Von mietmäuligen Journalisten und Möchtegern-Moderatoren

Stadtgeflüster: Würden Sie gerne erfahren, wie das organisatorische und vor allem finanzielle Desaster bei der Konstanzer Philharmonie zu erklären ist? Wenn ja, seemoz liefert Ihnen hiermit den Zugang zu diversen Volksvertretern. Aber bitte bleiben Sie höflich und moderat, denn bei diesem Thema sind einige Mitverursacher der Misere äußerst dünnhäutig. Hätten Sie darüber hinaus Bedarf an einem wankelmütigen Kreisrat aus Singen, der spätestens in einem Jahr nach einer endlich mal sinnvollen Betätigung sucht? Stößt auch dieses Angebot auf Ihr Interesse, dann sollten Sie unbedingt weiterlesen

Da verließ eine beeindruckende Persönlichkeit die kommunalpolitische Bühne. Conrad Schechter hatte lange Jahre den Posten des Konstanzer Behindertenbeauftragten inne, am vergangenen Donnerstag bei der Gemeinderatssitzung wurde er offiziell von OB Burchardt und den RätInnen verabschiedet. Schechter, der stets mit frei vorgetragenen Reden zu begeistern wusste, trug seinen Teil dazu bei, den Belangen einer Minderheit eine Stimme zu geben. Es bleibt zu hoffen, dass er sich auch weiterhin einmischt, wenn es erforderlich ist. Beobachtung am Rande: Bei Abschieden dieser Größenordnung schickt die Tageszeitung in der Regel einen Fotografen. Das war bei Schechter nicht der Fall. Er, der so oft auch zauberhafte Poesie in die meist drögen Debatten trug, hätte von medialer Seite mehr Anerkennung und Respekt für seine Leistungen verdient. Schechters Nachfolger Stefan Grumbt sei an dieser Stelle viel Glück gewünscht.

Die Bundestagswahlen kommen allmählich in die Gänge und damit auch Podiumsdiskussionen, die den WählerInnen die einzelnen KandidatInnen näher bringen sollen. Das dachte sich auch die FWK (Freie Wähler Konstanz) und bat am 17. Juni zur Debatte in den Wolkensteinsaal. Um es kurz zu machen: Tobias Volz (SPD), Nese Erikli (Bündnis 90/Grüne) und Marco Radojevic (Linke) schlugen sich passabel, obwohl man sich vor allem von Erikli und Radojevic etwas mehr Pep erwartet hätte. Die Lokalmatadoren Andreas Jung (CDU) und Birgit Homburger (FDP) fabrizierten ihre sattsam bekannten Worthülsen – da wäre jugendlicher Gegenwind der etwas forscheren Art angebracht gewesen. Nicht mal 50 ZuhörerInnen waren gekommen, und sie hatten rund zwei Stunden reichlich Gelegenheit, sich bei dieser Geisterveranstaltung bis zur Erschöpfung zu langweilen. Das lag aber auch an der leider völlig missratenen Moderation von Christoph Bauer, der seit geraumer Zeit Ortsvorsitzender der FWK ist. Er verwechselte so ziemlich alles, was man durcheinander bringen kann, und war zudem auch inhaltlich lausig vorbereitet. Bauer gilt innerhalb der FWK als aussichtsreicher Kandidat für die kommenden Gemeinderatswahlen und soll bis dahin der Bevölkerung bekannt gemacht werden. Als Moderator taugt der selbstständige Kaufmann allerdings rein gar nicht.

Was sich schon länger angekündigt hat, ist nun Tatsache: Der Südkurier hat auf seinen Onlineseiten eine Bezahlschranke eingerichtet. Wer auf den Seiten weiterhin stöbern will, wird mit rund 10 Euro monatlich zur Kasse gebeten. Ob das gut geht? Eher nein, vermuten Insider und verweisen darauf, dass die Kommentare bereits deutlich zurück gegangen sind. Woher sollen sie auch kommen, wenn die Zahl der zahlungsunwilligen LeserInnen aufgrund der Schranke abgenommen hat? Das neue Südkurier-Geschäftsmodell könnte logischerweise auch dazu führen, dass die Clickraten kräftig abnehmen. Und eben diese Zahlen sollen vor allem Gewerbetreibende für eine kostenpflichtige Anzeige begeistern. seemoz bleibt weiterhin gebührenfrei, verweist aber gerne darauf, dass nur ein gesteigertes Spendenaufkommen unser Projekt am Leben hält. Na, heute schon auf unseren Spendenbutton geclickt?

