Weltladen-Jubiläum mit Wolfgang Kessler
Anfang August feierte der Konstanzer Weltladen seinen 40. Jahrestag mit einem Tag der offenen Tür in der Niederburg. Schon damals verwiesen die MacherInnen des solidarischen Projekts eines gerechten Welthandels auf eine Veranstaltung mit dem frühen Mitstreiter Wolfgang Kessler. Am Mittwoch kommt er nun nach Konstanz – und skizziert in einem Vortrag im Wolkensteinsaal Alternativen zur entfesselten Weltwirtschaft.
So kann es nicht weitergehen: Acht Menschen besitzen weltweit so viel wie die Hälfte der Menschheit. Flutkatastrophen in den USA, in Indien und Afrika und Wetterextreme in Deutschland zeigen die Folgen der Erderwärmung. Millionen Menschen fliehen aus ihrer Heimat, an den Finanzmärkten wird gezockt wie eh und je. Deutschland erscheint als Himmel auf Erden, doch auch hierzulande wächst die Kluft zwischen Arm und Reich, nehmen die Umweltprobleme ebenso zu wie die Kritik an der Demokratie. Nun kommen noch die Folgen der Corona-Krise dazu und der Zusammenhalt der Gesellschaft ist bedroht. In dieser Lage sind Alternativen gefragt.
Aber wie könnten diese aussehen? Dazu hat das Weltladen-Kollektiv den Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Wolfgang Kessler eingeladen, an den sich in Konstanz noch einige persönlich erinnern. Denn neben Studienaufenthalten in Bristol und an der London School of Economics hat er auch in Konstanz studiert, hier promoviert – und in der Dammgasse ein Pressebüro eingerichtet. Dort, so weiß Tonie Maier vom Weltladen, „haben anfangs unsere Sitzungen stattgefunden.“ Barbara Kessler wiederum hat das erste Logo des Weltladen entworfen.
In den 1990er Jahren wechselte Kessler als Ressortleiter für Politik und Gesellschaft zur linkschristlichen Zeitschrift Publik-Forum, deren Chefredakteur er von 1999 bis 2019 war. Er schreibt noch immer für das Magazin: Im aktuellen Heft analysiert er beispielsweise die Steuerpläne von Union und FDP („besonders gut kommen Gutverdienende ab 80.000 Euro Jahresabkommen und die Unternehmen weg“), während SPD, Grüne und vor allem die Linke die Wohlhabenden zum Teil deutlich höher besteuern wollen. Sein Vorschlag: „Eine stärkere Belastung der Reichen durch einen höheren Spitzensteuersatz, eine Vermögenssteuer, stärkere Belastung von Millionenerbschaften, Bodenspekulation und Kapitalerträgen.“
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Prägnanter und einprägsamer als solche kurzfristigen Beobachtungen aber sind seine Bücher, in denen er Handlungsmöglichkeiten aufzeigt. In „Die Kunst, den Kapitalismus zu verändern“ zündet er „ein beeindruckendes Feuerwerk von Alternativen, das nur eine Schlussfolgerung zulässt: Alles ist tatsächlich zum Besseren veränderbar“, wie der Publizist Christian Felber schreibt. Kesslers jüngstes Werk „Macht Wirtschaft!“ wiederum richtet sich an all jene, „die glauben, sie könnten all dies nie verstehen: Staatsschulden? Renten? Börsen-Spekulationen? Digitalisierung? Arbeit und Grundeinkommen? Und welche Zukunft hat die Globalisierung?“ Und dann fügt Kessler hinzu: „Vertrauen Sie mir: Sie können Wirtschaft verstehen – und sie verändern.“ Wie das geht, wird er am Mittwoch schildern.
Text: MM/Pit Wuhrer
Foto Weltladen: pw / Porträtfoto Kessler: Publik-Forum
Mittwoch, 22. September, 19.30 Uhr, Wolkensteinsaal, Kulturzentrum Konstanz.
Eintritt: 7,00 Euro; SchülerInnen und Studierende mit Ausweis, vhs-Vortrags- oder Freundschaftskarte: 0 Euro. Teilnahmevoraussetzung ist die Einhaltung der 3G-Regel.
Der Weltladen befindet sich in der Rheingasse 13, Konstanz. Öffnungszeiten: Mo–Do: 16 bis 18 Uhr, Fr: 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr, Sa: 10 bis 14 Uhr.