ver.di will um Tarifanbindung beim Südkurier kämpfen
Die Südkurier-Geschäftsleitung hat ihre Drohung wahr gemacht und ist aus dem Verband Südwestdeutscher Zeitungsverleger (VSZV) zumindest teilweise ausgetreten. Damit ist die Tarifbindung zum 1.1.2011 aufgekündigt. Der Fachbereich Medien in ver.di wie auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kündigten unverzüglich an, dass sie mit Redakteuren und Angestellten des Unternehmens um die künftige Tarifanbindung kämpfen werden. Harte Zeiten – auch vor Gericht – stehen beim Südkurier bevor.
„Sofern uns die Arbeitnehmer in dem Zeitungskonzern den Auftrag geben, werden wir die Geschäftsleitung zu Haustarifverhandlungen auffordern.“, erklärte der Fachbereichsleiter Medien, Kunst und Industrie, Gerhard Manthey in Stuttgart. „Der Absicht der Geschäftsleitung, ohne wirtschaftliche Not 900 000 Euro dadurch einzusparen, dass das 13. Monatsgehalt und Urlaubsgeld durch Änderung der individuellen Arbeitsverträgen realisiert werden soll, muss die Solidarität aller und die Solidität von Tarifverträgen entgegengesetzt werden“.
Auch der DJV-Landesvorsitzende Thomas Godawa kritisierte die Politik der Südkurier-Geschäftsleitung: „Die Rendite des Konzerns soll auf Kosten der Mitarbeiter hoch gehalten werden“ (Seemoz berichtete mehrfach über den Konflikt bei der Lokalzeitung, zuletzt am 11.11.).
Schon die Hälfte der Beschäftigten verdient weniger
Darüber hinaus sei es ein Skandal, so ver.di weiter, dass das bislang tarifgebundene Unternehmen schon seit Jahren Beschäftigte zu Konditionen eingestellt habe, die unterhalb der Tarifverträge liegen. Wie die Geschäftsführung bestätigte, sie dies schon bei mehr als der Hälfte aller Beschäftigten der Fall. Die Gewerkschaft will auch diese Arbeitnehmer im Verlag überzeugen, dass sie künftig unter tariflich geregelte Arbeits- und Entgeltskonditionen fallen sollen.
Der Austritt des Zeitungsverlages aus seinen sozialpolitischen Verpflichtungen mache ein weiteres Mal deutlich, dass Verleger die Herausforderung der Strukturkrise bei den Printmedien nur mit Sparorgien begegnen wollen, so Gerhard Manthey. Das Gegenteil sei notwendig. Untersuchungen im arg gebeutelten US-Zeitungsmarkt zeigten, dass Blätter, die in die Qualität ihrer Produkte investierten, auch mit steigenden Leserzahlen belohnt würden. Auch Thomas Godawa verweist auf diesen Aspekt: „Für die Sicherung der journalistischen Qualität des Produktes Südkurier ist das ein Schlag ins Gesicht“ Auch die Zufriedenheit der Leser und Kunden stehe auf dem Spiel, erklärten die Gewerkschafter.
Innerhalb des Konzerns ist dies nicht der erste Sündenfall, tarifliche Bedingungen zu umgehen. Auch auf Kosten der Freien Mitarbeiter versuche der Verlag, die angemessene Vergütung, die der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger für alle verpflichtend unterschrieben hat, einzuschränken, wie ein Gerichtsbeschluss aus Mannheim dieser Tage bestätigte:
Einstweilige Verfügung gegen den Südkurier
Nach Beschluss des Landgerichts Mannheim (Az.: 2 O 145/10) verstoßen die Honorarbedingungen des Südkurier in weiten Teilen gegen geltendes Recht. Das Gericht erließ darum eine Einstweilige Verfügung gegen die Zeitung; die Richter verboten Bestimmungen, wonach der Verlag die Nutzungsrechte an Fotos und Texten übertragen bzw. an andere Medien der Holtzbrinck-Gruppe ohne Rücksprache mit dem Autoren weitergeben darf. Die Gewerkschaften sehen sich durch diesen Spruch des Mannheimer Gerichts in ihrer Auffassung bestätigt, dass zahlreiche Allgemeine Geschäftsbestimmungen in Verlagen die Urheber, also Autoren und Fotografen; unangemessen benachteiligten.
Die Gewerkschaften werden also mit harten Bandagen kämpfen. Denn in Baden-Württemberg ist dies der zehnte Zeitungsverlag, der aus den Tarifverträgen flüchtet. Dies sei ein wesentlicher Grund, gewerkschaftlich Flagge zu zeigen, um mit guten Beschäftigten, guten Leistungen und guten Geld- und Beschäftigungs-Konditionen für gute Qualität in diesen Medien zu sorgen, so Gewerkschafter Manthey.
Autor: PM/hpk.