Und wieder fallen Bäume

Am 16. Februar wurden aufgrund des Neubauprojekts auf dem ehemaligen Telekomgelände etwa 15 Bäume gefällt. Einige der Bäume standen auf dem Spielplatz der angrenzenden Grundschule Petershausen. Grund der Fällungen sei der Bau einer Tiefgarage. Diese sei laut Investor BPD Immobilien wiederum durch die Umwidmung der Gebäudenutzung von Büro- in Wohnraum notwendig, das schreibe die Bauordnung vor. Dazu ein Kommentar.

20 Grad im Februar. Klimanotstand. Baumfällungen. – Angekommen im totalen Zynismus? Ich bin schockiert und enttäuscht. Klimanotstand ist – oder war – ein großes und hoffnungsvolles Wort. Eine Stadt posaunt die Präambel von aktivem Klimaschutz für jedwede politische Entscheidung und kommunale Maßnahme in die Welt. Zeitungen schreiben Headlines über die beschauliche Idylle am Bodensee, die sich dem Klimaschutz noch einmal mehr verpflichtet als es Paris ohnehin schon abverlangt – und will Vorbild sein. Pustekuchen.

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Denn schon wieder rasselt die Kettensäge. Kostbare alte Bäume werden abgesägt. Zack. Weg. Innerhalb weniger Stunden wird das Leben von Jahrzehnten vernichtet. Für unseren fossilen und zerstörerischen Lebensstil. Für eine veraltete Mobilitätstechnologie auf Kosten von erhöhtem Hautkrebsrisiko der Kinder, die im Sommer auf dem Spielplatz spielen. Warum auch sollte die Lebensqualität von Kindern und uns allen vor Bagger, Beton, Macht und Geld gestellt werden? Wenn ich nur endlich akzeptieren könnte, dass diese Stadt offensichtlich keine Lust hat sich so zu verändern, dass dieser Klimakatastophe mit Vehemenz und Ehrlichkeit begegnet wird. Wenn ich nur endlich akzeptieren könnte, dass Fridays for Future vor allem gut fürs Image ist, aber der Politik der Mut fehlt, die richtigen Prioritäten zu setzen.

Ich will das nicht akzeptieren, weil es am Ende uns alle trifft. Weil wir Ursache dieser Krise sind und wir es sein müssen, die etwas verändern. Und weil es gilt, jetzt Verantwortung zu zeigen und gegen das zu rebellieren, was fundamental falsch läuft. Liebe Menschen mit politischem Einfluss, liebe Entscheidungsträger*innen – nehmt eure Verantwortung wahr, die euch die Wähler*innen gegeben haben und legt diesen Zynismus ab. Er ist Gift für Vertrauen, sozialen Zusammenhalt und eine lebenswerte Zukunft.

Josephine Tröger, Psychologin, lebt in Konstanz (Bild: Marco Walter)