Und sie spielten doch…
… das Solidaritäts-Konzert für die Konstanzer Jazz- und Rockschule (JRSK) fand doch statt. Trotz eines zwischenzeitlichen Verbots trafen sich Freunde, Schüler und Lehrer in der Mensa des Humboldt-Gymnasiums und demonstrierten für den Erhalt der privaten Schule
„Das war ein großer Erfolg“, freut sich Konrad Bogen, Musiker, Schüler und einer der OrganisatorInnen des Konzerts (s. Foto unten rechts). Weit über 100 Unterschriften kamen zusammen „und abends und in der Nacht war die Mensa rappelvoll.“ Vornehmlich jugendliche Musikfreunde waren in die Halle am Seerhein geströmt „und hörten nicht nur tolle Musik, auch das ein Beweis für die gute Arbeit der JRSK, sondern bekundeten ihre Solidarität mit der Schule“. Auch JRSK-Schulleiter Kai Kopp schaute trotz aktueller Erkrankung vorbei: „Die Auseinandersetzungen setzen mir auch gesundheitlich zu“.
Dabei sah es zunächst gar nicht nach einem Solidaritätskonzert aus. Mit einer Brandmail hatte Kulturbürgermeister Andreas Osner noch am Freitag das Konzert untersagen wollen (seemoz berichtete). Es ist wohl nur der Fürsprache von Humboldt-Rektor Kaz zu danken – so war von Konzert-Teilnehmern zu hören -, dass ein Musikertreffen überhaupt stattfand. Jürgen Kaz war am Wochenende zu einer persönlichen Stellungnahme ebenso wenig zu erreichen wie Bürgermeister Osner.
Noch am Freitag hatte Andreas Osner in seiner mail schweres Geschütz gegen die Jazz- und Rockschule, vor allem aber gegen deren Leiter Kai Kopp aufgefahren. Von einer „unvorbereitet erhobenen Zuschussforderung“ ist da die Rede und von „unzureichender schriftlicher Untermauerung“ der Forderungen. Unterschwellig wirft der Bürgermeister dem Schulleiter Kai Kopp vor, seine Finanzen nicht im Griff zu haben. Auch die Mobilisierung der Öffentlichkeit wird angeprangert, wenn Osner unverhohlen droht: „Je mehr öffentlichen Druck Sie aufbauen und je mehr Sie die Stadtverwaltung – unrichtigerweise – in die Ecke eines kulturfeindlichen Bürokratieapparats stellen, umso weniger Kooperation können Sie von uns erwarten.“ Der schriftliche Schlagabtausch gipfelte dann in dem Verbot des Solikonzerts. Der Rückzieher kam jedoch etliche Stunden später – das Konzert konnte doch stattfinden.
Das ist wohl auch der großen Solidarität zu schulden, die der Schule in den letzten Tagen widerfuhr: Einem Unterstützungsaufruf der LLK schlossen sich am Wochenende mit eigenen Medienmitteilungen die FGL und die JFK an. Und sogar Alt-Stadtrat Jürgen Leipold warb in einem seemoz-Kommentar ausdrücklich für die Jazz- und Rockschule Konstanz und ihren Leiter Kai Kopp.
Der sieht sich nun einem Streitgespräch mit Bürgermeister Osner am heutigen Montag gegenüber. Es ist nur zu hoffen, dass sich die Wogen zwischen den Streithähnen noch heute glätten lassen, bevor am Donnerstag der Gemeinderat im Rahmen seiner Haushalts-Beratungen endgültig über die Höhe der Zuwendungen für die JRSK entscheiden wird.
Autor: hpk
Weitere Texte zum Thema:
09.12.2014: Jazz- und Rockschule: Am falschen Ende gespart
11.12.2014: Jazz- und Rockschule: „Fahrlässige Gesamtplanung?“
12.12.2014: JRS: Kein Raum für Benefizkonzert
@Holger Kolb
das sehe ich genauso !!
nicht nur das er Kultur verbeiten will, er nutzt seine Position auch noch aus um zu drohen !!
Rücktritt ist das mindeste, aber da können wir wohl lange warten !!
Ich bin schon sehr erstaunt, was für eine Rechtsauffassung ein Kultur Bürgermeister heutzutage noch haben kann. Konzerte verbieten, Protest verbieten…so langsam wird es vielleicht Zeit dass der Diskurs landesweit geführt wird!
Grüsse aus Stuttgart, da wollte man vor einen Jahr auch den Jazz Studiengang schliessen. Auch dank der Unterstützung aus Konstanz wurde das verhindert!!!
Ein Kulturbeauftragter der Kultur verbieten will! Das kenn ich irgendwoher…
Herr Osner degadiert sich zum Kulturverbotsbürgermeister. Da bleibt nur der Rücktritt.
Ich möchte klarstellen, dass die Jazz + Rockschule Konstanz e.V. KEINE private Musikschule ist, sondern ein eingetragener, anerkannt gemeinnütziger Verein. Dieser Verein wurde 2013/2014 durch die Stadt Konstanz mit einer institutionellen Förderung unterstützt.
Danke, Kai Kopp (Schulleitung)