Uni Konstanz: Neue Professur für Konfliktforschung
Gewalt – ihre Ursachen und Konsequenzen: So ist das neue Aufgabenfeld von Anke Hoeffler überschrieben, das sie voraussichtlich ab 2019 als Professorin an der Universität Konstanz übernehmen wird. Denn die Uni hat eine Alexander-von-Humboldt-Professur eingeworben – langfristig soll ein Zentrum für Konfliktforschung und Entwicklungspolitik auf dem Gießberg entstehen.
Anke Hoeffler (Foto) ist eine international renommierte Sozialwissenschaftlerin, die wichtige Beiträge zum Verständnis von gewaltsamen Konflikten und der Wirtschaftsentwicklung im globalen Süden liefert. Wie die Alexander von Humboldt-Stiftung jetzt bekanntgibt, wird die Ökonomin für eine Alexander von Humboldt-Professur ausgewählt. Die derzeit an der University of Oxford (Großbritannien) tätige Wissenschaftlerin wurde vom Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaft der Universität Konstanz vorgeschlagen, wo die Professur im Fall erfolgreicher Berufungsverhandlungen ab 2019 auch angesiedelt sein wird.
Die Alexander von Humboldt-Professur ist mit bis zu fünf Millionen Euro der höchstdotierte internationale Forschungspreis in Deutschland. Mit ihm werden weltweit führende und bislang im Ausland tätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgezeichnet, die langfristig ihre zukunftsweisende Forschung an deutschen Hochschulen durchführen sollen.
Dr. Anke Hoeffler ist eine der meistzitierten Gesellschaftswissenschaftlerinnen weltweit. Die Ökonomin und Politikwissenschaftlerin forscht zu den Ursachen und Konsequenzen von intrapersoneller und politischer Gewalt. Viel Beachtung fand etwa eine Studie zu den wirtschaftlichen Folgen von Gewalt und kriegerischen Auseinandersetzungen, an der Hoeffler beteiligt war. Häusliche Gewalt verursacht demnach weltweit die höchsten Kosten – sie sind 50 Mal höher als die finanziellen Verluste durch Bürgerkriege. Mit der häuslichen Gewalt ist somit für Gesellschaften eine Gewaltform die teuerste, die in der Forschung bislang vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit erhält.
Prägend für die akademische und öffentliche Diskussion zu den Ursachen von Gewalt ist auch der sogenannte Greed and Grievance-Ansatz, den Anke Hoeffler gemeinsam mit dem britischen Migrationsforscher Sir Paul Collier von der University of Oxford entwickelte: Sie untersuchten dabei, ob Bürgerkriege hauptsächlich aus einem Leidensdruck wie zum Beispiel politischer Unterdrückung oder religiös-ideologischen Motiven heraus entstehen oder inwiefern ökonomische Aspekte wie gute Finanzierungsmöglichkeiten eine Rebellion begünstigen.
Als Humboldt-Professorin soll Anke Hoeffler die international renommierte Konflikt- und Entwicklungsforschung an der Universität Konstanz weiter stärken. Diese steht in enger Verbindung zum Forschungsschwerpunkt „Die politische Dimension der Ungleichheit“, der am Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaft ein wichtiges Verbundprojekt darstellt. Mit der Berufung ist die Absicht der Universität Konstanz verbunden, ein Zentrum für Konflikforschung und Entwicklungspolitik zu errichten. Anke Hoeffler möchte in Konstanz auch ihre aktuelle Forschung, die unter anderem von der Weltbank finanziert ist, zu Entwicklungsprojekten in Liberia und zum Umgang mit syrischen Flüchtlingen in Jordanien weiter verfolgen.
Anke Hoeffler ist derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin am Centre for the Study of African Economies der University of Oxford. In Oxford forscht sie bereits seit 1999, wo sie nach ihrem Studium in Würzburg und London auch promoviert wurde. Sie ist eine von insgesamt neun für eine Alexander von Humboldt-Professur nominierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die derzeit in Frankreich, Kanada, Österreich, den USA und dem Vereinigten Königreich forschen. Sie tritt nun in Berufungsverhandlungen mit der Universität Konstanz, die sie für den Preis vorgeschlagen hat. Nimmt sie die Humboldt-Professur an, wird ihr der Preis im Mai 2019 verliehen. Die Humboldt-Professur wird vergeben von der Alexander von Humboldt-Stiftung und finanziert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
MM (Foto: Universität Konstanz)