Wähler „nicht entscheidungsfähig“
Enttäuschung über die schwere Schlappe sei den KKH-Befürwortern zugestanden. Was aber Elisabeth Stiegeler, die Ehefrau des FWG-Stadtrates Alexander Stiegeler, seit Tagen über das Netz verteilt, ist kaum zu glauben. Hier ihr aktueller Text, den wir unseren LeserInnen nicht vorenthalten wollen.
„Wie nicht anders zu erwarten hat sich das Neinsagen in Konstanz durchgesetzt und damit die Stadt in ihrer Entwicklung zurückgeworfen.
Die Methoden, mit denen gearbeitet wurde, um die Bevölkerung aufzuklären oder auch zu einer ‚Meinung‘ zu bringen sind bemerkenswert.
Es gab von Seiten der Stadt, aber auch von privaten Initiativen durchaus sachliche, auf die Fakten bezogene Aufklärungsarbeit in höflichem Ton, der den Menschen die Freiheit liess, sich selbst in aller Ruhe eine eigene Meinung zu bilden und dann zu entscheiden.
Es gab auf der anderen Seite sehr viel Polemik und Stimmungsmache, vor allem Angstmache, die den Menschen gerade keine Freiheit liess, sich in aller Ruhe eine eigene Meinung zu bilden. Im Gegenteil, mit allen Mitteln der Demagogie wurden hier Bilder eines Weltuntergangs und Betrugs beschworen, die Emotionen in alle Richtungen freisetzten, bis hin zu Hasstiraden gegen einzelne Personen.
Das ist schlimm.
Es zeigt aber mehr denn je, wie unendlich wichtig es ist, der Kultur ihren Raum und ihre Bedeutung zurückzugeben, die ja nicht nur in Konstanz in Gefahr ist. Wie schwer ist es offensichtlich, zu akzeptieren, dass auch die kleine Gruppe der Menschen, die z.B. gerne in ein klassisches Konzert geht eine Daseinsberechtigung in unserer Gesellschaft hat und dass es Sinn macht, Einrichtungen mit öffentlichen Geldern zu bauen, die auch anspruchsvolle Formen der Kultur möglich machen. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Das unterscheidet ihn vom Tier. Oder besser noch: es gibt Tiere, die erwiesenermassen mehr Kultur haben als manche Menschen.
Ich empfehle im übrigen den wunderbaren Film ‚rythm is it‘, der ein Projekt der Berliner Philharmoniker zeigt, das mit Kindern und Jugendlichen aus unterschiedlichsten Milieus Berlins stattfand. Sie können dort hautnah erleben, was Musik bewirken kann und wie lebenswichtig sie ist.
Ich persönlich finde sehr schade, was Sie angerichtet haben mit Ihrer üblen Polemik. Ich meine damit nicht das Wahlergebnis, das ich nicht für aussagekräftig halte, da die meisten Menschen viel zu wenig informiert und daher im Grunde nicht entscheidungsfähig waren.
Sie haben mit Ihren Methoden gezeigt, wie manipulierbar die meisten Menschen sind, wie leicht man ihre Gefühle und Ängste missbrauchen kann.
Ich nehme aber an, dass Sie sich dessen gar nicht bewusst sind, dass Sie im Gegenteil noch stolz auf Ihre ‚Leistung‘ sind.
Da es in Ihren Kreisen keinerlei konstruktive Ideen gibt, wie es nun weitergehen soll, bleibt diese Aufgabe wiederum bei den Befürwortern des KKH und damit wohl auch der Kultur schlechthin. Noch kann man hoffen, dass der Gemeinderat einen kühlen Kopf behält und unbeeindruckt von Ihren Methoden neue Überlegungen anstellt, um Konstanz nicht ganz der Lächerlichkeit preiszugeben.
In diesem Sinne wünsche ich mir, dass es jetzt wieder ruhiger und menschlicher wird in Konstanz. So darf man nicht auf Dauer miteinander umgehen, daraus entsteht irgendwann Krieg, den wir nicht mehr wollen“.
AutorIn: E. Stiegeler