Von Pfaffen, Kreolen und Verkehrszählern
Das hatte man sich völlig anders vorgestellt. Die Eröffnung des Konstanzer Konziljubiläums Ende April sollte den gesamteuropäischen Blick auf Deutschlands letztes Zipfele lenken. In einer vorangegangenen Gemeinderatssitzung gab OB Burchardt seiner Hoffnung Ausdruck, dass der Jubiläumsstart Anlass für die Presse aus nah und fern sei, in aller Ausführlichkeit auf das Konstanzer Spektakel hinzuweisen. Doch das Ergebnis war äußerst dürftig und kaum der Rede und Schreibe wert.
Burchardt träumte sogar davon, in den Nachrichtensendungen bei ZDF und ARD würde die Berichterstattung über die Jubiläumseröffnung breiten Raum einnehmen. Doch das ging ziemlich in die Soutane und auch die Presseorgane aus der benachbarten Schweiz hielten sich äußerst vornehm zurück. Dass der Südkurier sich in ergebenster Hofberichterstattung übte und die Protestaktion vor dem Münster mit keinem Wort erwähnte, war abzusehen.
Zu teuer und zu lang
Auch der Heimatsender SWR blies das Thema gewaltig auf, denn schließlich wankte ja MP Kretschmann nebst farbenfroher Gattin und lokalen Festlatschen und C-Promis zum Gottesdienst ins altehrwürdige Münster. Wer da keinen Platz mehr fand, durfte die Liveübertragung der geistlichen Schwurbelei auf dem Konzilvorplatz genießen. Da standen dann einige verirrte Seelen im Dauerregen. Die JubiläumsorganisatorInnen hatten es nicht mal geschafft, dem einfachen Volk eine regenschützende Plastikplane vom nächsten Baumarkt anzubieten. Fazit: Ein veritabler Griff ins Klo.
Auch die hochgelobte Landesausstellung im Konzil stößt offenbar nur auf laues Interesse. Ein Großteil der Besucher schaut sich kurz im kostenfreien Eingangsbereich um, der nicht viel zu bieten hat und geht dann wieder seiner Wege. Die aktuelle Bürgerbefragung zum Thema hat ja schon im Vorfeld klar aufgezeigt: Eine Mehrheit der Konstanzer BürgerInnen findet die Sause zu lang (rund vier Jahre) und zu teuer (12 Millionen Euro).
Besteht bei Jazz Verletzungsgefahr?
Karlheinz Martin, Bandleader der Jazzgruppe „Blue Birds of Paradise“, ist sauer auf die Stadt. Seit fast zwanzig Jahren organisiert er das beliebte Kreolenfest im Stadtteil Paradies. Doch dieses Jahr steht der musikalische Hock mit Bewirtung auf der Kippe, denn das bisherigen Gelände steht nicht mehr zur Verfügung. Also beantragte Martin, das Kreolenfest im Stadtgarten austragen zu dürfen. Doch das Bürgeramt stellt sich stur, aus Sicherheitsgründen ginge das dort nicht, denn im Notfall stünden Sanitäter und Feuerwehr vor der eventuell geschlossenen Bahnschranke am Konzil. Fast schon zynisch die Anmerkung, erst wenn die Unterführung Richtung Klein Venedig gebaut würde und damit auch der Stadtgarten jederzeit erreichbar sei, könne man diesen für Veranstaltungen aller Art wieder frei geben. Also frühestens in fünf Jahren. In einer Pressemitteilung forderte die Linke Liste Konstanz (LLK) die Stadt auf, diese Entscheidung nochmal zu überdenken. Es könne nicht sein, dass nur noch zahlungskräftige Großveranstalter den Stadtgarten nutzen dürften. Wenn das so weiter geht, heißt es in der LLK-Mitteilung, könne man den Stadtgarten „gleich zubetonieren“. Sollte sich die Stadt nicht erweichen lassen, hat Karlheinz Martin einen Notstandsplan parat: „Dann organisieren wir im Stadtgarten ein Kreolenfest-Gedächtniskonzert ohne Bewirtung, denn das können die mir nicht verwehren“. Unser Tipp an das Bürgeramt: Dixie und Jazz führen nicht zwangsläufig zu Herzstillstand oder Waldbränden.
Verkehrszählungen und kein Ende
Wie wir neulich der hiesigen Dorfzeitung entnehmen konnten, sind wieder mal Verkehrszähler gesucht. Erst kürzlich zählten vor allem junge Menschen den Verkehr rund um den Altstadtring. „Es wird ernst mit der Verkehrs-Revolution in der Altstadt“ titelte Südkurier-Lokalchef Jörg-Peter Rau seinen investigativen Bericht. Drei Tage lang sei fleißig gezählt worden und für die 42 Kurzzeitbeschäftigten sprangen dafür 19 000 Euro raus. Macht pro Kopf und Tag circa 150 Euro. Nicht schlecht. Da bis weit in die Sommermonate hinein rund um die Uhr gezählt wird, mögen sich Interessierte postwendend bei der Stadtverwaltung melden. Da auch ermittelt werden soll, welche Schleichwege die Automobilisten nehmen, wenn sie dem Stauchaos auszuweichen versuchen, werden BewerberInnen mit postmoderner Stasi- oder Blockwartmentalität bevorzugt. Eine weitere Voraussetzung für ZählerInnen im Dienste der Stadt: Sie sollten die Grundrechnungsarten beherrschen und in der Lage sein, einen PKW von einem Radfahrer und einen städtischen Bus von einem Fußgänger zu unterscheiden. Die Anmeldefrist für die nächste Verkehrszählung endet am 25.Mai. Also hurtig in die Puschen.
Wir zählen auf Sie
Wir bleiben beim Thema, denn auch die Linke Liste Konstanz klinkt sich ein. Eine Verkehrserhebung der etwas anderen Art findet am kommenden Samstag statt. Wer daran teilnehmen möchte, finde sich um 10 Uhr am Schnetztor ein. Mehr möchten wir an dieser Stelle nicht verraten. Telefonische Auskünfte erteilen wir aber gerne unter: 900 836[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: H.Reile
Zum Kreolenfest : so ein dummes(bürokratisches) Gschwätz. Wenn es um die Sicherheit aufgrund des schlechten Zugangs geht, muss sofort das Insel-Hotel geschlossen werden, das Konzil, weg mit der Gastronomie an der Hafenmole, das Sealife hätte nie gebaut werden dürfen und auch die Schiffsanlegestelle der BSB ist dort definitiv am falschen Platz. Wer auch immer sich an einem jener Orte oder jenseits der Schranken am See aufhält, setzt sich ständiger Gefahr aus. Habe ich ein Glück, dass ich die vielen Besuche des Zeltfestivals heil überstanden habe. Trotz der Sicherheitsgefährdung wird eifrig Werbung für öffentliches Fußballgucken in der Hafenhalle gemacht. Liebe Leut, eine Millionen-Untertunnelung nur für Rettungs -fahrzeuge? Was für ein Luxus – evtl. ist das aber auch nur ein Vorgeschmack zum nächsten Streich von König Uli: die grenzübergreifende „Gestaltung“ Klein-Venedigs mit architektonischen Elementen und „Marina“ samt Öffnung des kleinen Zolls am Klein-Venedig. Wie wär´s mit dem Kreolenfest am Schänzle?