Wie aus Demonstrationen ein Dialogformat wurde
In Friedrichshafen dreht in diesem Jahr der „Frühstücksbus“ bereits zum dritten Mal eine Woche lang seine Runde und macht an unterschiedlichen Stationen halt, um zum Gespräch einzuladen. Dahinter steckt eine Gruppe politisch interessierter Menschen, die zunächst als loser Zusammenschluss aktiv waren und schließlich zum Jahresende 2017 den gemeinnützigen Verein „Frühlingserwachen“ gegründet haben. Mit ihnen hat sich unsere Autorin zum Gespräch getroffen.
Der Name ist beinahe das Einzige, was von den ersten Anfängen übrig geblieben ist, denn zu Beginn war nicht der Dialog das Ziel. „Es ging ums Aufwachen, darum, dass die ganze Gesellschaft in einen Winterschlaf gefallen ist und sich von den Rechten erzählen lässt, dass Geflüchtete eine große Gefahr darstellen.“, erläutert Luca Messerschmidt, der von Anfang an dabei war und heute eines von drei Sprecher- bzw. Vorstandsämtern des Vereins bekleidet. „Am Anfang ging es uns vor allem darum, Rabatz zu machen und zu zeigen: Die AfD ist hier nicht erwünscht.“, erinnert sich David Mairle, der ebenfalls vom Tag eins an der Initiative treu geblieben ist.
Das erste gemeinsame Teetrinken
Im Januar 2016 begann „Frühlingserwachen“, Gegenveranstaltungen vor dem größten Veranstaltungshaus in Friedrichshafen, dem Graf-Zeppelin-Haus, zu organisieren, während drinnen die AfD ihre Veranstaltungen abhielt. Jeweils in ein bis zwei Wochen wurde eine Aktion geplant, immer dann, wenn ein neuer Besuch der Partei angekündigt gewesen war: künstlerisch kreativ verliehen sie ihrer Ablehnung Ausdruck. „Dabei waren wir nie rein studentisch, obwohl das die Tageszeitungen oft so berichtet haben. Es waren von Anfang an Gewerkschafter dabei, Vertreter demokratischer Parteien und sogar Passanten haben sich uns spontan angeschlossen.“, erzählt Mairle. Umgedacht hätten sie dann, als sie bei einer der Aktionen länger geblieben seien und so mit Sympathisanten der AfD ins Gespräch kamen. Daraus sei die Idee entstanden, einen anderen Weg zu wählen, das erste gemeinsame Teetrinken wurde ins Leben gerufen.
Frühlingserwachen e.V.
… ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Friedrichshafen, der sich für eine weltoffene und tolerante Gesellschaft vor Ort einsetzt. Frühlingserwachen bietet verschiedene Formate an, die das Gespräch fordern (u.a. politisches Speeddating). Die Vereinsmitglieder glauben, dass ein Zusammenleben in aller Vielfalt möglich ist.
Der Frühstücksbus ist das größte Dialogformat von Frühlingserwachen. Mit kostenlosem Kaffee, Tee und Gebäck tourt er eine Woche lang durch einen Ort und macht täglich in einem anderen Ortsteil Halt, wo ein mobiler Gesprächsraum geschaffen wird, der niederschwellig für alle zugänglich ist. Mit dabei ist jeweils ein Standortteam von vier bis fünf Menschen, die sich im Vorfeld in einem professionellen Workshop im achtsamen Zuhören und gewaltfreier Kommunikation an Stelle von Gegenargumentationen geübt haben. Durch das kostenlose Angebot sind auch Menschen willkommen, die sich keinen Kaffee außer Haus leisten könnten.
