Waffenwerbung auf städtischem Bus
(red) Dass die Stadtwerke ihre Busse als Werbeflächen zur Verfügung stellen und damit zusätzliche Einnahmen erzielen, ist nichts Ungewöhnliches. Wie aber obenstehendes Bild zeigt, hat man mittlerweile keinerlei Skrupel, einem hiesigen Waffenhändler die Rückseite eines Busses für seine martialische Werbung zur Verfügung zu stellen. Die Linke Liste hält das für einen Skandal und fordert Stadtwerke-Chef Norbert Reuter in einem Protestschreiben auf, sofort zu handeln.
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Hallo Herr Reuter,
uns haben Beschwerden von Konstanzer BürgerInnen erreicht, die es – gelinde gesagt – für nicht nachvollziehbar halten, dass zumindest auf einem unserer städtischen Busse Werbung für einen örtlichen Waffenhändler zu sehen ist. Ein Belegbild füge ich Ihnen bei.
Diese Werbung ist äußerst aggressiv und zeigt eine ältere Frau mit einem Gewehr im Anschlag. Wer diesem Bus hinterher fährt, wird ständig ins Fadenkreuz genommen. Weiter wird über diese Werbung dazu aufgerufen, zum Selbstschutz zu greifen und sich zu bewaffnen. Das ist nicht hinnehmbar, gerade in diesen gesamtgesellschaftlich angespannten Zeiten. In meiner Eigenschaft als Stadtrat der LLK und Aufsichtsrat der Stadtwerke fordere ich Sie hiermit auf, diesen Bus umgehend aus dem öffentlichen Verkehr zu nehmen, solange diese Werbung nicht entfernt wurde.
Desweiteren bitte ich Sie, folgende Fragen zeitnah zu beantworten:
1. Wussten Sie von dieser Werbung? Wenn nicht, wer hat sie abgesegnet, wer bei den Stadtwerken hatte Kenntnis davon?
2. Unserer Information nach platziert die Konstanzer Firma Schwarz, die wohl auch die Werbung für Waffenkäufe an Land gezogen hat, regelmäßig Werbung auf den städtischen Bussen. Kann diese Firma werben, wonach ihr der Sinn steht, oder prüfen die Stadtwerke vorab die jeweiligen Werbungen auf ihren Gehalt? Sollte das nicht der Fall sein, fordern wir von der LLK, unverzüglich ein Kontrollgremium einzusetzen, damit derartige skandalöse Vorgänge im Vorfeld ausgeschlossen werden können.
Mit nachdenklichen Grüßen
Holger Reile
Stadtrat LLK
Aufsichtsratsmitglied bei den Stadtwerken Konstanz
(Bild: Privat)
„Die Vordertür von Zürcher Bussen bleibt wegen Coronavirus zu“
https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/spfuehrung-entscheidet-wegen-virus-selbst/story/20238246
Wenn schon die eher als bedächtig bekannten Schweizer solche Vorsichtsmassnahmen treffen, sollten die städtischen Busse betreffend jetzt eher solche Überlegungen im Fokus stehen. Berichte aus schwer getroffenen italienischen Regionen machen deutlich, was auf dem Spiel steht.
@Michael Maier
Sie können getrost davon ausgehen, dass sich die LLK im Aufsichtsrat der Stadtwerke – einen Sitz hat sie dort erst seit der letzten Kommunalwahl – natürlich auch für andere Themen einsetzt, z.B. für einen sozial-ökologischen Umbau der Mobilität – Stichwort Stärkung des ÖPNV – Reduzierung des MIV – uswusf…Darüber allerdings kann/darf nicht berichtet werden, denn der Aufsichtsrat tagt in der Regel nichtöffentlich. Ansonsten: Für Anregungen sind wir grundsätzlich offen.
Beste Grüße
Holger Reile
Selbstverständlich ist diese Werbung total grenzüberschreitend. Aber auch so grottenschlecht designt und ästhetisch abstoßend, dass jeder halbwegs normale Mensch erkennt, wie doof die geneigte Zielgruppe sein muss. Auch wieder lustig.
