Viel Lob und wenig Geld für das Kulturbüro

IMG_2834.JPGWie so oft im Konstanzer Gemeinderat und seinen Ausschüssen: Entscheidungen haben Seltenheitswert, mutige Entscheidungen gar kommen kaum vor. So auch in der letzten Sitzung des Kulturausschusses, als es um die Zukunft des Kulturbüros und seine personelle Aufstockung ging. Viel Lobendes wurde gesagt, wenn es um die Theorie der Kulturarbeit und die Leistung des Kulturbüros ging, und wenig Konkretes, als es um zusätzliche Stellen – mithin auch um mehr Geld – ging

Und auch das kommt uns bekannt vor: Die Freie Grüne Liste (FGL) konnte sich einmal mehr nicht auf eine gemeinsame Position einigen und stimmte letztlich uneinheitlich ab. Wobei sie sich schon in ihrer Grundhaltung von der aller anderen Fraktionen im nur spärlich besetzten Kulturausschuss absetzte. Doch der Reihe nach:

Zur Einstimmung beschrieb Kulturbürgermeister Andreas Osner erneut seine Politik in Sachen Kulturbüro (für jedermann nachzulesen im Allris-Programm auf der städtischen Homepage), gespickt mit einigen aktuellen Vorschlägen: Er regte eine externe Beratung an (wie viel Steuergeld ist eigentlich allein in den letzten fünf Jahren für solche externen Berater ausgegeben worden?), er plädierte für eine Entfristung der größtenteils befristeten und überwiegend in Teilzeit angebotenen Stellen, könnte sich, unabhängig von den anstehenden Haushaltsberatungen, eine Aufstockung um einen Arbeitsplatz vorstellen und denkt offensichtlich im Zuge der Neuaufstellung des Stadtmarketings an eine mögliche Zusammenarbeit dieser Stabsstellen.

Arbeitsverträge sollen entfristet werden

Weiter ging Anselm Venedey (FWK). Er kämpfte in verschiedenen Wortmeldungen wortreich für eine Abschaffung der Praktikanten-Stellen und entpuppte sich dabei als Fürsprecher des Mindestlohns (denn mit Einführung des Mindestlohns ab 2015 würden die 10, bisher im Kulturbüro beschäftigten Praktikanten um 22 000 Euro teurer) und forderte zwei neue Stellen für das Kulturbüro: „Wenn wir Geld für unnötige Preisverleihungen und Millionen für ein Veranstaltungshaus in die Hand nehmen, sollten wir hier auch über unseren Schatten springen.“

Erstaunliches war von Wolfgang Müller-Fehrenbach (CDU) zu vernehmen. Nach seiner Beschwerde, nicht als erster in der Rednerliste bedacht worden zu sein, kritisierte er die Vorlage und den Vortrag von Bürgermeister Osner als „unstrukturiert und lückenhaft“ (sollten da persönlich-politische Animositäten eine Rolle spielen?), lehnte eine externe Beratung schlichtweg ab und sprach sich für eine zügige Entfristung der bislang befristeten Arbeitsverhältnisse aus.

FGL schießt quer

Davon wollten Gisela Kusche und später Peter Müller-Neff wie auch Christiane Kreitmeier (alle FGL) nun gar nichts wissen. Ihrer Meinung nach sollte zunächst das Aufgabenfeld des Kulturbüros analysiert, dann ein Organigramm mit Stellenbeschreibung formuliert und erst zuletzt über die Dauer der Arbeitsverträge entschieden werden. Zwar ruderte Stadträtin Kusche nach Vorhalten von Anselm Venedey zurück – sie wollte den Eindruck der Beschäftigten-Feindlichkeit vermeiden, aber genau das wurde in den FGL-Beiträgen nur zu deutlich – und sprach von Missverständnissen, aber bei der letztlichen Abstimmung stimmten alle drei FGL-VertreterInnen dem Entfristungs-Vorschlag nicht zu.

Die eigentliche Hauptperson dieser Sitzung, die Kulturbüro-Leiterin Sarah Müssig, kam nur einmal und erst nach eineinhalb Stunden Diskussionsdauer zu Wort: Sie gab zu bedenken, dass die Befristungen in ihrem Büro gegen Anfang oder Mitte 2016 auslaufen würden und bei einer Vorlaufzeit von bis zu einem Jahr für die Kulturprojekte eine schnelle Entscheidung des Ausschusses wie des Gemeinderates nötig sei.

Die getrennt durchgeführten Abstimmungen konnten dann nicht mehr überraschen: Einstimmig votierte der Ausschuss für die Einschaltung eines externen Beratungsbüros. Dem Gemeinderat die Auflösung der Befristungen in Arbeitsverträgen zu empfehlen, stimmten sieben StadträtInnen zu (zwei stimmten dagegen, eine enthielt sich) und für den Venedey-Vorschlag, die Praktikanten-Stellen durch zwei zusätzliche Arbeitsplätze zu ersetzen, war nur er allein, fünf StadträtInnen stimmten dagegen, vier enthielten sich.

Autor: hpk

P.S. Wobei wichtig ist zu wissen: Entschuldigt fehlten auf der Sitzung die stimmberechtigten Mitglieder Fendrich, Kumm, Reile und Weisschedel.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]