„Wir hatten viel zu wenig heißes Wasser dabei und so ließ uns der Hausmeister spontan in die Küche. Da gab es einen ganz alten Wasserkocher, der total langsam war.“, erinnert sich Messerschmidt an den ersten Versuch eines Dialogangebots. Das Ergebnis? „Wir waren baff. Wir haben die Leute richtig irritieren können, wie wir da standen und ihnen Tee anboten.“ Johanna Reichel: „Ich will dazu sagen, dass wir nach den ersten Veranstaltungen immer mit einem richtig schlechten Gefühl nach Hause gegangen sind, innerlich aufgewühlt, verärgert. Wir haben schon schnell gemerkt: Das ist nicht konstruktiv, was wir da machen. Und dann kam das Teetrinken, das war viel besser. Da wurden Fronten aufgeweicht.“
Ein mobiles Dialogkonzept
Es folgte ein Bürgerfest am 6. März im benachbarten Lammgarten während einer weiteren Parteiveranstaltung, diesmal als eigenständiges Meeting und nicht als reines Gegenprogramm. „Das war das erste Mal, dass wir richtig gemerkt haben, dass das, was wir machen, auch einen Wert für die Stadtgesellschaft hat.“ Gleichzeitig sei ihnen aber klar gewesen, dass der Wirkungsradius zu klein gewesen sei. Die Menschen hätten schließlich gezielt in den Biergarten an der Uferpromenade kommen müssen. Und so sei schließlich die Idee entstanden, ein mobiles Dialogkonzept ins Leben zu rufen. „Ich habe mich mit dem damaligen Leiter der Netzwerkstelle für Asyl, Thomas Köhler, zum Kaffee getroffen und ihm von unseren Erfahrungen erzählt“, erinnert sich Messerschmidt. Köhler habe zugehört und schließlich gemeint, er habe ja immer schon von so einer Art Frühstücksmobil geträumt, das durch die gesamte Stadt toure und Menschen beim Kaffee zum Gespräch einlade.
Gesagt, getan. Von den „Flüchtlingsdialogen des Landes“ gefördert, bei einem Netzwerktreffen für Ehrenamtliche für gut befunden, wurde der erste „Frühstücksbus“ zur Landtagswahl 2016 in die Tat umgesetzt.
„Wir haben gemerkt, dass wir einen Nerv treffen und offene Türen einrennen“, erinnert sich Reichel. „So viele Leute haben uns geholfen.“ Den Bus stellte die Arkade – ein Ravensburger Trägerverein gemeindepsychiatrischer Angebote mit Untergruppe in Friedrichshafen -, die Kaffeemaschine der örtliche Weltladen, Lebensmittel gab es von Supermärkten und von Bäckereien teilweise reduziert, teilweise gratis, und das Team setzte sich aus vielen Engagierten zusammen, darunter unter anderem Gemeinderätin Christine Heimpel von der SPD, Streetworkerinnen der Arkade, Ehrenamtlichen des Eine-Welt-Vereins und der Bahnhofsmission sowie dem Leiter der Teestube, Jürgen Kegelmann.
Acht Standorte in sieben Tagen und zahlreiche Gespräche später war klar: „Das machen wir weiter.“ Florian Nägele von der Arkade urteilte in einer Abschlussrunde: „„Ich hab die Idee anfangs echt für sehr naiv gehalten. Und dann habe ich euch während der Woche besucht und gesehen: das ist ja voll aufgegangen!“
Vorurteile abgebaut, Zusammenhalt gestärkt
Das Konzept habe sich dabei aus den Erfahrungen mit Gegendemonstrationen entwickelt. „Wir haben gelernt, dass Dagegenhalten und Dagegenreden nichts bringen. Vielmehr möchten wir Menschen dazu anregen, mit Menschen in Kontakt zu treten, die eben nicht ihre Meinung teilen.“, erläutert Reichel. So könnten Vorurteile abgebaut und ein stärkerer Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft geschaffen werden.
„Friedrichshafen ist bunt, vielfältig und zeichnet sich durch viele kleine Projekte und jede Menge Zivilcourage aus. Was schon lange klappt, kann auch in Zukunft funktionieren. Wir vertreten ein positives und hoffnungsvolles Verständnis von Vielfalt und gemeinschaftlichen Zusammenleben.“, heißt es dazu im Leitbild von „Frühlingserwachen“.
Für die Zukunft wünscht sich „Frühlingserwachen“ viele Engagierte, die andernorts ebenfalls einen Frühstücksbus etablieren, der ein- bis zweimal im Jahr die Runde macht. Zur Unterstützung bietet der Verein Vorlagen für Flyer und Plakate sowie Pressemitteilungen, eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, persönliche Beratung und gegebenenfalls sogar die Vermittlung von Fördermitteln an.
Lena Reiner
Kontakt: info@fruehlingserwachen.org – Webseite: www.fruehlingserwachen.org
Lieber Herr Groß,
das wünsche ich Ihnen auch.
Herzliche Grüße.