Liebe LLK auch wenn die Stadtwerke nun auf ihr Drängen reagiert haben und diese Werbung entfernen haben sind Sie m.E. hier übers Ziel hinausgeschossen. Als aufmerksames Mitglied im Aufsichtsrat der Stadtwerke gäbe es meiner Auffassung nach wichtigere Kontrollpflichten wahr zu nehmen. Ich wundere mich zum Beispiel sehr über den e- Mobilitätstarif bei den Stadtwerken. Da wird einer meist wohlhabenden Klientel das Teslafahren versüßt, indem man diesen Kunden einen Flatratetanktarif anbietet. Gegen einen kleinen Aufpreis gibt es sogar eine Euroflat bis Andalusien. Das Ganze wird wohl querfinanziert durch die Stromkunden. Kleine Leute die sich kein E Auto leisten können. Neben dem Gerechtigkeitsaspekt ist das auch ökologisch ein Desaster. Man stelle sich vor die Araltankstelle würde eine Dieselflat für 30€ im Monar anbieten! Das wäre doch eigentlich mal ein Thema für die LLK. Nicht gewusst, oder ist das der LLK weniger wichtig als eine zugegeben ziemlich peinliche Werbung?
@Alfred Sulger
Genau, z.B. „Freie Fahrt für freie Bürger“ im „Roten Arnold“.
Hallo LLK,
es gibt wahrlich wichtigeres für das es sich einzusetzen lohnt.
Das Thema ist ja köstlicher als die beim Wurstsemmelholen unvorbildhaft parkende Polizeistreife neulich! Tagelang kein wichtigeres Thema in da Town, als sich über einen bekannten, albernen Sticker aufzuregen, wie er in manchen Landstrichen an jedem dritten Jägerzaungartentörchen auf dem „Hier wache ich!“-Schild zu sehen ist? Ein Sackmesserretailer ist in unserem saubren Tugendstädtle jetzt also ein Waffenhändler? Aha, soso! Yeah! – Naja, den Werbetreibenden wird’s freuen, besser konnt‘ es ihm doch kaum geschehen! Ein Schelm der an Guerilla-Marketing und Provision beim Seemoz denkt…
Die Standardbildlizenz für die „oldwomanwithashotgun“ ist übrigens, wie eine rasche Bilderrückwärtssuche zeigt, für jedermannIn für € 24,- käuflich zu erwerben! – Die Überprüfung, ob die Standardlizenz reicht bzw. überhaupt vorhanden ist, oder ob man für die Werbung auf Linienbussen die Erweiterte braucht, könnten gelangweilte Tugendwächter ja sauberkeitskampfstrategisch nutzen, um etwaige diesbzgl. Verstösse ahnden zu lassen!
Ob sich Waffen wie „Bildlizenzverstösse-abmahnen“ allerdings nicht als stumpf erweisen werden, wenn’s im Kampf für Anstand und Moral im öffentlichen Raum dann als nächstes gegen (ge-)wichtigere Gegner geht, die für ihre unmoralischen Angebote werben, wird sich zeigen müssen! Fastfoodketten, Glücksspielanbieter, Lebensmitteldiscounter, Brauereien, Erotikshops… – es wird noch sooo viel zu tun sein!
@Holger Reile
Sind wir jetzt unter Betschwestern geraten? Riexinger reagiert mit schwarzem Humor auf eine drastische, im Kontext klar als ironisch erkennbare, Bemerkung. Man muss das nicht protestantisch sonntagsschulartig wörtlich nehmen. Spielt man selbst ab und an mit diesem Stilmittel, was nicht immer glücken muss, sollte man dies auch andern zubilligen.
@Berndt Stadelhofer
Herrn Riexingers angeblich „ironische“ Äußerung ist ebenso dämlich und nicht hinnehmbar wie Waffen-Werbung auf einem städtischen Bus.
Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Wenn auf einer Linkenveranstaltung in Kassel die Rede vom „Erschießen der Reichen“ ist, was dann von Herrn Rixinger relativiert wird, indem er „Sie“ (die
Reichen) für „nützliche Arbeiten“ (was auch immer damit gemeint ist)
einsetzen will, könnte man ja auch davon ausgehen, daß die Oma auf der Buswerbung just vor hat auf „Reichenhatz“ zu gehen.
Warum gilt hier nicht einfach Herrn Rixingers Kommentar zum Thema,
der die gemachten Äusserungen als „erkennbar ironisch“ bezeichnet.
Sehr gut, lieber Ralph, du bringst es auf den Punkt, vielen Dank. Was tun wir uns und unseren Kindern mit diesen allgegenwärtigen, destruktiven Bildern und Eindrücken im öffentlichen Raum an, und haben kein Gefühl mehr für deren gesellschaftliche Auswirkungen.
