Viele Vorschusslorbeeren für die neue Chefin

Beim Warenhauskonzern Karstadt hat die neue Chefin Eva-Lotta Sjöstedt ihr Amt angetreten. Der früheren Ikea-Managerin trauen auch Karstadt-MitarbeiterInnen aus Konstanz und Singen zu, die marode Warenhauskette auf Erfolgskurs zu bringen. seemoz sprach darüber mit Ulrike Wuhrer, Betriebsratsvorsitzende von Karstadt-Konstanz und Arbeitnehmer-Vertreterin im Aufsichtsrat

„Von Frau zu Frau“ hat Ulrike Wuhrer schon über Stunden mit der neuen Chefin zugebracht und den Eindruck mitgebracht, „dass da ein neuer Wind wehen könnte“. Und dass nicht nur, weil Sjöstedt schon vor Amtsantritt 47 Filialen – auch die in Singen und Konstanz – besucht und manchmal auch stundenweise an der Kasse oder in der Warenannahme gearbeitet hat. „Da will jemand nicht nur unsere Sprache lernen, sondern auch unsere Arbeitsweise“.

Eva-Lotta Sjöstedt (s. Foto) steht aber auch vor einer schwierigen Aufgabe. Die von Eigentümer Nicolas Berggruen nach der Konzernübernahme 2010 eingeleitete Sanierung zeigt bislang nicht die erhoffte Wirkung (seemoz berichtete mehrfach). Im Weihnachtsgeschäft 2013 sank der Konzern-Umsatz abermals; Aufsichtsratschef Stephan Fanderl prophezeite kürzlich, das Unternehmen werde auch in diesem Jahr keine Gewinne erwirtschaften. Er verlangt von Sjöstedt zügig eine Profit-Perspektive und erwarte „erhebliche Ergebnisverbesserungen“.

In einer anderen Liga

„Glücklicherweise betrifft uns das vor Ort nicht – die Karstadt-Häuser Singen und Konstanz spielen dank des Einzelhandelsbooms im Grenzland in einer anderen Liga“, weiß Aufsichtsrätin Wuhrer. So haben sowohl das Konstanzer Haupthaus in der Hussenstraße wie auch die Sportfiliale im Lago ihre Beschäftigten-Zahl in den letzten Jahren deutlich aufgestockt – in der Hussenstraße sind gegenwärtig über 200 MitarbeiterInnen beschäftigt, im Lago-Sporthaus hat sich seit der Gründung die Beschäftigtenzahl auf jetzt 34 fast verdoppelt.

Dennoch schafft die Zerschlagung der Konzernstruktur auf Bundesebene auch Probleme in Konstanz: Mitte September war die Mehrheit der Premium- und Sportgruppe an den österreichischen Immobilieninvestor René Benko verkauft worden. Die Flaggschiffe des Konzerns wie das Hamburger „Alsterhaus“ oder das Berliner „Kaufhaus des Westens“ sowie die Sporthäuser wie das im Konstanzer Lago sind somit – wie schon der Gastronomiebetrieb vor einem Jahr – ausgegliedert.

„Noch hat das für die Mitte März anstehenden Betriebsratswahlen keine Auswirkungen“, so Wuhrer, „doch Ende des Jahres werden die Gastronomie und das Sporthaus nicht nur wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen müssen, sondern auch in Fragen der Arbeitnehmer-Vertretung. In beiden Bereichen werden dann eigene Betriebsräte gewählt“. Derzeit wird in Konstanz ein Interessenausgleich verhandelt, der den ausgegliederten Beschäftigten die lückenlose Übernahme der vertraglichen Vergünstigungen garantieren soll.

Immer noch kein Tarifvertrag

Zudem stehen Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft ver.di an. Karstadt war im Frühjahr 2013 aus den regionalen Tarifverträgen für den Einzelhandel ausgestiegen, um Kosten zu sparen. Für die bundesweit rund 20.000 Mitarbeiter entfallen damit unter anderem bis 2015 Gehaltserhöhungen. Bei den Verhandlungen, die im März fortgesetzt werden sollen, strebt ver.di eine Standort- und Beschäftigungssicherung sowie die Rückkehr des Unternehmens in die Flächentarifverträge des Einzelhandels an.

Wie sich die neue Karstadt-Chefin in dieser Tariffrage positionieren will, hat sie noch nicht verraten. Aber eine Andeutung für ihr neues Erfolgsmodell gibt es bereits: Den „Einheitsbrei im Einzelhandel“ will sie beheben – Karstadt solle sich stärker auf die einzelnen Standorte und deren Besonderheiten einstellen.

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Autor: hpk (mit Material von tagesschau.de)

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