Liebe Frau Reiner,
nun doch noch mal, es liegt mir fern, den Beteiligten in irgendeiner Form zu unterstellen, sie hätten „Geld zweckentfremdet oder die Verwendung falsch angegeben“, auch wenn notgedrungen mal ein eigenes Konto verwendet werden musste. Ich hoffe, der Eindruck ist im Zusammenhang mit meinen Kommentaren zu frühlingserwachen nicht entstanden. Alle Beteiligten machen ganz sicher eine wichtige unterstützenswerte Arbeit.
Liebe Frau Reiner.
Ein Lob, das nicht warten kann. Das war wirklich eine tolle und aufschlussreiche Fleißarbeit. Dem Frühlings – Projekt wünsche ich ein gutes gelingen und Ihnen ein schönes Osterfest.
Lieber Herr Groß,
schön, dass Sie sich ebenfalls Ehrlichkeit und Offenheit wünschen, denn dafür steht Frühlingserwachen. Alle Formate, die Frühlingserwachen durchführt, finden im öffentlichen Raum statt und jeder kann mitmachen und vorbeikommen. Danke für den Hinweis zu der Transparenzinitiative, das gebe ich gern mal weiter, ist bestimmt ein guter Schritt für den noch sehr jungen Verein.
Generell legt Frühlingserwachen stets Wert auf Vernetzung – das Team besteht aus Student*innen, Anwohner*innen, Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen der Bahnhofsmission, Arkade, Teestube, eine-Welt-Verein etc., wie im Artikel ja auch bereits aufgeführt wurde. Diese Menschen haben sich alle Frühlingserwachen angeschlossen, weil sie sich für einen stärkeren Zusammenhalt vor Ort einsetzen möchten. Vor Ort meint in diesem Fall Friedrichshafen. Wenn sich Ortsgruppen in Langenargen und anderswo finden, dann konzentrieren sich diese ebenfalls auf ihre Stadt, denn das ist das Ziel. Gemeinschaft kann nur vor Ort entstehen und nur im offenen Austausch, der für alle ohne Türschwelle und Einkommensschwelle dazwischen zugänglich ist. So die Überzeugung. Daher finden die Formate einschließlich des Frühstücksbusses immer im Öffentlichen statt und immer kostenlos.
Das Ziel ist dabei sehr niederschwellig und einfach: den Dialog zwischen allen Menschen fördern.
Es geht dabei eben nicht um eine Opposition, sondern um das Miteinander. Ich weiß nicht, wie ich es noch ausdrücken muss, dass es Ihnen verständlich wird.
Frühlingserwachen ist seit Anfang des Jahres ein gemeinnütziger e.V. – also alles ganz sauber und überprüft. Und für die Zeit davor: Falls Sie schon einmal mit Landesmitteln für Projekte gearbeitet haben: Da wird jeder Euro zweckgebunden erteilt und genau überprüft, ob er seinem Zweck zukam.
Die finanziellen „Zuwendungen“ werden daher auch hier stets projektbezogen erteilt und genau so abgerechnet wie alle Landesmittel, d.h., was nicht projektbezogen verwendet wird, muss rückerstattet werden. Beim Frühstücksbus variiert die Höhe des Betrags je nach Sachleistungen, die ich ja aufgeführt hatte. Nicht zweckgebundene Fördergelder hat Frühlingserwachen bislang nie erhalten.
Beim diesjährigen Frühstücksbus übernimmt das Land hoffentlich wieder die Moderationskosten für den Vorbereitungsworkshop, der von einem Profi durchgeführt wird, der für diesen Anlass für einen Stundensatz von lediglich 25€ arbeitet, was sein Beitrag zu der Sache ist. (Hierfür fallen dann insgesamt 300€ an).
Des Weiteren werden die Musiker für das Abschlussevent finanziell entschädigt, was sich die letzten Male auf 400€ pauschal belief.
Für Brezeln etc. wird dieses Mal die Stadt aufkommen, insofern die Sachspenden durch Bäckereien nicht ausreichen und hat einen Betrag bis maximal 800€ zugesagt, der direkt an die Bäckerei bezahlt wird, also nur in tatsächlicher Höhe erstattet wird. Des Weiteren kommen pro Outdoorstandort 250€ für den Stromverteilerkasten hinzu, hier wird allerdings noch über ein Entgegenkommen seitens der Stadtwerke verhandelt.
