Was wird aus dem Büdingen-Park?
Es sieht so aus, als würde dort ein weiteres Hotel hochgezogen, mit einem Hubschrauberlandeplatz für Promis aus Politik und Wirtschaft aus aller Welt. Das hat gerade noch gefehlt, hört man nicht nur aus Kreisen dortiger AnwohnerInnen. Hier die aktuelle Erklärung des Vereins Bürgerpark Büdingen e.V. zu den Bebauungsplänen für das Büdingen-Gelände (Bebauungsplan Seehausen).
1. Für das Büdingen-Gelände liegt der Bebauungsplan Seehausen von 1987/91 vor, der eine Hotelbebauung vorsieht – bei Erhaltung des Baumbestandes und Zugänglichkeit des Parks für die Öffentlichkeit. Seit der Verabschiedung des Bebauungsplans sind bislang allerdings alle Versuche gescheitert, einen Investor für ein Hotel zu finden.
2. Nunmehr will eine Schweizer Gesellschaft, die sich Sea Palace AG nennt, ein Hotel auf dem Gelände errichten und sich dabei nicht an die Vorgaben des Bebauungsplans halten, was z. B. das Bauvolumen und die Höhe der Bebauung angeht. Krönung der Bauvoranfrage dieses Unternehmens, hinter dem offenbar Schweizer Kapital steht, ist die Planung eines Hubschrauberlandeplatzes auf dem Gelände.
3. Der Verein Bürgerpark Büdingen e.V., dem es um die Erhaltung des Grüns auf dem Gelände und der Lebensqualität im Bereich des Viertels zwischen Bahn, Mainaustraße, Säntisstraße und Seestraße geht, fürchtet bei etwaiger Realisierung der Pläne den Verlust des nach dem Stadtgarten letzten zusammenhängenden zentralen Grünbereichs der Stadt und eine erhebliche Minderung der Lebensqualität der Bewohner des Viertels insbesondere durch die zu befürchtende Verkehrszunahme, einmal ganz abgesehen von dem Hubschrauberlärm.
4. Seit 1889 war das Büdingen eine Oase der Ruhe, die für die Sanatoriumsgäste natürlich von großer Bedeutung war. Diese Ruhe blieb auch erhalten, als das Sanatorium 1971 abgerissen wurde. Ebenso erhalten blieb der Parkcharakter. Zwar durfte der Park nicht betreten werden, aber das Grün des Büdingen-Geländes prägt einen wichtigen Teil der Seestraße und des Stadtbildes am nördlichen Ufer der Konstanzer Bucht und ist damit von landschaftsästhetisch herausragender Bedeutung.
5. Die Bewohner des Viertels wollen keine Sonderrechte für sich, sie wollen aber auch nicht Opfer eines Bauprojekts werden, das vorrangig den Interessen auswärtiger Kapitalanleger dient, nicht aber der Verschönerung des Stadtbildes und der Verbesserung der Versorgung der Konstanzer Bevölkerung. Es ist kein öffentliches Interesse, einen Bau an zentraler Stelle der inneren Konstanzer Bucht an den Interessen „ranghoher Personen aus Politik und Wirtschaft“ (Bauvoranfrage, S. 43) auszurichten, nicht aber am Normalbürger, der täglich mit den negativen Folgen der jetzt geplanten Bebauung zu kämpfen hätte. Wir fordern daher alle Entscheidungsträger auf, die Bauvoranfrage abzulehnen.
6. Darüber hinaus fordert der Verein eine transparente Planung und ständige Information der Bürger, nicht nur der Grundstückseigentümer.
Für den Verein Bürgerpark Büdingen e.V.
Anneliese Fearns, Henrich Tiessen
Empört Euch!
Wir, die hier leben und Einiges aushalten (müssen), sollten uns mehr öffentlich, sichtbar empören.
Vormals schleichend wird immer zügiger und mehr verdichtet. Das „Torhaus“-Hotel in Petershausen ist ein weiteres Beispiel für eine Investitionsimmobilie wie der gesamte Herosè-Park. Solche Projekte sind für eine Stadt ein Flop, da sie die Bedürfnisse derer optimal befriedigen, die aus ihnen satte Gewinne ziehen bzw. schon gewonnen haben.
Wachstum nur auf Kosten der meisten Menschen, der Natur – auch hier in Konstanz.
Die Initiativen des „Verein Büdingenpark“ sind wichtig und unterstützenswert.
Dieses grüne Kleinod ist für Alle, die hier leben nicht nur schön, sondern ein besonderer Teil der Lebensqualität vor Ort, auch wenn wir nicht gleich nebenan wohnen.
Das ist die Crux: sich nicht zu kümmern, wenn man/frau nicht unmittelbar betroffen ist.
Hinter der Sea Palace AG steht der Engadiner Hotelier Hans Jürg Buff (Verwaltungsratspräsident), dem im Engadin und vor allem in St. Moritz mehrere Hotels gehören. Alle sind jeweils in eigenen Aktiengesellschaften organisiert. „Sea Palace“ dürfte deshalb die speziell für das Konstanzer Vorhaben gegründete Gesellschaft sein. Ausserdem gehört Buff eine (Architekturpreis-gekrönte) Wohnsiedlung am Rande von St. Moritz, Buff arbeitet gerne mit dem Architekten Pablo Horvath zusammen. Vom Betreiben von Hotels versteht Buff also etwas. Eine andere Frage ist, was Konstanz will.
Den Einlassungen des Vereins Bürgerpark Büdingen e.V. kann ich mich in Gänze nur anschließen. Wir kleistern die Stadt mit Hotels zu – das Torhausprojekt am Herosé-Park wird jetzt nach langen Rechtsstreitigkeiten auch gebaut – anstatt uns um die Lebensqualität der Stadt zu scheren. Ein Luxushotel für die Oberschicht braucht nun tatsächlich niemand an dieser Stelle. Gleich in der Nähe findet sich Entsprechendes. Stattdessen sollte diese grüne Lunge im zunehmend nachverdichteten Konstanz erhalten bleiben und für die Allgemeinheit eröffnet werden. Wenn dies allerdings nicht möglich sein sollte, dann doch zumindest lockere Wohnbebauung mit entsprechendem Grün!
Simon Pschorr