Was ist los mit den Konstanzer Sozialdemokraten?

Zumindest fallen manche ihrer Spitzenleute seit geraumer Zeit durch grenzwertige Äußerungen und Aktionen auf. Diese, so hört man, lassen bisweilen die Zornesadern an der Basis gewaltig schwellen. Bundesweit sackt die ehemalige Volkspartei SPD immer weiter ab, aktuelles Beispiel Bayern, und da kann man – die Kommunalwahlen sind in Sichtweite – zusätzliche Peinlichkeiten vor Ort rein gar nicht brauchen. Aber sie häufen sich.

Den Anfang machte der Konstanzer SPD-Rat Hannes Kumm, der kurz vor der Sommerpause ernsthaft forderte, man solle als Verkehrskadetten lieber Rentner als Jugendliche einsetzen, denn erstere würden sowieso nicht mehr lange leben. Da kam bei den hiesigen Sozialdemokraten wenig Freude auf, aber die Ferien verschluckten das Thema und man ging schnell zur Tagesordnung über.

Dann aber kam SPD-Bürgermeister Andreas Osner um die Ecke und sorgte für große Empörung bei der Bürgerschaft. Ohne die zuständigen Gremien zu befragen, hatte er ein Gutachten in Auftrag gegeben, das prüfen sollte, ob die Aufführung von „Mein Kampf“ im Stadttheater Konstanz der Stadt Schaden zugefügt habe. Das unnütze Papier, das daraufhin entstand, kostete rund 17.000 Euro, die Osner aus dem Budget des Sozialamts entnahm. Schnell kam die Forderung auf, Osner möge die Kosten aus eigener Tasche bezahlen. Bis heute ist er die Summe schuldig geblieben.

Und nun Wolfgang Seibel. Jener, Politikwissenschaftler an der Universität und stadtweit bekannt, säße eigentlich für die SPD im Konstanzer Gemeinderat. Bei den Kommunalwahlwahlen 2014 wurde er von Platz 21 nach vorne gewählt und wäre der Nachrücker für die zurückgetretene SPD-Rätin Sonja Hotz gewesen. Doch aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit trat Seibel das Amt nicht an, was ihm viel Kritik einbrachte, und für ihn rückte Jan „IchbineinLinker“ Welsch nach. Seibel indes, den der Südkurier gerne befragt, um seinen LeserInnen die Welt zu erklären, ließ kürzlich wieder von sich hören. Es ging um den Hambacher Forst und die dortigen Demonstrationen über den Braunkohleabbau, gegen den auch in Konstanz demonstriert wurde. Über den großen Verteiler des Bürgerparkvereins Büdingen ließ Henrich Tiessen verlauten:

Liebe Büdingen-Freunde!

Am vergangenen Freitag, 29.9.2018, ließen die Organisatoren des Demonstrationszuges in Konstanz gegen die Abholzung des Hambacher Forsts ihre Veranstaltung vor dem Büdingen enden. Die Parallelen sind ja offenkundig: Im Interesse von Kapitalisten werden viele Bäume gefällt. Es gibt ja auch weitere Vergleichspunkte, z.b. das einträchtige Zusammenwirken von öffentlicher Verwaltung und privaten Interessen bei der Naturzerstörung. Bezeichnend ist, dass der heutige Südkurier (Montag, 1.10.2018) keine Zeile zu dieser gut besuchten Demo in Konstanz bringt. Viele Grüße! Ti.

Da fühlte sich Wolfgang Seibel umgehend auf den Plan gerufen und antwortete:

Lieber Herr Tiessen,

Ich kann nichts Erfreuliches finden an dem Schulterschluss mit Menschen, die meinen, über dem Gesetz zu stehen und nicht nur Gewalt gegen junge Menschen in Polizeiuniform anwenden und über Polizisten Fäkalienkübel ausleeren, sondern auch Gefahren für Leib und Leben anderer sehenden Auges in Kauf nehmen, was zum Tod eines Journalisten im Hambacher Forst geführt hat. Wer anfängt, die Beachtung rechtmäßig zustandegekommener Verwaltungs- und Gerichtsentscheidungen von der eigenen politischen Auffassung abhängig zu machen, kann gleich bei Pegida mitmarschieren.

Herzliche Grüße
Ihr
Wolfgang Seibel

Konstanzer SPD, der Nächste bitte!

hr (Fotos: SPD, Uni, Stadt – alle Konstanz)