Benzinkosten gibt’s natürlich auch, die halten sich beim nicht so riesigen Stadtgebiet Friedrichshafens in Grenzen.
Man kann in Summe also von einer maximalen finanziellen „Zuwendung“ von etwa 2500€ sprechen, wobei ich die Bezeichnung für missverständlich halte, da sie suggeriert, dass sich irgendjemand Geld in die eigene Tasche stecken würde. Da FE bis letztes Jahr keine eigene Rechtsform hatte, wurde alles direkt bezahlt und es verblieb kein Geld auf irgendeinem eigenen Konto. In Zukunft läuft es natürlich über das Vereinskonto, aber zweckgebunden heißt auch weiterhin zweckgebunden. Vereinsmitglieder bekommen auch keine Aufwandsentschädigungen. Die sind alle Überzeugungs“täter*innen“. (Ich habe beauftragt von der Netzwerkstelle für Asyl in Friedrichshafen und als Journalistin die Anfänge von außen begleiten dürfen – kenne also beide Sichtweisen, inzwischen auch die innere.)
In diesem Sinne: Frühlingserwachen freut sich über jede Ortsgruppe, auch über eine in Langenargen. Falls Sie einen Frühstücksbus oder ein anderes Format durchführen möchten: melden Sie sich gern wie angegeben.
Liebe Frau Reiner,
es wäre wünschenwert, dass sich solche Vereinigungen der Initiative Transparente Zivilgesellschaft von Transparency Deutschland anschließen, wie es zum Beispiel der NABU vorbildlich vormacht.
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass mit Hilfe von Regierungsstellen immer mehr Partei-Unterstützungsorganisationen für etablierte Parteien entstehen und die berechtigten Bürger*Inneninteressen auf der Strecke bleiben. Man darf kurz Dampf ablassen und das war es dann schon. Aus Langenargen ist die leidvolle Erfahrung bekannt, dass die Bürger von, in diesem Fall allen Parteien, nur Spott erfahren haben, bis sie sich als außerparlamentarische Vereinigung lautstark Gehör verschafft haben, nachdem sie den vorangegangenen Parteipolitischen Spott aller Fraktionen nicht mehr ertragen wollten: „Ihr habt uns gewählt, Ihr müsst mit unseren Entscheidungen leben“, war immer wieder aus dem Rathaus zu hören. Gegen Verschwendungssucht und viele versuchte Rechtsbrüche, gerade in Langenargen, durch Politiker und Gemeinderäte scheint es, ist kein Kraut gewachsen. Es ist übrigens nicht nur in Langenargen, ich könnte hier außerparlamentarische Initiativen entlang des gesamten nördlichen Seeufers bis KOnstanz nennen, wie z.B. die Kampangne ECHT-BODENSEE-CARD-NEIN-DANKE und verschiedene mehr, die ohne Landesmittel auskommen und gerade im Zusammenhang mit den Rechtsstreitigkeiten gegen die Deutsche Bodensee Tourismus GmbH und deren „Datenkrake“ für einen besserern ÖPNV nach dem Vorbild des Vorarlberger Verkehrsverbund einsetzen. Die Reaktionen auf Anfragen seitens der Einheimischen, auch der von Ihnen genannten Gemeindevertreter, scheinen mir erbärmlich. Jetzt soll mit Frühlingserwachen wohl neue Hoffnung geweckt werden. Aber viel zu oft kamen keine Antworten. Die Deutsche Bodensee Tourismus GmbH darf, scheint es, mit der Verschwendung von Steuergeld und Zustimmung von Land-, Kreisrat und etablierten Gemeinderäten fortfahren, wie auch der Airport Friedrichshafen und andere. Die Gemeinderätin der SPD, ich habe sie gewiß oft angeschrieben – sie betonte dann immer „nur für den Gemeinderat Friedrichshafen“ zuständig zu sein, antwortete seit über einem Jahr gar nicht mehr, wie auch ihre Parteigenossen der SPD, einschließlich Leon Hahn (SPD). Was die Beteiligung an der Kommunalpolitk betrifft, seien Sie sicher, dass in die Gemeinderäte, beginnend mit Langenargen, bald wirkliche BürgerInnenvertreter einziehen und nicht nur gehorsame ParteisoldatInnen. Die Menschen in Langenargen haben keine Scheu in ein Rathaus zu gehen, sie verstehen nur nicht, dass ihre Fragen nie oder nicht ehrlich beantwortet werden. Den Langenargenern ist wichtig von den Politikern gehört und nicht verhöhnt zu werden. Aber vielleicht stellen die Betreiber des Frühlingsvereins den Bus einmal für ein paar Tage in Langenargen auf, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. So und nun zur Transparenz, wie groß fallen denn die finanziellen Zuwendungen aus dem Landes-, Kreis-, den Gemeindekassen oder von politischen Stiftungen aus. Das wäre doch mal die bessere Antwort als die, dass der „Bäcker von nebenan“ einen Hefezopf spendet.
