„Vortragsabsage provoziert Verschwörungstheorien“
Der SPD-Kreisvorsitzende und Bundestagskandidat Tobias Volz (Foto) kritisiert die kurzfristige Absage des Vortrags mit dem polarisierenden deutsch-ägyptischen Politikwissenschaftler und Publizisten Hamad Abdel-Samad durch die Volkshochschule Konstanz-Singen e.V. Die Thesen Abdel-Samads zur Reformunfähigkeit des Islams seien heftig umstritten, so Volz in einer Notiz an die Medien.
Dazu trage auch bei, dass Abdel-Samad regelmäßig auf Veranstaltungen der AfD auftrete. Zum Wesen einer demokratischen Gesellschaft gehöre jedoch, dass kontroverse Themen frei diskutiert werden, sagte Volz. Als öffentliche Einrichtung trage die Volkshochschule hierbei eine besondere Verantwortung,. Sie müsse Veranstaltungsformate für kontroverse Themen so wählen, dass eine Diskussion und Meinungsbildung ohne Propaganda möglich werde. Dieser Verantwortung sei die Volkshochschule leider nicht gerecht geworden. Damit sei die Absage aus Sicherheitsgründen auch ein Eingeständnis des Scheiterns.
„Schlimmer jedoch ist: Die Volkshochschule provoziert mit der Absage des Vortrags Verschwörungstheorien,“ sage Volz. So kursierten im Netz bereits Zensurvorwürfe. Der SPD Kreisvorsitzende befürchtet zudem Nachahmer, die Drohungen aussprechen, wenn ihnen bestimmte Veranstaltungen oder Referenten nicht gefallen.
MM
Ich empfehle sehr den Film „Europas Muslime“ auf Arte. In diesem tourt eine Reporterin mit Hamed Abdel-Samad durch Europa.
Der Mann hat auf mich sehr verstörend bis geisteskrank gewirkt.
Samad mag kein schlechter Kerl sein, aber ein Hitzkopf auf einem persönlichen Krieg gegen den Islam. Es gibt tausend bessere Fahnenträger in der Auseinandersetzung mit radikalen Religionen als ihn. Er ist selbst ein Radikaler.
Grundsätzlich scheint es tatsächlich merkwürdig, warum die VHS offenbar erst so spät erkannt hat, welche Dimensionen ein Vortrag des bekannten Autors einnehmen könnte. Denn beobachtet man den Aufstieg von Abdel-Samad, dann ist seit langem klar, in welcher Situation er lebt – und welche Sicherheitsmaßnahmen nötig sind, um ihn zu schützen. Fernsehauftritte, Interviews und andere Termine sind von einem großen Aufgebot an Begleitpersonen gezeichnet, die der heute durchaus prominente Vertreter einer fundamentalen Islamkritik selbst als eher störend zu empfinden scheint.
Gleichzeitig bin ich aber auch über die doch undifferenzierte Darstellung des Schriftstellers selbst überrascht. Wer Abdel-Samad liest oder ihn schon einmal sprechen hörte, der konnte erahnen, dass er nicht nur hart mit dem Islam umgeht. Vielmehr sind seine Aussagen auch überaus pauschal. Seine Religionskritik zeigt sich wenig reflektiert und recht müde in dem Versuch, zwischen Schwarz und Weiß auch nur irgendwelche Facettierungen erkennen zu wollen. Viele seiner Aussagen müssen uns zum Nachdenken bringen – und offenbaren tatsächlich, wie manch eine Strömung im Islam bis heute zu einem Becken von Extremismus und Radikalismus geworden ist.
Doch mir gefällt seine generelle Verurteilung nicht. Die Feststellung, wonach der Islam nicht reformierbar sei – wer hätte das vor hunderten von Jahren über das Christentum nicht auch gesagt! Religionen bestanden schon immer aus verschiedenen Lehren – ihnen generell die Bereitschaft zur Weiterentwicklung abzusprechen, das scheint mir unfair. Gute Beispiele zeigen, wie liberale Kräfte auch dort Veränderung herbeiführen, wo es die schriftnahe Auslegung des Korans oder das Dogma manches Gelehrten nicht zulassen.
Ich erlebe bei Abdel-Samad eine verbitterte Haltung. In seiner atheistisch anmutenden Verurteilung dieser (und anderer?) Religion hat er sich für mein Verständnis in einem Kampf möglicherweise mit eigenen Erfahrungen verrannt, die nun Ausdruck in einer absoluten Ablehnung des Islam in seiner Gesamtheit führen. Es ist legitim, gemeinsam mit „Aussteigern“ die Ziele der „Ex-Muslime“ zu formulieren und in die Welt zu tragen. Doch gerade von einem Wissenschaftler hätte ich in seinen Aussagen mehr Diskurs erwartet. Ja, im 21. Jahrhundert ist es der Islam, der besonders anfällig für eine Instrumentalisierung geworden ist. Und nein, man kann es nicht nur auf politische Aspekte schieben, religiöse Einflüsse sind wesentlich für diese Tendenzen. Doch wer dabei andere Nährböden außer Acht lässt, wer soziale, globalisierende oder auch regionale Gründe vernachlässigt und stattdessen einen generalisierten Angriff auf eine Glaubensgemeinschaft fährt – von der ich meine, dass sie grundsätzlich nicht mehr oder weniger zu Gewalt neigt als eine andere Religion, besser: ihre Anhänger -, der verliert für mich ein Stück weit an Seriosität in seinen eigenen Ausführungen…