Vier Sterne für die Gäste, null Sterne für die Beschäftigten

Das Tweer Hotel „Goldener Adler“ in Konstanz ist erster Preisträger der „Konstanzer Maultasche“. Dieser Preis, gestiftet von einer Gruppe kritischer Gewerkschafter, Lokalpolitiker und Journalisten, wird von nun an jährlich für besonders schikanöses Arbeitgeberverhalten im Landkreis Konstanz verliehen. Ganz in der Tradition des ersten Maultaschen-Skandals, der bundesweit für Aufsehen sorgte und Konstanz den zweifelhaften Ruf einer „Stadt der sozialen Kälte“ bescherte.

„Willkommen in unserem eleganten Privathotel am Bodensee”, heißt es auf der Website: „Freundlichkeit, Individualität und unsere weithin bekannte Küche bilden eine vollendete Einheit mit den Farben, Formen und den edlen Materialien im Haus”. In diesem „eleganten, familiär geführten Luxushotel” möchte man sich glatt verwöhnen lassen – wenn da nicht der fragwürdige Umgang mit den Beschäftigten wäre. Denn ganz so edel wie die Materialien ist die Haltung der FVT Finanzholding GmbH und deren Geschäftsführer Thomas Tweer gegenüber den Angestellten nicht.

Da gab es zum Beispiel den Fall eines Auszubildenden, den das Unternehmen weder bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) noch in der Berufschule angemeldet hatte, obwohl es sich vertraglich dazu verpflichtet hatte. Ohne eine offizielle Registrierung wird eine Ausbildung aber von niemandem anerkannt. Der Lehrling war mithin nur eine billige Arbeitskraft. In einem anderen Fall wurde einer Beschäftigten nur wenige Monate, nachdem sie einen unbefristeten Arbeitsvertrag unterschrieben hatte, ein neuer Vertrag vorgelegt – diesmal jedoch ein befristeter. Dabei war ihr Lohn ohnehin schon niedrig genug: Sie verdiente gerade mal 6,58 Euro brutto in der Stunde. Es kam auch vor, dass die Geschäftsführung eine „mündliche fristlose Kündigung” „akzeptierte”, obwohl die betreffende Angestellte gar nicht gekündigt hatte. Und dass Gekündigte ausstehende Löhne einklagen und monatelang auf die korrekte Abrechnung warten mussten.

Dieser Umgang mit den abhängig Beschäftigten und auch die Bezahlung (sie liegt in der Regel unter Tarif und meist nur knapp über dem, was rechtlich als sittenwidrig gilt) hat die Jury überzeugt: Das Tweer-Hotel „Goldener Adler” in Konstanz-Fürstenberg verdient die Konstanzer Maultasche 2010.

Autor: Komitee „Konstanzer Maultasche“, www.konstanzer-maultaschen.de