Megafusion von Vonovia und Deutsche Wohnen: MieterInnen zahlen für Monopoly

Tun sich die beiden größten deutschen Wohnungskonzerne zusammen, kann für MieterInnen nichts Gutes dabei herauskommen. Davon ist der Mieterbund Bodensee überzeugt, und nicht nur er. Mit der am 24. Mai angekündigten Megafusion von Vonovia und Deutsche Wohnen (DW) wollen die bisherigen Konkurrenten Europas größtes Immobilienunternehmen schaffen, das für AktionärInnen auf Profitjagd geht – auf Kosten der Wohnenden. In Konstanz wären mehr als 600 Haushalte von dem Deal betroffen.

Geht es nach den Plänen von Vonovia und DW, entstünde ein Konzern, der dann über mehr als 550.000 Wohnungen im Wert von rund 90 Milliarden Euro verfügen kann. Es ist nicht der erste Versuch, die beiden Branchengrößen zu vereinen. 2016 scheiterte ein Übernahmevorstoß von Vonovia noch am Widerstand von DW-Management und AktionärInnen. Im zweiten Anlauf ziehen die Chefetagen jetzt aber an einem Strang. Die beiden Dax-Konzerne unterzeichneten eine gemeinsame Grundsatzvereinbarung, derzufolge sich Vonovia die DW für 18 Milliarden Euro einverleiben will.

Das Kalkül hinter dem Megadeal: Weil es im Immobiliengeschäft vergleichsweise viel Kapial braucht, um die gewünscht hohe Rendite rauszuholen, spekuliert man auf den sogenannten Skaleneffekt. Der lässt sich salopp ausgedrückt auf den Nenner bringen: Je mehr Wohnungen, desto niedriger die Kosten für ihre Bewirtschaftung. Laut gemeinsamer Erklärung der Konzernspitzen könnten so jährlich 105 Millionen Euro eingespart werden. Kostensenkungen, die indes – dem Geschäftsmodell entsprechend – nicht zu geringeren Mieten, sondern zu höheren Dividenden führen dürften.

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Nicht nur das, die betroffenen BewohnerInnen könnte die Fusion auch teuer zu stehen kommen, fürchtet Herbert Weber. „Wenn der größte deutsche Immobilienkonzern den zweitgrößten aufkauft, müssen die Mieter der beiden Unternehmen die Rechnung bezahlen“, kommentiert der Vorsitzende des Mieterbunds Bodensee die geplante Übernahme von Deutsche Wohnen durch Vonovia. In der Stadt Konstanz sind 625 MieterInnen von der Börsentransaktion betroffen. Sie müssen, so die Sorge des Mieterbunds Bodensee, mit weiter steigenden Mieten rechnen.

Bereits jetzt haben Konstanzer Vonovia-MieterInnen alle 15 Monate eine Mieterhöhung im Briefkasten. Die Mieterhöhungsbriefe würden automatisch aus einer Datenbank erstellt, um die gesetzlichen Spielräume in vollem Umfang auszunutzen, so Weber. „Mit diesem Geld geht Vonovia seit Jahren einkaufen.“ So habe das Unternehmen große Wohnungsbestände in Schweden, Österreich und Frankreich übernommen. Doch das Übernahmeangebot für die Aktionäre der Deutschen Vonovia wäre die bislang größte Transaktion auf dem deutschen Immobilienmarkt.

„Dieses Monopoly-Spiel bedroht die Existenz von über einer Million Mietern“, ergänzt Winfried Kropp, Pressesprecher des Mieterbunds Bodensee. Vonovia hole sich das Geld für die Expansion aus den Taschen der MieterInnen. Denn die Aktionäre des Dax-Konzerns würden sicher nicht auf ihre Dividenden verzichten wollen. Von einem Euro Miete erhalten die Aktionäre derzeit 37 Cent Dividende.

MM/jüg (Text und Bild)