Wandern für den Frieden
Seit rund einem Monat ist eine Karawane Friedensbewegter auf Schusters Rappen in Deutschland unterwegs. Auf den Weg gemacht haben sich die Wandernden am 12. Mai in Hannover, das Ziel soll nach 55 Tagesetappen am 4. Juli in Konstanz erreicht werden. Die von den Naturfreunden initiierte und zahlreichen lokalen wie überregionalen Gruppen unterstützte Friedenswanderung will Zeichen für gewaltfreie Konfliktlösungen und globale Abrüstung setzen.
Unter dem Motto „Frieden in Bewegung“ protestieren die Kriegs- und Rüstungsgegner:innen gegen das lauter werdende Säbelrasseln, das immer öfter international die außenpolitischen Beziehungen bestimmt. In Zeiten von „nationaler Isolation, internationalen Krisen sowie aktiven Konflikten weltweit“ gelte es Zeichen zu setzen für eine globale Abrüstung, eine neue Entspannungspolitik, ein Verbot von Rüstungsexporten sowie einen Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag, erklärten die Organisator:innen, die den Liedermacher Konstantin Wecker als prominenten Schirmherr für die „längste Friedensdemonstration“ des Landes gewonnen haben.
„76 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird wieder massiv aufgerüstet. Weltweit steigen die Rüstungsausgaben immer weiter an, Deutschland hat bereits die siebthöchsten Militärausgaben aller Staaten. Hinzu kommen neue autonome Waffensysteme, wodurch die Schwelle zum Einsatz militärischer Gewalt gesenkt wird. Das ist alles brandgefährlich, denn mit dem Wachstum der Waffenarsenale wird die Gefahr kriegerischer Auseinandersetzungen immer größer“, warnt Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands.
„Statt in Aufrüstung muss dringend mehr in den Klimaschutz und die Armutsbekämpfung investiert werden“, ergänzt NaturFreunde-Bundesvorstandsmitglied Uwe Hiksch, der auch die Idee zu der Friedenswanderung hatte. Mit ihr wollten die Initiator:innen diese beiden wichtigen Themen wieder miteinander verknüpfen. „Wir laden alle Menschen ein, sich unserem Kampf für den Frieden anzuschließen und eine Etappe mitzuwandern.“
An den Zwischenstationen der Wanderung machen die Friedensaktivist:innen mit Kundgebungen, öffentlichen Empfängen und abendlichen Veranstaltungen auf ihre buchstäblich lebenswichtigen Anliegen aufmerksam. Einen größeren Aktionstag gab es gleich zu Beginn in Hannover, auch in der Mainmetropole Frankfurt machten die wandernden Kriegsgegner:innen am Römer auf ihre Ziele aufmerksam. Mittlerweile ist der Zug, in dem sich Teilnehmer:innen aus den durchwanderten Regionen abwechseln, im Ländle angekommen. Von Heidelberg (9. 6.) gings nach Bruchsal (11. 6.) und Pforzheim (13. 6.), jetzt ist man schon im Schwarzwald unterwegs.
In Radolfzell ist am 27. Juni die vorletzte Zwischenstation geplant, am 29. sollen die Friedensfahnen in Friedrichshafen wehen, bevor schließlich das Ziel der Wanderung in Konstanz erreicht wird. Hier steht am 4. Juli im Stadtgarten die offizielle Abschlusskundgebung auf dem Programm, an der mit Jürgen Grässlin einer der prominentesten Rüstungsgegner als Hauptredner teilnehmen wird. Ob der ebenfalls angefragte Schirmherr Konstantin Wecker kommt, ist noch ungewiss. Sicher ist hingegen ein Empfang für die Friedensbewegten im Konstanzer Rathaus, wo ihnen der Oberbürgermeister einen Empfang geben wird.
Vor Ort koordiniert die Konstanzer Friedensinitiative die Wander- und Kundgebungsaktivitäten, zu den Unterstützer:innen gehören unter anderem die VVN-BdA sowie der Kreisverband der Linkspartei. Roland Didra von der Friedensinitiative sucht noch „lauffreudige und friedensbewegte Menschen“, die einen oder mehrere Teilabschnitte mitwandern. Die letzte Woche geht’s laut Didra rund um den Bodensee. Die Strecke führt unter anderem von Meersburg nach Lindau und von Bregenz am Schweizer Ufer entlang nach Kreuzlingen. Wer Füße hat und Zeit, der macht bestimmt nichts falsch, wenn er sich dafür die Wanderschuhe anzieht. Es macht immer wieder Kopfschütteln, auf welches Desinteresse dieses im Wortsinn explosive Thema selbst in linken Kreisen stößt.
jüg (mit Material von NaturFreunde, Friedensinitiative KN)
Bild: Etappe 33 von Bad Homburg nach Frankfurt/M. (Quelle: Frieden in Bewegung)
Friedens- und Wanderfreudige können sich bei der Konstanzer Friedens-Initiative melden.
Was? Frieden in Bewegung – Abschlusskundgebung der Friedenswanderung von Hannover nach Konstanz. Wann? Sonntag, 4. Juli, 12.00 bis 14.00 Uhr. Wo? Konstanz, Stadtgarten