verwaltung entdeckt, die jetzt das Ruder in die Hand nehmen soll. Schon wieder wird ein Verwaltungsakt vorgeschoben.
Herr Hipp, Leiter des Amtes für Raumentwicklung, Abteilung Natur und Landschaft aus dem Kanton Thurgau, erklärt mir das aber ganz anders. Er habe unzählige Male versichert, er erwarte dringend einen Entscheid zur Aufforstung und zum Verbleib der restlichen Pappelallee aus Konstanz.
Unsere Visionen für das Jahr 2050 am Seerhein? Wir fragen uns erstaunt, haben wir das alles nur geträumt? Ein Alptraum der Kahlschlag am Seerhein? Die 5000 Unterschriften für die Erhaltung und Aufforstung der beliebtesten Bäume im Konstanzer Naherholungsgebiet? Ein Alptraum die 350 verzweifelten Kommentare auf der Petitionsseite? Der vier Monate dauernde Maulkorb für die Bürgerinitiative? Ein Alptraum diese Veranstaltung, zum Eingang und zum Ausgang der nichts aber viel sagende Baubürgermeister und als Moderator der beleidigte und zornige Oberbürgermeister, der alle Bäume krank und die Baumpflege eine Sterbebegleitung genannt hat? Und was hat der Vortrag Nr. 3 über die Pappeln “im Kontext zu den 14 000 Bäumen der Stadt Konstanz“ von Herrn Majer hier zu suchen? Diesen aus Häme und Ablenkungsmanövern bestehenden Bericht kennen wir schon aus dem Auftritt im Gemeinderat. Wir wollen ihn nicht noch einmal hören.
Wer überhaupt hat diese Tagesordnung erfunden? Die im Rahmen der Bürgerbeteiligung für diese Aufgaben ins Leben gerufene „Spurgruppe“ war nicht dabei. Wo bleibt Herr Schröpel als unparteiischer Moderator? Wahrscheinlich darf er als Beauftragter für Bürgerbeteiligung wieder das Mikrofon weiter reichen. Und last not least: Wo bleibt das Volk auf dieser Veranstaltung?
In der Schule hieß das: „Thema verfehlt“.
Beim Thema „Visionen“ fällt mir nur eines ein: Die Frage an die verantwortlichen Herren in der Stadtverwaltung: Welche Visionen hatten sie, als sie beschlossen, die beliebtesten und schönsten Pappeln im Tägermoos abzusägen und den Menschen und Tieren unwiederbringlich eine Allee wegzunehmen? Diese Frage möchten WIR am Montag besprechen. Die sollte nach vier Monate langem Schweigen der „Visionäre“ jetzt endlich an erster Stelle stehen. Nur das ist das Thema der Stunde.