Was Werbung gesetzlich darf und was Anstand und Vernunft gebieten sind oft recht unterschiedlicher Natur. Werbung, deren Macher und Profiteure dürfen per se keine originär ethische oder moralische Grundhaltung. Es geht rein ums Verkaufen. Koste es was es wolle.
Diese optische Verschmutzung des öffentlichen Raumes ist ein weiteres Beispiel dafür, mit wie viel weitaus sinn- und wertvolleren Impressionen und Informationen wir aktiv unsere Umgebung gestalten könnten.
Und davon ist eigentlich alles besser als Werbung mit und für Rauschmittel, Glücksspiel, Krieg, Rassismus, Sexismus, Unmoral, Hyperkonsum, Klimawandeltreiber und lauter Dingen die keiner von uns wirklich braucht und die nur Schaden anrichten.
Das Thema eines generellen Verbotes von Werbung im öffentlichen Raum und dem damit verbundenen Zugewinn an Ästhetik, positiven Sinneseindrücken und Lebensqualität fasst hierzulande aber (noch) keiner wirklich ernsthaft an, solange monetäre Milliardenumsätze bei Staat, Kommunen und Privatunternehmen fließen.
Zur stetig zunehmenden und verfeinerten Ökonomisierung von Freizeit- und Privatleben ist bisher keine bedeutende Gegenbewegung erkennbar. Obgleich dies bei vielerlei sozialen und ökologischen Aufgabenstellungen heutzutage sehr zuträglich wäre. Da sind andere Städte und Länder schon wesentlich weiter als wir hier.
(gez. Ein Werbetreibender, der die eigene Zunft zu 98 % für redundant und obliterierend hält)
Also mal Ehrlich,
er wirbt für Pfefferspray, Elektroschocker und Gas-Signalwaffen. Ja Signalwaffen!!!
Da steht nichts von einem Maschinengewehr, oder einer 45er!
Außerdem ist das ja laut unserer Gesetzgebung absolut Legal.
Demzufolge auch erlaubt Werbung damit zu machen.
Ich persönlich finde es nun kleinkariert da so ein Aufstand zu machen wegen sowas!
Übrigens, nun hat die Werbung, die mir selber noch nicht so ins Auge gestochen ist, viel mehr Aufmerksamkeit.
Also lief das über Schwarz? So wie die Kopp-Verlag und die Freiwild-Werbung … ? -_-
Ich möchte an dieser Stelle Waffen keinesfalls gutheißen und bin für ein generelles Besitzverbot für Privatpersonen.
Allerdings ist es in Deutschland (leider) vollkommen legal ein Geschäft wie die Rasiererzentrale zu betreiben und daher sollte Werbung hierfür genauso unabhängig betrachtet werden, wie bspw. auch die Werbung von Edeka auf den Bussen. Edeka verkauft immerhin Fleisch aus Qualtierhaltung und sorgt mit ihrer Preispolitik dafür, dass sich in Italien und Spanien Bauern in ihren Gewächshäusern erhängen, da sie unter dem Druck der Konzerne zerbrechen. Auch diese Werbung und ein solcher Konzern ist in unserer heutigen Zeit aus unterschiedlichen Gründen großes Übel und daher stellt sich auch hier die Frage ob damit nicht Massentierhaltung, Klimazerstörung und Menschenausbeutung legitimiert, oder sogar befeuert werden.
Was ich damit sagen möchte, wo soll da die Grenze gezogen werden?
Ein Skandal ist das tatsächlich, die Stadtwerke platzieren auf städtischen Bussen Waffenwerbung.
Eine alte Frau mit einer solchen Waffe…, das ist realitätsfremd und soll vielleicht komisch sein?!
Es ist diskrimierend und respektlos!
Herr Reuter könnte sich vielleicht auch abbilden lassen. Mit seinem weißgrauen Bart …. passt er ins Bild.
> Diese Werbung ist äußerst aggressiv
Ja, kann ich nachvollziehen.
> und zeigt eine ältere Frau mit einem Gewehr im Anschlag.
Ja, stimmt.
> Wer diesem Bus hinterher fährt, wird ständig ins Fadenkreuz genommen.
Nein, dann würde man in die Mündung des Laufes schauen. Ist das nicht ein wenig Haarspalterei, liebe Redaktion?