Was hat Uni-Rektor Rüdiger zu verbergen?
Eine leider unendliche Geschichte – die häufig genug verschwiegene Zusammenarbeit des Rüstungskonzerns EADS mit Konstanzer Schulen und Hochschulen. Letztes Beispiel: Der aktuelle Kooperationsvertrag mit der Uni Konstanz – erst informierte die Universität nur auf Nachfrage, dann blieb die Schriftfassung verschollen, dann gab es unpräzise Angaben zum Inhalt und schließlich war alles nur ein Missverständnis. Bleibt die Frage: Was hat Uni-Rektor Rüdiger zu verbergen?
Akt eins: In einer Rahmenvereinbarung vor vier Monaten bauen die beiden EADS-Unternehmen Astrium und Cassidian (die Rüstungssparte des Konzerns) aus Friedrichshafen ihre schon länger bestehende Kooperation mit der Universität Konstanz aus; seemoz berichtete mehrmals. Der Vertrag wird zunächst bis Ende 2015 geschlossen. Er verlängert sich automatisch um zwei Jahre, „wenn beide Partner weiterhin darin eine zukunftsweisende Chance sehen“.
Akt zwei: Das Problem der Universität bei einem solchen Vertrag mit einem Rüstungskonzern ist die sogenannte Zivilklausel. Die hatte der Große Senat der Universität Konstanz schon 1991 verabschiedet, und sie gilt bis heute: „Der Große Senat…erklärt…, dass Forschung für Rüstungszwecke, insbesondere zur Erzeugung von Massenvernichtungswaffen, an der Universität Konstanz keinen Platz hat und auch in Zukunft keinen Platz haben wird“. Auf Nachfrage hatte Uni-Rektor Prof. Dr. Ulrich Rüdiger (s. Foto) schon vor Monaten gegenüber seemoz erklären lassen, dass in dem aktuellen Vertrag „Rüstungsprojekte und geheime Forschungen“ ausdrücklich ausgenommen seien.
Bereits die Fachhochschule Konstanz (HTWG) wie auch das Konstanzer Ellenrieder-Gymnasium pflegen rege Kontakte zur Rüstungsschmiede EADS. Die Fachhochschule betreibt ein Praktikanten-Programm mit dem Waffenbauer aus Friedrichshafen, erst vor kurzem referierte ein EADS-Manager vor HTWG-Studenten, ein anderer Manager sitzt sogar im Hochschulrat. Und vor wenigen Monaten geriet das Ellenrieder-Gymnasium in die Schlagzeilen, als deren Rektor Beckmann selbstherrlich eine Kooperation mit EADS vereinbarte – aus dem Kollegium, aber auch aus Eltern- und Schülerschaft, jeweils nicht rechtzeitig informiert, sowie aus der Öffentlichkeit hagelt es seitdem Proteste.
Akt drei: Nur: Der Vertrag, von dem lange behauptet wurde, er läge der Uni nicht vor (?), ist für Normalsterbliche nicht einsehbar, auch auf der Uni-Homepage sucht man ihn vergebens. Allein Senatsmitglieder dürfen den Geheimvertrag lesen – und die berichten, dass in der EADS-Vereinbarung nichts darüber stehe, dass „Rüstungsprojekte und geheime Forschungen“ ausdrücklich ausgenommen seien. Was also? Ausdrücklich ausgenommen? Einfach vergessen? Als selbstverständlich vorausgesetzt? Was hat Uni-Rektor Rüdiger zu verbergen?
Akt vier: Alles nur ein Missverständnis, erklärt die Pressestelle der Uni nach Rücksprache mit dem Rektor, der sich für seemoz nicht sprechen lässt: Selbstredend würde die Zivilklausel eingehalten. Nur: Kannte die der Rektor bei Vertragsabschluss? Kennen sie die EADS-Manager? Kennen sie die Studenten, die bei EADS ihr Praktikum machen? Über konkrete Inhalte der Zusammenarbeit von Uni, Studenten und EADS-Mitarbeitern während der Praktika in Friedrichshafen gibt es dann auch keine Auskünfte von der Universität.
Schlussakt: Da ist offensichtlich noch vieles aufzuklären über die Kooperation zwischen Universität und Rüstungskonzernen. Mehr Offenheit vonseiten der Beteiligten könnte nicht schaden. Aber vielleicht gibt es für deren Zurückhaltung ja Gründe…
Autor: hpk
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