Verkehrskollaps im Frühherbst?

Zwischen dem 9. September und dem 3. Oktober wird der Bahn-Streckenabschnitt Allensbach–Radolfzell für Baumaßnahmen total gesperrt. Das bedeutet für die vielen Reisenden auf der Strecke Konstanz–Singen mindestens doppelt so lange Fahrzeiten durch zweimaliges Umsteigen in überfüllte Ersatzbusse. Die Grünen warnen deshalb vor einem Kollaps und fordern Gegenmaßnahmen.

Der Arbeitskreis Schienenverkehr der Grünen im Kreis Konstanz, die FGL Konstanz und die Grünen aus Singen sind alarmiert. In einer gemeinsamen Erklärung (unten im Wortlaut) fordern sie Verbesserungen des Ersatzverkehrs sowie ein Entgegenkommen der Bahn:

„Ein sehr großer Teil der Pendler ist schon jetzt entschlossen, ihre Jahrestickets ruhen zu lassen und mit dem PKW zu fahren. Die schon unter normalen Umständen überfüllte B 33 ist durch Bauarbeiten zwischen Allensbach und Konstanz stark beeinträchtigt. Wenn in den Stoßzeiten zu all‘ diesen bekannten Überlastungsfaktoren noch zusätzlich Tausende von bisherigen Bahnpendlern die Straße frequentieren, dürfte es zu Staus kommen, die das bekannte Maß völlig überschreiten – sprich stundenlange Verkehrszusammenbrüche morgens und spätnachmittags – und zwar vier Wochen lang.

Forderung nach Modifizierung der Baupläne

Natürlich begrüßen die Unterzeichner Verbesserungen der Schienen-Infrastruktur und erkennen die Unvermeidlichkeit von Einschränkungen an. Nur müssen diese verhältnismäßig sein und dürfen nicht um jeden Preis auf die allerniedrigsten Baukosten ausgerichtet sein, sondern müssen die Kosten für Fahrgäste, Gemeinden und die regionale Wirtschaft einbeziehen.

Darum fordern wir zur Verhinderung eines Kollapses eine Modifizierung der Baupläne, indem zu den Überlastungszeiten morgens, mittags und spät-nachmittags jeweils eine Stunde lang eingleisiger Schienenverkehr stattfindet, was der Hauptmasse an Pendlern die Schienenalternative ermöglichen würde.

Warum das technisch und kostenmäßig unzumutbar ist, würden wir gerne von der zuständigen DB-Netz und dem Verkehrsministerium von Baden-Württemberg nachprüfbar begründet sehen.

Wir fordern ernsthafte Verbesserung des Ersatzverkehrs

Nach den bisherigen schlechten Erfahrungen mit “Schienenersatzverkehr” zuletzt im Frühjahr zwischen Singen und Schaffhausen fordern wir für den Ersatzbusverkehr

  • eine ausreichende Kapazität, um unzumutbares Zusammenpferchen von Fahrgästen zu vermeiden. Die Schienenersatzbusse müssen in Zahl und Platzangebot vollständig dem gestrichenen Zugverkehr entsprechen.
  • eine zeitliche Abstimmung von Ersatzbussen und Zügen aufeinander, damit es nicht mehr vorkommt, dass Busse Minuten vor der Ankunft des Zuges leer abfahren.
  • verantwortliche Manager vor Ort in Allensbach und Radolfzell, damit nicht mehr wie bisher Fahrgäste im Chaos alleingelassen werden. Dies ist insbesondere notwendig, wenn, wie häufig der Fall, ortsunkundige Busunternehmen aus ganz anderen Teilen Deutschlands die Fahrten übernehmen.

Außerdem fordern wir ein großzügiges Entgegenkommen bei der Wahl von Alternativrouten für die Zeit der Bauarbeiten

  • die Anerkennung der VHB-Tickets auf der Schweizer Strecke Kreuzlingen – Schaffhausen (eine nennenswerte Zahl pendelt in Richtung Schaffhausen).
  • Verbilligte Umleitung von Fernreisenden mit dem Katamaran nach Friedrichshafen, damit diese über Ulm in den Norden fahren können.
  • Preispolitische Zugeständnisse der Bahn an alle Kunden des Schienenersatzverkehrs, da Schienenersatzverkehr und „normaler Bahnverkehr“ nicht die selben Leistungen darstellen.

Wir rufen alle kommunalpolitisch Verantwortlichen im Kreis Konstanz auf, gemeinsam, mit Nachdruck und schnell alles zu tun, um den absehbaren Verkehrskollaps abzuwenden.

Gisela Kusche – FGL Konstanz
Martin Schmeding – Grüne Singen
Hendrik Auhagen – Arbeitskreis Schienenverkehr der Grünen im Kreis Konstanz