Ein P.S. zur Finanzierung: Im Artikel steht, wie so ein Frühstücksbus zustande kommt, aber ich zeige es gern einmal ausführlich auf:
Kaffeemaschine: kostenlos vom Eine-Welt-Verein ausgeliehen
Kaffee, Tee: Fairtrade als Sachspende erhalten von der lokalen Teestube
Äpfel: Sachspende von Landwirten, die die Idee gut finden
Fahrzeug/Bus: kostenlos von der Arkade gestellt
„Personal“: alle ehrenamtlich engagiert ohne irgendwelche finanziellen Erstattungen – u.a. Streetworker*innen, Gemeinderät*innen, Student*innen, Mitarbeiter*innen der Stabstelle für Integration…
sonstige Lebensmittel: von Supermärkten als Sachspende erhalten
Backwaren: zum vergünstigten Preis erhalten, Kuchen und Hefezopf als Spende
In Summe kommt da gar kein so großer Betrag zusammen.
Finanzspritze bislang: städtische Gelder und Gelder vom Land – wie im Text genannt anfangs im Rahmen der Flüchtlingsdialoge, dieses Jahr voraussichtlich im Rahmen der Nachbarschaftsdialoge.
Das bunte Design der Webseite basiert auf den Farben des Vereins, die im öffentlichen Raum sehr gut ankommen, da sie gerade auch während der Wahlkampfzeiten klar machten, dass da keine Partei steht, sondern ein Angebot für alle Menschen besteht. (Ab davon symbolisieren sie die Vielfalt.)
Lieber Herr Groß,
Frühlingserwachen geht es nicht darum, sich von irgendwelchen Parteien zu unterscheiden oder sich generell mit ihnen zu vergleichen. Frühlingserwachen ist keine Partei und möchte auch keine werden. Das möchte ich zu Beginn nochmals klarstellen, da darüber bei Ihnen offensichtlich Unklarheit besteht.
Auch geht es Frühlingserwachen mitnichten darum, irgendwelche politischen bestehenden Einrichtungen zu ersetzen, sondern eine Lücke zu füllen, die tatsächlich besteht. Ein aufsuchender mobiler Dialog ist etwas völlig anderes als eine Bürgersprechstunde in irgendeinem Büro. Und das denkt nicht bloß FE. Das Staatsministerium unter Frau Erler hat den Frühstücksbus von der Geburtsstunde an gefördert, die „Copycats“ in Erfurt erhielten den zweiten Thüringer Demokratiepreis…
Und marktschreierisch laut ist dabei gar nichts. Das ist auch wiederum keins der Ziele des Formats.
Vielmehr geht es Frühlingserwachen darum, Menschen sämtlicher politischer Gesinnungen zusammenzubringen und gemeinsam eine gute Basis des Zusammenlebens zu finden. Das kann nur durch Austausch und Gespräche passieren und für eben jene braucht es Begegnungsorte.
Falls Sie den gesamten Text gelesen haben: FE hat sich von „gegen die AfD“ ausgehend deutlich weiterentwickelt und wird u.a. auch von Gemeinderätinnen und -räten sowie Anhänger*innen aller demokratischen Parteien unterstützt. Gerade eine Gemeinderätin der SPD – im Text auch genannt – gehört zu den Aktiven von Frühlingserwachen und war gerade in Puncto Dialoge von Anfang an ganz vorn mit dabei, auch als Gesprächspartnerin beim Frühstücksbus, der aber auch von weiteren Gemeinderätinnen besucht wurde, um mit Bürger*innen ins Gespräch zu kommen.
