Was macht TTIP mit unserer Kultur?
Das kennt man schon: Streit um Standards von Autospiegeln und Hühnerschenkeln, auch der Zwist über eine profitorientierte Gerichtsbarkeit ist ausdiskutiert. Aber wissen Sie, wie das „Freihandelsabkommen“ TTIP unser kulturelles Leben beeinflussen wird? Darüber informieren und diskutieren betroffene Schriftsteller, Theaterleute und ‚freie Künstler‘ nächste Woche in der Konstanzer Spiegelhalle: Hingehen, mitreden, wenn Ihnen Kultur nicht schnurz ist.
Können die ‚Zeller Kultur‘ aus Radolfzell oder das K9 aus Konstanz so weiter arbeiten wie bisher, wenn Disney-Produktionen auf den Markt drängen und im neuen Bodensee-Forum muntere Musicals à la Hollywood präsentieren? Wird dann die städtische Unterstützung gestrichen, weil die Produzenten aus Übersee ihren vermeintlichen Wettbewerbsnachteil einklagen können?
Was passiert mit der staatlichen Förderung von Stadttheatern und Staatsorchestern, wenn US-Produktionen neben dem TV- und dem Kino-Geschäft auch die Bühnen beherrschen wollen? Knicken Stadträte nicht schon im vorauseilenden Gehorsam ein, wenn vom Wettbewerbsnachteil privater Produktionen geschwafelt wird? Und welche Rolle spielen demnächst audio-visuelle Medien, deren Markt bisher von US-Konzernen beherrscht wird, und wie werden sie dann hierzulande vermarktet?
Und wie kommt der kleine Buchladen damit klar, wenn die Buchpreisbindung fällt, weil Verlagskonzerne darin einen Wettbewerbsnachteil sehen? Wie könnte sich dann das Angebot von Neuerscheinungen im Literaturbetrieb verändern? Und was geschieht mit der staatlichen Filmförderung, was mit der Kunstförderung bei Ausstellungen – nicht nur in Museen? Völlig ungeklärt ist zudem, wie sich das Urheberrecht und damit die Existenzgrundlage von Autoren, Übersetzern und freien Journalisten entwickeln würde…
Lieber Fair- statt Freihandel
Beschönigend werden die derzeit hinter verschlossen Türen verhandelten Verträge zu TTIP und CETA „Freihandelsabkommen“ genannt. In Wirklichkeit sind das aber Abkommen, die nahezu alle Lebensbereiche unserer demokratischen Gesellschaften in ganz Europa zu beschädigen drohen. Und die die Kultur zur Ware machen: Ob Buchpreisbindung, die kommunalen Zuschüsse für Theater, Orchester oder freie Kulturinitiativen, die staatliche Filmförderung – all‘ das könnte den Abkommen zum Opfer fallen. Deswegen wehren sich immer mehr Regisseure, Theaterleute, Musiker, Buchhändler und SchriftstellerInnen gegen das, was beschönigend „Freihandel“ heißt. Ihr Wahlspruch: Lieber Fair- statt Freihandel.
Unter diesem Motto werden sich auch Künstler aus der Region auf Einladung vom „Konstanzer Bündnis gegen TTIP, CETA und TiSA“ am kommenden Dienstag in der Konstanzer Spiegelhalle treffen, um über die Gefahren zu informieren und mögliche Gegenwehr zu diskutieren:
Waltraud Rasch repräsentiert den Zeller Kultur e.V., in dem Musiker, Künstler und Theaterschaffende zusammen geschlossen sind. Sie wollen langfristig in einem von der Stadt Radolfzell zur Verfügung gestellten Haus einen Kulturbetrieb aufziehen – vergleichbar dem K9 in Konstanz.
Jochen Kelter aus dem Thurgau ist ein weit über die Region hinaus bekannter Schriftsteller, Lyriker und Übersetzer. Außerdem hat er sich als stellvertretender Vorsitzender im Verband deutscher Schriftsteller und in den Verbänden ProLitteris (Präsident von 2002 bis 2010), European Writers’ Council (Präsident 1989–2003), PEN-Zentrum Deutschland und Autorinnen und Autoren der Schweiz engagiert.
Adrian Herrmann ist Dramaturg am Stadttheater Konstanz und vertritt seinen Intendanten in der Diskussionsrunde. Herrmann stammt aus Sigmaringen und arbeitete nach dem Studium an Theatern in München und Berlin – seit der Spielzeit 2013/2014 ist er in Konstanz.
Pit Wuhrer vom Konstanzer Bündnis gegen TTIP wird die Runde moderieren.
hpk
Freihandel und Kultur. 17. November, 20 Uhr. Spiegelhalle Konstanz. Eintritt frei.
Solche elitäre Floskeln sind mir unverständlich! Das fängt beim Kapitalregime an. Es gab glorreich anmuten, sich in Fördervereinen mit Kultur zu schmücken. Aber wo bewegt sich etwas kulturell? Wo kommt der intellektuelle Aufbruch in der Provinz? Versagt haben diejenigen, die es nicht geschafft haben, die Kunstfreunde zusammenzubringen. Stattdessen wird über „Eliten“ philosophiert! Großartiger „Versuch“.
……. ist mir nicht schnurz , auch nicht schnösel.
Das „Kapitalregime“ kann sich jedoch auf die „Kulturelite“
verlassen.
Die „Publikumselite“ist auch „sehschwach“.
Die „Genieelite “ ist latent „blind“ für politische/wirtschaftliche
Realitäten.
Freie Kunst & Kultur war mal,leider.
Arme Jugend , wir haben versagt.
(Nur der Versuch zählt am Schluß).