V wie Victory. Was der schwarz-gelbe Triumph bedeutet

Entschlossenheit, Vorwärtsdrang, Unverdrossenheit, Überblick, Teamgeist, Fairness, Engagement, Optimismus, Erfolgswillen, Stehvermögen – Meisterschaft. Das sind die Elemente, die Gewinner ausmachen, die das Volk mitreißen und begeistern, und die wir uns von unseren Leistungsträgern in Stadt, Land und Bund so sehr wünschen. Und vielleicht, wer weiß, gilt alles das auch für den OB-Wahlkampf in Konstanz.

Für all’ das steht Schwarz-Gelb: Die Borussia hat uns gezeigt, wie es geht. Zum zweiten Mal in Folge Deutscher Meister, Meister der Herzen, und schließlich, hochverdient, auch noch als DFB-Pokalsieger aus dem Spitzenderby gegen die notorischen Tabellenführer in Lederhosen hervorgegangen. Schluss mit der selbst überzogenen Leitkultur. Deutschland feiert den Ruhrpott-Arbeiteraufstand gegen das saturierte Fußball-Establishment.

Und in der Politik? Auch hier weht ein Hauch von Ruhrpott durch das Land, wenn auch farblich deutlich anders akzentuiert, denn die signalträchtige Farbkombi Schwarz-Gelb steht bzw. fällt hier für etwas ganz anderes: Die oppositionsgestählten Roten berappeln sich, und kommen zunehmend aus der Verteidigung – allerdings scheint der radikale linke Flügel zusehends neutralisiert zu werden. So lange das Spiel auf halbwegs ökologischer Grundlage (also Rasen) läuft, sind die Grünen weiterhin auf dem Platz. Allerdings sehen sie sich aktuell unversehens heftig attackiert von der FC St.Pauli-Ausgabe der Parteienwelt. Die Piraten zeigen deutlich orange Flagge, und laufen, unterstützt durch eine chaotische Fangemeinde, langsam zur Bundesligareife auf. Die orangefarbenen Nebelkerzen aus der Fankurve werden es alleine aber nicht reißen.

Dagegen das konservative Lager: Die Schwarzen haben stark an Substanz verloren und laufen in deutlich ausgewaschenen Trikots in undifferenzierten Grautönen auf. Einzig auf internationalem Parkett spielt man, dank Merkel-Bonus, derzeit noch halbwegs auf Augenhöhe. Im konservativen Kader zeigt besonders die Bayernfraktion, wie aktuell der entthronte Münchner FC, deutliche Abwehrschwächen, welche auch durch zweckoptmistische Verbalgrätschen eines Seehofer nicht länger zu kaschieren sind.

Auch für Legenden ist irgendwann die Zeit gekommen. Keiner wusste das besser als der legendäre Namensvetter unserer fußballbegeisterten (immerhin!) Kanzlerin. In Bezug auf die Verlierer-Partei im blau-gelben Trikot jedoch trifft einer der berüchtigten Max-Merkel-Sprüche (aus allerdings anderem Zusammenhang) hier scheinbar nicht ganz zu: “Ich glaube, es ist leichter, einen Rollmops durch Mund-zu-Mund-Beatmung wieder ins Leben zurück zu holen.”

Gegen jede Vernunft und Lebenserfahrung haben es die gelbliberalen Freiheitskicker tatsächlich vermocht, von den Toten wieder aufzustehen, nachdem sie, aus Angst vor dem Tode, den politischen Selbstmord versucht hatten. Aber noch nicht einmal das gelingt diesem Haufen verstörter Liberal-Youngster, denen eindeutig eine stabile Trainerhand fehlt. Wie man weiß, macht ein Hoffnungsträger (Lindner?) noch lange kein Team oder gar eine siegfähige Mannschaft aus. Man wird sehen, ob sie die Relegationsrunde überstehen, oder doch endlich in der Bedeutungsarmut ihrer chronischen Drittklassigkeit verschwinden werden.

Ein Lichtblick momentan ist, dass wenigstens die rechtsradikale Braunkack-Fraktion weitgehend auf die abgesperrten Zuschauerränge verbannt bleibt. Am besten, sie schlagen sich dort gegenseitig die hohlen Schädel ein.

Deutscher Fußball und deutsche Politik zeigen doch immer wieder frappante Parallelen. Um es in Abwandlung mit einer anderen Trainerlegende zu sagen: “Nach der Wahl ist vor der Wahl” und “Die Urne ist rund und eine Legislaturperiode dauert 5 minus X Jahre” (je nachdem, wo, und wie weit Koalition, Kondition und Wahlversprechen tragen). Da trifft wie immer des Kaisers Wort: „Schau’n ‘mer mal!“

Autor: Siegfried Galter