Ich wundere mich daher sehr, woher Ihr lesbarer Zorn kommt und wieso Sie zu erklären versuchen, wieso ein Frühstücksbus unnötig ist, während sie etablierte Strukturen gegen ihn „aufwiegen“. Er ist nicht dazu gedacht, den Gemeinderat zu ersetzen, im Gegenteil!
Auch für Beteiligung an der Kommunalpolitik bieten sich hier vorteilige Effekte:
Menschen, die eine Hemmung haben, ein Rathaus und eine Gemeinderatssitzung zu betreten, kommen gerade durch das Format eines Frühstücksbusses mit eben jenen Leuten ganz unkompliziert in Berührung, vor denen sie sich sonst aus unterschiedlichen Gründen scheuen. Es gibt sogar einige, die nach den Gesprächen mit „unseren“ (also den Häfler) beim Bus anwesenden Gemeinderätinnen dann tatsächlich öfter mal ein offizielles Gebäude freiwillig betreten haben.
Gerade eine Einrichtung wie das Forum Langenargen könnte einen solchen Bus durchführen, um bekannter zu werden und eben auch Menschen zu erreichen, die sich „politisch abgehängt“ oder „missachtet“ fühlen.
Wer könnte sich vorstellen, nächstes Jahr bei den Gemeinderatswahlen als Parteilose*r anzutreten? Diese wichtige Frage richtete das Forum Langenargen an die Einwohner*innen der fast 8.000 Seelengemeinde Langenargen. Mir stellt sich die Frage, was denn diese immer neuen Initiativen wirklich beabsichtigen und wer für die finanzielle Ausstattung sorgt. Ich meine, es ist ja gut und richtig eine Partei wie die AfD immer wieder in die Schranken zu weisen. Dazu braucht es kein Frühlingserwachen oder einen Frühstücksbus. Wo unterscheiden sich denn nun CDU, FDP, Freie Wähler, Bündnis 90/Grüne und die, immer wieder stur links genannte, SPD von dem Frühlingserwachen? Was bleibt zurück? Haben wir durch den Verein bessere, gerechtere ÖPNV Tarife, einen Mitstreiter für soziales Engagement vor Ort oder nur eine neue Talk-Show auf öffentlichen Plätzen. Für alle, denen Hart aber fair, Anne Will oder Sandra Maischberger nicht reichen? Streitet Frühlingserwachen für echte Bürger*innen-Themen wie einen Sozialtarif für arme Menschen, die den Tafelladen nicht erreichen, kostenlose Schülerbeförderung oder dafür, dass Bahnen und Busse weniger überfüllt, billiger pünktlicher oder sauberer sind und dass Berufspendler und Schüler*innen besser an ihren Arbeitsplatz kommen? Ich meine, selbst der alte Demokratiekämpfer Roland Biniossek (Die Linke) bewegt, auf unserer Seeseite, seit vielen Jahren mehr als der POP UP Laden dieser Initiative. Wer die Internetseite besucht, den erwartet eine Farborgie, große Buchstaben und wenig Inhalt und auch kein Hinweis darauf, wer dieses Spektakel finanziert. Der Kreis braucht dringend aufrichtige Menschen, für ein ehrliches, bürgerliches Engagement z.B. in den Gemeinderäten und zwar über einen längeren Zeitraum. Im Sommer, Frühling, Herbst und Winter. Es braucht aus meiner Sicht keinen Imbißstand der nach kurzem Gedankenaustausch, Speed-Dating genannt, nachdem die erste Wut über politisches Versagen und Verschwendungssuch im Kreis verrauscht ist, die Menschen desorientiert zurück lässt. Wer mehr erfahren möchte, sollte das http://www.forum-langenargen.de im Netz oder Gemeinderatssitzungen „rund um den See“ besuchen. Dort ist nichts farbig blendend oder marktschreierisch laut. Es wird aber auch nichts, aus möglicherweise politisch fragwürdigen Quellen oder öffentlichen Kassen des Landes-, Kreises oder Parteiorganisationen gespeist. Das Forum und die Gemeinderäte stellen sich offen allen Fragen. Eine echte, gewachsene und erfolgreiche Außerparlamentarische Opposition, die sich der Aufmerksamkeit, auch durch die seemoz-Redaktion empfiehlt. Es bleibt die Hoffnung, dass Lena Reiner die offenen Fragen zum Frühlingserwachen noch beantwortet und sich in Friedrichshafen und dem Kreisgebiet einmal gründlicher umsieht.