Wer begegnet wem in der Begegnungszone?

Ständiger Stau auf der Fahrbahn, stetige Warteschlangen an den Haltestellen, Ärger bei Behinderten wie Radfahrern, denen zu hohe Bordsteinkanten die Querung erschweren und nun noch Verdruss bei den Ladenbesitzern: Die Begegnungszone am Bahnhofsplatz, wenn auch als mindestens einjähriges Provisorium gedacht, wird zum Zankapfel. Anwohner und Gewerbetreibende fordern schon jetzt Nachbesserungen. Und das subito.

Nicht nur Ralf Seuffert vom KulturRädle, der Fahrradstation am Bahnhof, protestiert. Auch Anwohner und andere Ladenbesitzer sind sauer – sie beklagen Baumängel und Planungsfehler bei der „Begegnungszone“ am Bahnhof. Und auch wir stellten beim Ortstermin fest: Nix mit Begegnung, nix mit entschleunigtem Miteinander verschiedener Verkehrsteilnehmer; stattdessen Frust und Stress. So mussten wir in nur 30 Minuten einen Rollstuhlfahrer über die viel zu hohe Bordsteinkante wuchten und zwei Kinderwagen auf die Fahrbahn heben. Dort irrten Behinderte und Mütter dann zwischen drängelnden Motorkarossen, die sich nur selten an die 20-km-Begrenzung halten (was auch niemand kontrolliert) hin und her. So hatten sich das die Planer nicht vorgestellt, aber die Warner befürchtet.

Offensichtlich war man sich im Stadtplanungsamt auch nicht sicher, wie eine Begegnungszone funktioniert. So wie auf bunten Hinweisschildern dargestellt, jedenfalls nicht; und so wie beim Kreuzlinger Boulevard praktiziert, sicher auch nicht. Aber wie dann? Ralf Seuffert vom KulturRädle am Bahnhofsplatz macht Vorschläge. Wir dokumentieren sein Protestschreiben an Bau-Bürgermeister Werner und Referatsleiter Heier:

Sehr geehrter Herr Werner, sehr geehrter Herr Heier,

hiermit möchten wir Ihnen unseren entschiedenen Protest gegen die Verlegung der Buswartehäuschen direkt von unser Geschäft ausdrücken. Wir sind enttäuscht, dass unsere im Vorfeld zusammen mit den anderen Inhabern der Geschäfte in der „Ladenzeile“ vorgebrachten Kritikpunkte in keiner Weise berücksichtigt wurden.

Herrn Heier möchten wir ausdrücklich danken, dass er persönlich immer zur Stelle ist, wenn es um die Begutachtung der vorgetragenen Probleme geht. Das ändert aber nichts an der

Tatsache, dass die von uns vorausgesagten Probleme sich exakt so ergeben haben, wie wir das aus unserer Erfahrung hier am Bahnhof erwartet und Ihnen mitgeteilt haben:

Die viel zu enge Positionierung der beiden Häuschen an die Ladenzeile ergibt einen „Flaschenhals“, der genau das Gegenteil dessen erreicht, was angestrebt wurde – anstelle von Durchlässigkeit und Querbarkeit blockieren die Häuschen sowohl den Weg über den Platz wie v.a. die Passierbarkeit vom „Fürstenpavillon“ zur Marktstätten-Unterführung. Menschen mit Koffern, Behinderte mit Gehhilfen und Rollstühlen werden zwischen großen Fußgängergruppen und den auf die Busse wartenden Menschen eingequetscht. Die Wartenden stellen sich, von ihrer Sichtweise aus verständlich, bei Sonne oder Regen unter das Vordach der Ladenzeile und geraten hier in Konflikt mit unseren Kunden, welche sich Räder entleihen.

Weil die Entwässerung im Bereich des Trottoirs nicht funktioniert, droht bei starkem Regen Wasser in die Geschäfte zu laufen und vor allem steht das Regenwasser in den Buswartehäuschen! Dies motiviert die Wartenden zusätzlich, das Vordach der Ladenzeile als Unterstand zu benutzen, was wir niemandem verwehren möchten, was aber zu Zielkonflikten mit unserer Kundschaft führt.

Wir bestehen darauf, dass der Fahrradverleih, der jedes Jahr Tausenden Gästen einen ersten Eindruck von Konstanz, seiner Infrastruktur und seinen touristischen Möglichkeiten verschafft, bestmöglich agieren kann. Dazu gehört eine gewisse „Rangierfreiheit“ im Bereich unseres Geschäftes. Dies ist momentan nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich.

Desweiteren ergibt die momentane Positionierung der Bushaltestelle mit ihren hohen Borden folgenden Effekt: Der Querbarkeit wird allein schon durch die dichte Aufstellung der Busse ein Riegel vorgeschoben. Von der Konzilstraße oder der Marktstätte kommende Radfahrer queren an der bestmöglichen (weil ohne Bord versehenen) Stelle vor dem Souvenirgeschäft den Platz und fahren oft mit hoher Geschwindigkeit zum Bahnhof. Weil zu den Bussen hin Wartende den Weg versperren, wird die „Durchfahrt“ zwischen Buswartehäuschen und Ladenzeile mit gefährlichen Kontakten zu Wartenden und Passierenden genutzt. Auch wenn die nicht gestattet ist, stellt sich dieser Sachverhalt als Realität dar.

Dazu kommt schon in den ersten Tagen und dem ersten Wochenende eine signifikante Erhöhung der Verschmutzung durch Kippen und Essensreste sowie eine deutliche Erhöhung des Lärmpegels durch die Aggregate der Busse und eine dementsprechende Dieselemission direkt in unser Geschäft. Eine Gefährdung der Gesundheit unserer Mitarbeiter werden wir auf keinen Fall dulden.
All dies muss uns dazu veranlassen, die baldmöglichste Entfernung der Buswartehäuschen zu fordern. Wir können nicht einsehen, dass eine unsinnige Entscheidung unsere tägliche Arbeit und die Erfahrungen von Einheimischen und Gästen auf Monate bzw. Jahre negativ beeinflussen.

Wir werden diese Erfahrungen auch an die politisch Verantwortlichen im Gemeinderat weitergeben.

Mit freundlichen Grüßen

Ralf Seuffert, Kultur-Rädle Konstanz

Autor: hpk