Was ist los bei der Volkshochschule?

Das fragt man sich seit Tagen im Landkreis Konstanz. Dem langjährigen Verwaltungsleiter Reiner Schmid und seiner Frau Gabi wurde fristlos gekündigt. Doch die Vorwürfe – schwere Verfehlungen in der Amtsführung sollen mit ein Kündigungsgrund gewesen sein – sind bislang nicht belegt. Ein erster Termin vor dem Arbeitsgericht verlief ergebnislos, vhs-MitarbeiterInnen hüllen sich in Schweigen, es herrscht ein Klima der Angst. seemoz hat bei Reiner Schmid nachgefragt

Herr Schmid: Sie und Ihre Frau wurden fristlos entlassen. Gerüchte kursieren. Was wirft man Ihnen konkret vor?

Meine Frau und ich wissen nicht genau, was da im Detail alles läuft. Wir haben wirklich keine Ahnung, warum die uns loshaben wollen. Eine Erklärung ist vielleicht, dass wir zum angestammten Personal des früheren vhs-Direktors Lothar Stetz gehören. Ich habe den Eindruck, man versucht, die Vergangenheit schlecht zu reden, um persönlich besser dazustehen. Wir haben keine andere Erklärung und sind selbst wie vom Blitz getroffen. Normalerweise bekommt man ja erstmal eine Abmahnung, in der auf etwaige Vergehen und Missstände hingewiesen wird. Aber nichts dergleichen ist passiert.

Vorgestern war sogar noch von Geldunterschlagung die Rede….

Das scheint mittlerweile vom Tisch zu sein. Die Vorwürfe wegen strafrechtlich relevanter Dinge wie Unterschlagung und Betrug sind völlig abwegig und durch nichts zu belegen. Wir haben der vhs nie in irgendeiner Weise geschadet. Richtig ist, es gab ab und zu mal kleinere Probleme mit Lizenzen und auch Reibungsverluste, wie es aber bei Unternehmungen, die so unter Druck arbeiten wie wir, immer wieder mal vorkommt.

Sie lassen sich mittlerweile von einem Anwalt vertreten. Wie ist der momentane Stand?

Ein erster Gütetermin ging ohne Einigung über die Bühne. Wir klagen natürlich auf Wiedereinstellung. Die Gegenseite wurde aufgefordert, die fristlosen Kündigungen zu belegen. Das ist noch nicht passiert. Landrat Frank Hämmerle hat zwischendurch mal signalisiert, er wäre gesprächsbereit, habe aber vor Mitte Oktober keine Termine frei. Sie müssen sich das mal vorstellen: Wir wurden vollkommen überrascht, mussten sofort die Schlüssel abgeben und bekamen umgehend ein Hausverbot. Unsere Rechner wurden konfisziert und die Akten durchforstet. Man sucht mit Hochdruck nach Gründen, die nachträglich die fristlosen Kündigungen rechtfertigen sollen.

Man weiß, dass Sie zu vielen Referenten und Dozenten, die regelmäßig in die vhs kommen, einen guten Draht haben. Wie haben die reagiert?

Viele haben mittlerweile von der Geschichte gehört und erkundigen sich bei der vhs. Dort wird ihnen erzählt, dass es uns sozusagen nicht mehr gibt. Die melden sich dann natürlich auch bei uns und fragen nach. Wir sagen dann schon, wie wir das aus unserer Kenntnis persönlich einschätzen. Kaum einer versteht, was da gerade abläuft, die meisten wundern sich und werden reagieren. Die heiße Phase kommt erst noch.

Für wann ist der nächste Gerichtstermin geplant?

Das wird wohl gegen Ende November sein, außer, die Gegenseite ist gesprächs- und verhandlungsbereit. Wir klagen ja auf Rücknahme der fristlosen Kündigung. Wie immer man dann wieder oder auch gar nicht mehr miteinander arbeiten kann, das steht auf einem anderen Papier.

Das Gespräch führte H.Reile

(hr) Auch Lothar Stetz, der frühere vhs-Chef und nun in München tätig, ist über die Vorkommnisse in Konstanz informiert. Gegenüber seemoz erklärte er, dass ihn der ganze Vorgang „überrascht und erschreckt“ habe. Natürlich gäbe es immer gewisse Nachlässigkeiten bei einem Betrieb, der vor allem finanziell enorm unter Druck steht und dennoch ein qualitativ ausgezeichnetes Angebot für die BürgerInnen umsetzen will. Die Vorwürfe gegen die Schmids kann er allerdings gar nicht verstehen:

„Das ist völlig absurd und abwegig. Dass sich da jemand persönlich bereichert hat, ist für mich ausgeschlossen. Diese Kollegen und auch viele andere haben sich mit größtem Engagement für die vhs eingesetzt. Das sind sehr wertvolle Mitarbeiter und Kollegen. Man muss sich normalerweise glücklich schätzen, solche Leute zu haben.“