Wer wird neuer Woolworth-Mieter in Konstanz?

Nur Zufall? Vor nur wenigen Wochen machte die große Schlecker-Filiale am Konstanzer Obermarkt dicht – wenige Tage später wurde das Woolworth-Kaufhaus nebst Edeka-Markt an der Marktstätte abgewickelt. Gewerkschafter vermuten da einen Zusammenhang.

Die Drogeriemarkt-Kette Schlecker zählt zu den profitabelsten Unternehmen im deutschen Einzelhandel. Und die Filiale in der Konstanzer Innenstadt sicher zu den umsatzstärksten des schwäbischen Konzerns – nicht nur der zahlreichen Schweizer Kunden wegen. Dennoch wurde der Laden ohne Vorwarnung geschlossen. Warum? Wie immer verweigert die Schlecker-Zentrale auch in dieser Frage jegliche Auskunft.

Gewerkschafter wie der Schlecker-Experte Achim Neumann von der ver.di-Gewerkschaftszentrale in Berlin vermuten dahinter eine Lohndumping-Strategie. Die Gewerkschaft wirft Schlecker vor, Tausende Mitarbeiterinnen bundesweit entlassen zu haben, um sie mit hohen Lohnabschlägen in neuen XL-Filialen als Leiharbeiterinnen zu beschäftigen. Nach einem öffentlichen Proteststurm hatte die Drogeriekette zwar erklärt, keine neuen Verträge mehr mit der von ihr selber gegründeten Leiharbeitsfirma Meniar abzuschließen. Aber auch Arbeitsministerin von der Leyen hat öffentlichkeitswirksam im Fernsehen angekündigt, dem Unternehmen „auf die Finger zu schauen“.

Der Trick ist so einfach wie erfolgreich: Schlecker schließt Filialen, entlässt die MitarbeiterInnen (denn tatsächlich handelt es sich fast ausschließlich um Frauen), um wenige Wochen später wenige Meter weiter unter dem Schild einer neuen Firma „Schlecker XL“ einen neuen Laden mit den selben Beschäftigten zu eröffnen. Dann allerdings angeheuert von der von Schlecker gegründeten Zeitarbeitsfirma Meniar und zu Löhnen, die weit unter den früher gezahlten, tariflichen Löhnen liegen und kaum mehr Hartz-IV-Niveau erreichen: 6,15 Euro pro Stunde. Hundertfach ist das in den letzten Monaten passiert.

Und der Trick hat eine zweite Variante: Der pfiffige schwäbische Unternehmer Schlecker steigt in die abgelaufenen Mietverträge des in der Insolvenz dahin siechenden Woolworth-Konzerns ein. Schon 69 Mietverträge von Woolworth-Häusern sind bundesweit, weiß Ver.di-Kampagnen-Leiter Neumann, von Schlecker übernommen worden. Darunter – nur im Süden der Republik – die in Mannheim, Tettnang und Trossingen. Von Konstanz ist – noch nicht? – die Rede.

Gleichwohl befürchten Gewerkschafter einen Lohndumping-Skandal auch in Konstanz. Markus Klemt, zuständiger Gewerkschaftssekretär aus Villingen-Schwenningen, kündigt immerhin schon jetzt für einen möglichen Lohndumping-Skandal in Konstanz energische Proteste an.

Autor: hpk