Das leidige Thema Philharmonie zieht sich seit Monaten wie ein roter Faden durch die Konstanzer Kommunalpolitik. Rund 700 000 Euro, „erwirtschaftet“ durch fehlende Kontrolle und nachgewiesene Unfähigkeit, fehlen in der Kasse. Der GPA-Bericht, ein streng geheimes Papier, liegt nun allen GemeinderätInnen vor und benennt die Verantwortlichen. Mitte Juli soll dann die interessierte Öffentlichkeit konkreter informiert werden. Klar ist unter anderem längst: Auch der für die Philharmonie zuständige Orchesterausschuss hat jahrelang gepennt und seine Kontrollfunktion nicht mal im Ansatz ausgeübt. Da stellt sich dann schon die Frage, wofür man dieses Gremium überhaupt braucht. Wer das genauer wissen will, wende sich an folgende Ausschuss-Mitglieder, die den Schaden mitzuverantworten haben und sicher gerne erklären werden, wie er zustande kam:

allweiss@t-online.de, Anne.Muehlhaeusser@freenet.de, Roland.Wallisch@online.de, Peter.Mueller-Neff@freenet.de (Ausschuss-Mitglieder der FGL)

Kurt.Demmler@polizei.bwl.de, wolfgang.mueller-fehrenbach@t-online.de, heider.matthias@web.de (Ausschuss-Mitglieder der CDU)

Leipold-Konstanz@t-online.de, herbert.weber@spd-konstanz.de (Ausschuss-Mitglieder der SPD)

Buero.Stiegeler@t-online.de, avenedey@t-online.de (Ausschuss-Mitglieder der FWK)

dr.h.everke@t-online.de (Ausschuss-Mitglied der FDP).

Die Linke Liste Konstanz (LLK) hat zwar in allen Ausschüssen Rede- aber kein Stimmrecht. Das wird nur Gruppierungen zugestanden, die mindestens drei Sitze im Gemeinderat haben.

Neu ist es nicht, dass bei Jubelfeiern gerne kräftig gesülzt und auch meistens unappetitlich gelogen wird. Ein Beispiel für mietmäuligen Journalismus hat kürzlich Südkurier-Redakteur Franz Domgörgen abgeliefert. Ex-Landrat Robert Maus (CDU) beging seinen 80.Geburtstag und der Südkurier lobhudelte ihn in lichte Höhen: „Großer Empfang für Alt-Landrat Robert Maus“. Ein kleiner Blick ins eigene Archiv und der altgediente Redakteur Domgörgen hätte schnell herausgefunden, dass sich Maus während seiner aktiven Zeit im Landkreis aufgeführt hat wie ein kleiner Sonnenkönig, und die politische Laufbahn des rechten Hardliners mit etlichen Skandalen durchzogen war. Schade, denn der Kollege Domgörgen galt bislang als solider Berichterstatter. Mag sein, dass eine klare Direktive von oben zur Verwässerung seines ansonsten kritischen Blicks entscheidend beigetragen hat.

seemoz veröffentlichte vor längerer Zeit einen alten Nebelhorn-Artikel über Robert Maus. Hier der Link auf die Geschichte, die sich anders anliest als der vermutlich in Auftrag gegebene Südkurier-Text: Landrat Maus: Baut der Fürst ab?

Der Mann ist endgültig zur Witzfigur verkommen. Kreisrat Michael Krause, so eine Pressemitteilung, habe sich nun der SPD angeschlossen. Sein Kreistagsmandat hat Krause einst für die Linke erworben. Da diese ihn nicht zum OB-Kandidaten küren wollte, war er beleidigt und wechselte zu den Piraten. Dort bewarb er sich als Kandidat für die Bundestagswahlen, allerdings erfolglos. Da war der Krause erneut beleidigt und dockt jetzt bei den Sozialdemokraten an. Die nehmen mittlerweile auch jeden. Krause verkörpert eine Art von Politik, die auf eine überwiegende Mehrheit abstoßend wirkt. Der Provinzkarrierist aus Singen-Mühlhausen hat auch noch niemals erwogen, sein Mandat, das er einer anderen Partei zu verdanken hat, zurück zu geben. Das kommt dem gar nicht in den Sinn. Sollte Krause mit einer Fortsetzung seiner politischen Bocksprünge liebäugeln, dann bleibt zu hoffen, dass die WählerInnen bei den Kreistagswahlen im nächsten Jahr diesem Windei die verdiente Quittung präsentieren.

Kurz und knapp zum Schluß: Kommenden Sonntag wählt Singen einen neuen Oberbürgermeister. Der bisherige, Oliver Ehret (CDU), hat mit Bernd Häusler (auch CDU) einen ernstzunehmenden Gegenkandidaten vor der Nase. Unser Tipp: Häusler, ein ausgewiesener Sozialpolitiker, der Unterstützung aus allen Parteien und Gruppierungen erfährt, macht das Rennen.

Der Konstanzer Baubürgermeister Kurt Werner tingelt momentan durch die Fraktionen und möchte seinen Vertrag, der im Juni 2014 ausläuft, um ein Jahr verlängert haben. Wir finden: Darüber kann man nur ernsthaft nachdenken, wenn Werner hoch und heilig verspricht, nie mehr Brücken zu bauen, endgültig seine Finger von der Verwesungszone, pardon: Begegnungszone, lässt und auch ausdrücklich davon Abstand nimmt, irgendwo in dieser Stadt eine mittelalterliche Pflasterung mit zu planen und dann auch noch in Auftrag zu geben. Das alles sollte tunlichst verhindert werden.

Autor: hr