Wenn Drei das Gleiche sagen, aber Unterschiedliches meinen
Dass die OB-Kandidaten-Befragung durch die Gewerkschaft ver.di so anders war als die gefühlt 25 vorher, hat drei einfache Gründe: Das Publikum bestand aus Betroffenen. Und die hatten sich vorbereitet. Und: Die nachmittägliche Runde war auf eineinhalb Stunden begrenzt, was zwei der drei Favoriten-KandidatInnen dennoch nicht vom Schwafeln abhielt. Gleichwohl: Die Diskussion mit Beschäftigten der Stadtverwaltung schaffte bisweilen sogar Aufklärung.
Zum Beispiel bei der Frage nach der Mitgliedschaft städtischer Betriebe im kommunalen Arbeitgeberverband: Nur Sabine Seeliger hatte verstanden, dass hinter dieser Frage die Angst der Beschäftigten vor der Tarifflucht der Arbeitgeber steckt; Sabine Reiser und Uli Burchardt hingegen lobten den Arbeitgeberverband bloß als wichtiges Instrument der Demokratie. Alle drei sprachen sich zwar für den Verbleib im Verband aus – aber da zeigt sich, wie drei gleich lautende Voten ganz Unterschiedliches meinen können.
Ist in der Krankenhausfrage geschickt verhandelt worden?
Oder bei der Diskussion um die Krankenhäuser im Landkreis, die in den bisherigen Veranstaltungen sträflich vernachlässigt wurde: Was passiert, wenn in Singen der Bürgerentscheid am 22.7. gegen eine kreisweite Fusion ausfällt? Alle drei Kandidaten sprachen sich für eine Weiterführung des Konstanzer Klinikums in kommunaler Verantwortung aus und alle drei plädierten für Kooperationen mit dann anderen Krankenhäusern in Friedrichshafen oder in der Schweiz. Aber während Sabine Reiser für eine Zusammenarbeit mit der privatisierten Überlinger Helios-Klinik warb, und Uli Burchardt seiner Linie „einerseits-anderseits“ treu blieb, wagte allein Seeliger eine Kritik an der bisherigen Konstanzer Verhandlungsführung. Warum, fragte sie in die Runde, waren Kooperationsgespräche mit Friedrichshafen nicht schon frühzeitig aufgenommen worden? Das hätte die Abhängigkeit von der Kreislösung verringert und die Verhandlungsposition von Konstanz vorab verbessert, so die Grüne.
Sparen nach der Rasenmäher-Methode?
Und wie stehen die Kandidaten zum Instrument der „globalen Minderausgabe“? (Damit bezeichnen Haushaltsrechtler die Kürzung per Rasenmäher-Methode: Es wird ein Betrag X eingespart, ohne nach sachlichen Begründungen zu fragen) Unisono erteilten die drei OB-Favoriten diesem, auch im Konstanzer Gemeinderat schon häufig angewandten Haushalts-Instrument eine Absage. Doch Uli Burchardt wusste keine Alternative und Sabine Reiser plädierte für die Entscheidung nur im Einzelfall. Hier blieb auch Sabine Seeliger unentschieden – sie setzt auf konkrete Verhandlungen.
Ach ja, vortreffliche Vorgesetzte wollen sie alle sein, wenn sie denn das Oberbürgermeisteramt erringen. Natürlich mit dem Personalrat und der Gewerkschaft gut zusammenarbeiten. Und immer den Personalrat frühzeitig an Entscheidungen beteiligen. Das ehrliche Wort auch mit Untergebenen pflegen und Kritik immer konstruktiv verstehen. Weiterbildung für die Mitarbeiter natürlich hochhalten. Die Arbeit der Beamten wertschätzen und überhaupt deutlich machen, wie wichtig die Arbeit der Stadtverwaltung für das Gemeinwesen ist. Kaum jemand im überfüllten Zeppelin-Saal hatte etwas anderes erwartet.
Warum denn Knackpunkte diskutieren?
Alle drei Kandidaten vermieden Knackpunkte. Die B33-Problematik wurde allein unter dem Stau-Gesichtspunkt erörtert, das Döbele-Parkhaus weg geschwiegen und um das Problem von GmbH-Gründungen bei Eigenbetrieben nicht ernsthaft gestritten. Bloß keine Blöße zeigen, war die Maxime. Dass dabei auch keine Kante offenbar wurde, gehört zu den bitteren Erfahrungen dieses Wahlkampfes.
Autor: hpk