Wer zahlt was und warum für den Bahnhof in Leutkirch?

Auch um den Bahnhof in Leutkirch gibt es reichlich Streit. Was geschieht mit dem denkmalgeschützten Gebäude, nachdem die Deutsche Bahn sich weitgehend zurück gezogen hat? Außer wenigen Zug-Ankünften und -Abfahrten erinnert nur ein selten intakter Fahrkartenautomat noch an die Bahnvergangenheit. Das attraktive Bahnhofshäuschen jedoch weckt Begehrlichkeiten mindestens zweier Investoren-Gruppen

Fest steht: Das Bahnhofsgebäude muss restauriert werden. Und der Streit geht nicht nur um die zukünftige Nutzung, sondern vor allem um die Renovierungskosten. 2,5 Millionen Euro, wie es die Investoren-Gruppe mit dem irritierenden Namen „Bürger-Bahnhof“ vorsieht, oder eine halbe Million Euro, wie es die Leutkircher Liste vorschlägt. Ein Unterschiedsbetrag, der in Zeiten leerer Stadtsäckel weh tun kann. Die den Grünen nahe stehende Leutkircher Liste argumentiert, dass mit diesen knapp zwei Millionen zusätzlich Straßen ausgebessert oder Schulen saniert werden könnten.

Die zweite Investoren-Gruppe um die Freien Wähler, die eine Nutzung des Bahnhäuschens durch eine Gaststätte, durch Wohnungen und Büros anstrebt, hat jüngst eine Genossenschaft gegründet, deren ‚Genossen‘ bereit seien – so Mitinitiator Christian Skrodzki – bis zu 615000 Euro einzubringen. Zwar seien die Zusagen der genossenschaftlichen Investoren noch nicht verbindlich, wie Skrodzki und die ihn unterstützende Maklergruppe einräumen mussten, doch sei das immer noch redlicher als die Kritik der Leutkircher Liste an dem Projekt. Deren Kritik wies Skrodzki als „Irreführung der Bürger“ zurück.

Diese Gruppe möchte, dass die bisher im Bahnhofshäuschen untergebrachte Kunstschule, die u.a. Kinderkurse anbietet, neue Erweiterungsmöglichkeiten erhält. Und so womöglich zu einem ‚Kommunikationszentrum‘ heranwächst. Neben dieser bürgerfreundlichen Nutzung und den weitaus geringeren Kosten für die Sanierung als Pluspunkte spricht nach Meinung der Leutkircher Liste vor allem die Ansiedlung eines ortsfremden Gastronomen gegen die Skrodzki-Pläne. Man fürchtet zusätzliche Konkurrenz für die ohnehin darbende, städtische Kneipen-Landschaft.

Bis zur nächsten Gemeinderatssitzung am 27. September ist noch völlig offen, welche der beiden Gruppen und welches Konzept sich durchsetzt: Die teure kommerzielle Nutzung, die den Investoren langfristige Einnahmen sichert, oder die billigere, kommunikative Alternative. Das Bahnhäuschen jedenfalls wird erhalten bleiben und so oder so aufgehübscht, soviel steht fest. Was in diesen Zeiten ja auch nicht üblich ist.

Autor: hpk