Und noch eine Mängelliste zur Begegnungszone
Zu hohe Bordsteinkanten, zu schneller Autoverkehr, Bushaltestellen an der falschen Stelle, schlechte Querungsmöglichkeiten – die Mängelliste, die der Fahrgastbeirat zum Thema: Begegnungszone am Konstanzer Bahnhof an Stadtverwaltung und Gemeinderat verschickt hat, liest sich wie der Lehrer-Kommentar zu einem miesen Schüleraufsatz: Sechs, setzen. Wir dokumentieren den Offenen Brief ungekürzt
Stellungnahme des Fahrgastbeirats im Landkreis Konstanz zur Begegnungszone Bahnhofplatz Konstanz, Januar 2013
Grundsätzlich begrüßen wir die versuchsweise Einrichtung einer sogenannten Begegnungszone im Bereich des Bahnhofplatzes in Konstanz. Wir übersehen dabei aber nicht, dass es noch erheblicher Bemühungen bedarf, um die Begegnungszone fußgänger- und fahrgastfreundlich auszugestalten. Wir sind uns dabei darüber im klaren, dass die verschiedenen Nutzungen des Bahnhofplatzes es grundsätzlich nicht gestatten, die Interessen aller Verkehrsteilnehmer optimal zu berücksichtigen. So stehen z. B. die hohen Bordsteinkanten, die den Fahrgastwechsel der Busse erleichtern und für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste unbedingt erforderlich sind, im Gegensatz zur leichten Querung des Platzes durch Fußgänger und schränken deren Freizügigkeit ein. Dennoch sind Verbesserungen möglich.
Durch die Verlegung der Bushaltestelle stadtauswärts Richtung Marktstätte haben sich die Wege für Umsteiger Bahn/Stadtbus verlängert; zudem ist für den von den Bahnsteigen kommenden Fahrgast schlechter zu erkennen, wo er seinen Bus findet, speziell wenn drei Busse hintereinander in der Haltestelle stehen. Die (erfreulich) starke Nutzung durch das Publikum führt häufig zu einem starken Gedränge auf dem relativ schmalen Bürgersteig zwischen den Geschäften und den Bussen – der am weitesten stadtauswärts stehende Bus ist dann nur schwer zu erreichen. Wir schlagen daher vor, die Bushaltestelle so weit wie möglich an den Bahnhof heranzulegen, um die Umsteigewege zu verkürzen und die Sichtbarkeit der Busse zu erhöhen. Zu prüfen wäre, ob nicht zwei Haltestellen (ca. 40 m Hochbordsteine) ausreichen könnten.
Fernbusse (einschließlich der Städteschnellbusse nach FN bzw. RV) sollten grundsätzlich zur Entspannung der Situation ihren Abfahrtsort vor dem sog. Schweizer Bahnhof erhalten, da für diese Busse der Umsteigeverkehr Schiene – Bus von geringerer Bedeutung ist. Zudem sollten, sofern fahrtechnisch möglich, feste Halteplätze für die städtischen Buslinien ausgewiesen werden, so dass für den Fahrgast immer sicher ist, wo „seine“ Linie hält. Dringend nötig wären – wie übrigens zumindest an allen stark frequentierten Haltestellen im Stadtgebiet – elektronische Fahrtzielanzeiger mit Ist-Angaben über die Abfahrtszeit des nächsten Busses der jeweiligen Linie. Diese Echtzeitanzeige müsste barrierefrei sein. Eine Begegnungszone darf zudem kein Pausenplatz für Busse und kein Parkplatz für Autos sein, weil diese die Sicht für die Fußgänger versperren.
Von herausragender Bedeutung ist, dass alle Nutzergruppen des ÖV den Bahnhofsplatz gut und sicher queren können. Das ist im Moment nicht gegeben. Sehr häufig wird die zulässige Geschwindigkeit von 20 km/h von Kraftfahrern erheblich überschritten, auch wenn wir nicht übersehen, dass es eine gewisse Entschleunigung des Kfz.-Verkehrs gegeben hat. Eine schärfere Geschwindigkeitsüberwachung ist dringend nötig. Die Kennzeichnung der Zone muss zudem für Autofahrer verbessert werden, insbesondere in der Verkehrsrichtung stadtauswärts.
Wer gut zu Fuß ist, kommt besser über die Straße als vorher. Schwierig ist es für langsamere alte Menschen, für Menschen mit Rollator und vor allem für Behinderte. Diese können z. B. schlichtweg die kleine Rampe im Osten des Platzes am Abgang in die Unterführung Marktstätte – Hafen nicht bewältigen, einmal ganz abgesehen von den hohen Bordsteinkanten an den Bushaltestellen.
Wir schlagen daher vor, für diese Nutzergruppe zwei Dunkelampeln mit akustischen Zusatzgeräten (Bedarfsampeln) einzurichten, und zwar eine im Bereich des Bahnhofseingangs und eine bei der Marktstätte.
Von zentraler Bedeutung für die Fahrgäste ist die Fahrplanstabilität des Busverkehrs. Um die Fahrzeitverluste durch die langsamere Geschwindigkeit in der Begegnungszone auszugleichen, muss der Busverkehr in der Bodanstraße durch eine eigene Busspur beschleunigt werden.
Wir erwarten, dass die endgültige Gestaltung der Begegnungszone sich vorrangig an den Bedürfnissen des Umweltverbundes (Fußgänger, Radfahrer, öffentlicher Verkehr) ausrichtet, und wären dankbar, wenn unsere Vorschläge realisiert würden.
Die Sprecher des Fahrgastbeirats des Landkreises Konstanz
Gez. Ralph Gambetta, Hanspeter Hafen, Dr. Eberhard Luik, Henrich Tiessen
Weitere Links: