Untaugliche Namen, einsame Krämpfe, teure Preise

Namen sind nicht Schall und Rauch. Denn einige „schmücken“ das Konstanzer Stadtbild, deren Biographien aber nahe am Brechreiz lagern. Entscheidungen stehen an. Dazu: Osners Gutachten ist nun Thema einer Sondersitzung. Und: Der Bus muss deutlich billiger werden in Konstanz. Andere Städte sind da bereits auf einem guten Weg.

Heute tagt erneut die Straßenbenennungskommission und beschäftigt sich ein weiteres Mal mit der Frage, ob Straßen, die einst nach umstrittenen Zeitgenossen benannt wurden, umbenannt werden sollen. Seit Jahren schon geht es um folgende Namensgeber, die als Antidemokraten und auch Antisemiten einzustufen sind: Conrad Gröber, Franz Knapp, Paul von Hindenburg, Otto Raggenbass und Werner Sombart. Alle waren entweder Befürworter und Förderer des NS-Regimes oder profitierten davon, seemoz berichtete in den vergangenen Jahren mehrfach und ausführlich.

Und noch einer, der bislang sozusagen im Schatten der hier aufgeführten Personen segelte, hat Platz auf dieser Liste – Felix Wankel, nach dem ebenfalls eine Straße in Konstanz benannt ist. Man google – und reibe sich verwundert oder auch entsetzt die Augen. Nach Wankel, dem durchaus genialen Erfinder, sind überall im Lande Straßen benannt. Diskutiert wird in der Kommission auch darüber, wie mit den Ehrenbürgerwürden der Herren Knapp, Gröber und Hindenburg umzugehen sei. Schlussendlich entscheidet der Gemeinderat.

Osners einsamer Krampf

Das Gutachten zur Theateraufführung „Mein Kampf“, bestellt von Bürgermeister Andreas Osner für satte 13 000 Euro, liegt nun vor. Allerdings nur den GemeinderätInnen. Ganz streng geheim sei es, wurden die Empfänger mehrfach belehrt und nichts, rein gar nix, dürfe da nach außen dringen. Die alberne Heimlichtuerei kletterte dann täglich von Höhepunkt zu Höhepunkt. Zuerst erklärte Osner, an der Sondersitzung des Kulturausschusses am 18.9. zum Thema könne die interessierte Bürgerschaft teilnehmen. Dann gab die Verwaltung laut, die Öffentlichkeit sei ausgeschlossen. Kurz darauf die Korrektur der Korrektur: Wer kommen und hören mag, dürfe das tun. Wie allerdings Inhalte, die vorab für geheim erklärt wurden, öffentlich diskutiert werden sollen, bleibt Osners Geheimnis. Der 18.9. könnte unterhaltsam werden.

Sein in Auftrag gegebenes Gutachten, das nun einigen Auserwählten vorliegt, bringt wenig Neues. Ja, viele Medien hätten kritisch vor allem über die heiß diskutierte Aktion mit den Hakenkreuz/Judenstern-Binden berichtet, die in der Tat unnötig war. Daran könne man, wenn man denn wolle, durchaus einen Reputationsschaden für Stadt und Theater ableiten. Ansonsten hätten die Medien nicht nur kritisch, sondern überwiegend neutral berichtet.

Die an ihn gestellte Frage, ob er vor der Auftragsvergabe auch mit Oberbürgermeister Burchardt gesprochen habe, hat Osner immer noch nicht geantwortet. Kurz und schlecht: Das teure Pamphlet ist eher für den Eimer. Mittlerweile mehren sich die Stimmen, die anregen, ein Gutachten in Auftrag zu geben, das herausfinden soll, inwieweit Osner der Stadt schadet. Eine gute Idee.

Was darf der Bus kosten?

Wer über den lokalen ÖPNV-Tellerrand hinaus schaut, kann feststellen, dass sich viele Städte überlegen, die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel deutlich kostengünstiger anzubieten. Reutlingen plant, ähnlich wie Wien, ein 365-Euro-Ticket „plus“. „Plus“ bedeutet eine kostenfreie Mitgliedschaft bei einem Carsharinganbieter. Essen will die Monatsgebühr für Neukunden von 30 auf 15 Euro herabsetzen. Auch Mannheim plant eine Reduzierung von rund einem Drittel, Herrenberg um 50 Prozent. Und was passiert in Konstanz? Nicht eben viel, es gibt nicht mal einen Kurzstreckentarif. Anlass genug für die LLK (Linke Liste Konstanz), die Stadtwerke zu bitten, darzulegen, welche Kosten entstünden, wenn 1. das Ticket auch hier nur einen Euro kosten würde, wie in Radolfzell schon eingeführt, und 2. Auskunft darüber: Welche Kosten entstehen würden, wenn Busfahren gratis wäre. Letzteres wird gerade im nordfranzösischen Dünkirchen angeboten und in der estnischen Hauptstadt Tallinn bereits seit 2013. Offenbar ein Erfolgsmodell, das die Regierung im Sommer bewogen hat, den ticketfreien Busverkehr auf fast alle Teile des baltischen Landes auszuweiten. Nachahmung empfohlen. Der in Konstanz zuständige Busausschuss will kommenden Donnerstag die Anfragen der LLK beantworten.

H. Reile