Wandern für den guten Zweck
Seit zwei Wochen sind Casey Hautzinger und Celine Hodler auf großer Wanderschaft und überqueren trotz Pandemie europäische Grenzen. Mit ihrem Projekt „Walk your talk – En marche“ sammelt das Paar Spenden für das „Kinderhaus Bodensee e.V.“ und für die „Innocence Lost Foundation“ und läuft dafür von Gibraltar in Südspanien bis zum Nordkap in Norwegen – 9.500 Kilometer.
Zur Gemeinde Hohenfels gehören fünf Dörfer im Hinterland des Bodensees. Liggersdorf, Selgetsweiler, Kalkofen, Deutwang und Mindersdorf. Umsäumt von malerischen Grünflächen findet hier ein ländlich gemütliches Leben statt. In Minderdorf geht es aber auch mal etwas lauter zu, denn das Kinderhaus Bodensee hat hier sein Zuhause gefunden. Im großen Garten tollen Kinder im Alter zwischen 2 und 10 Jahren gemeinsam umher.
2013 öffnete das Kinderhaus Bodensee seine Türen und ist inzwischen ein fester Bestandteil der Gemeinde Hohenfels. „Das Kinderhaus gibt traumatisierten, misshandelten und vernachlässigten Kindern eine sichere, stabile und emotionale Heimat“, beschreibt Casey Hautzinger, Mitgründer und pädagogischer Mitarbeiter, den gemeinnützigen Verein. Ins Leben gerufen wurde das Kinderhaus Bodensee von Dr. Charis Hautzinger, die in ihrer langjährigen Arbeit als selbstständige Verhaltenspsychologin immer wieder auf ein essenzielles Problem stieß: Es fehlte an therapeutisch orientierten stationären Einrichtungen für Kleinkinder.
So entstand während vieler Spaziergänge mit ihren Söhnen Casey und Jesse die Idee, solch eine Einrichtung aufzubauen. „Durch die frühzeitige Herausnahme aus zerrütteten Familien bekommen die Kinder eine echte Heilungs- und Wachstumschance. Trotz der negativen Vorerfahrungen können sie zu gesunden und stabilen Persönlichkeiten heranwachsen“, bestätigt Dr. Charis Hautzinger. Während die Eltern im Hintergrund in das Leben ihrer Kinder eingebunden werden können, findet der Alltag der Kinder im Kinderhaus statt. Die Umgebung bietet besonders schöne Ausflüge in Wald und Natur und natürlich zum nahe gelegenen Bodensee an. In Kooperation mit den umliegenden Kindergärten, Schulen, Vereinen und Therapiezentren ermöglichen die MitarbeiterInnen des Kinderhauses eine Kindheit, die fern von Misshandlung und Vernachlässigung liegt. Psychotherapeutische Behandlung und heil- beziehungsweise sozialpädagogische Betreuung gehören zum Konzept des Kinderhauses Bodensee e.V.
Im Schnitt bleibt ein Kind zwischen sechs und acht Jahre in der trägerlosen Einrichtung, die sich über Fördergelder, Spenden und das Jugendamt finanziert. „Der familiäre Alltag, die regelmäßige Routine, das vertrauensvolle Umfeld, Struktur sowie geschultes Personal geben unseren Kindern wieder die nötige Sicherheit und den notwendigen Halt. Und ich muss auch ehrlich sagen: wir haben den alten Bauernhof zu einem richtigen Schatz renoviert. Darauf sind wir sehr stolz“, erzählt Casey.
Vom Kinderhaus in die weite Welt
Casey arbeitet nicht nur als pädagogischer Betreuer, er packt gemeinsam mit ehrenamtlichen HelferInnen und seinem Bruder Jesse auch bei den Renovierungen an. Die Herausforderungen am Haus scheinen ihn aber nicht ganz zu befriedigen, denn seit einem Jahr plant er an seinem neuen Projekt „Walk your talk – En marche“, das er nun seit zwei Wochen in die Tat umsetzt. Auf seiner Wanderung von Gibraltar zum Nordkap sammelt er Spenden für das Kinderhaus. Seine Partnerin Celine Hodler begleitet ihn und sammelt für die „Innocence Lost Foundation“. Diese NGO rehabilitiert ehemalige Kindersoldaten durch Bildung und Therapieprogramme in Sierra Leone. Ca. 9.500 Kilometer haben die beiden vor sich, wobei sie 1.000 Kilometer davon paddelnd auf dem Wasser in Frankreich zurücklegen werden. „Unsere Wanderung ist eine Auszeit vom Alltag. Wir wollten ein gemeinsames Projekt aufziehen, das noch dazu einen Nutzen hat“, erzählt Celine. „Unsere Interessen spielen dabei auch eine große Rolle, denn ich singe sehr gerne und Casey ist Fotograf. Diese Hobbys werden wir beim Spendensammeln auf jeden Fall integrieren.“
Die Route
Mit ihrem Zelt auf dem Rücken, versuchen die beiden auf ihrer Wanderung so autark wie möglich zu leben. Insgesamt planen sie mit einem Zeitfenster von ca. 20 Monaten. Nach Gibraltar folgen die beiden der Küste von Spanien und Portugal bis Santiago de Compostela. Von dort aus wandern sie den Camino Frances, der sie über die Pyrenäen führt. In Frankreich möchten sie von Roanne aus eine Kayak-Tour starten und über die Loire bis Nantes paddeln.
Von Nantes führt die Route E9 an der Küste der Normandie bis in die Beneluxstaaten und weiter nach Hamburg. Hier wollen die beiden eine Pause einlegen. Sie rechnen damit, im Oktober in Deutschland anzukommen und werden den Winter in ihrer Wahlheimat Berlin und im Kinderhaus Bodensee verbringen.
Die zweite Etappe beginnt dann im April 2023. Von Sylt über Dänemark, Schweden und Norwegen nehmen sie die Wanderroute E1 bis zum Nordkap.
Ihr Projekt finanzieren die beiden aus eigener Tasche. Der Name „Walk your talk“ bedeutet so viel wie „verhalte dich nach deinen Worten und Versprechen“. „En marche“ fügt die Französin Celine dem Projekt hinzu. Den gemeinnützigen Einrichtungen steht frei, wie sie die gesammelten Spenden einsetzen möchten. „Wir haben einen PayPal Account eingerichtet und tragen T-Shirts mit einem QR-Code. So können die Menschen direkt mit ihrem Handy den Code scannen und auf das PayPal-Konto Geld senden. Unser Traumziel wäre es, 20.000 Euro zu erreichen.“ Casey schmunzelt: „Es ist in vielerlei Hinsicht ein langer Weg.“
Weitere Informationen zum Kinderhaus Bodensee finden Sie hier.
Weitere Informationen zu Walk your talk gibt es hier.
Instagram: @walk_your_talk_en_marche
Weitere Informationen zur Innocence Lost Foundation lesen Sie hier.
Text: Linda Lengler, Bilder: Privatbesitz
Schlendern für den guten Zweck!
Seit Jahresbeginn schlendere ich für einen guten Zweck täglich 3 Stunden durch Konstanz und durchquere dabei trotz chronischer Diarrhö sämtliche Stadtteile. Mit meinem Projekt „Schlendern statt Gendern“ sammle ich Spenden für den Verein „Schlendrian e.V.“ und für die Initiative „impertinence is successful“.
Bitte vormerken: Ab Mai spiele ich – selbstverständlich ebenfalls für einen guten Zweck – täglich eine Stunde Luftgitarre auf dem Münsterturm.